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Auswicklung

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Der Terminus A. taucht Anfang des 17. Jh.s als Übersetzung von lat. explicatio und evolutio bei Autoren wie Jakob Böhme (1575–1624) und Philipp von Zesen (1619–1689) erstmalig auf und bezeichnet in Anlehnung an das Ausrollen einer Schriftrolle (↗ Schrift) die Darlegung von Begriffen, Gedanken oder Problemen. Die Idee, dass etwas Eingewickeltes ausgewickelt oder ausgepackt wird, findet sich bereits in frühen Schöpfungsmythen (↗ Mythos) und in der griechischen Naturphilosophie: Seit der Aufklärung wird mit A. bzw. ↗ Entwicklung ein ↗ Prozess kontinuierlicher Veränderung der kosmischen (↗ Kosmos), chemischen oder biotischen ↗ Natur sowie der ↗ Kultur, der Gesellschaft (↗ Gemeinschaft) und des ↗ Geistes bezeichnet. ↗ Theorien der A. können danach unterschieden werden, ob die Triebkräfte mehr von ↗ innen (Präformation) oder mehr von ↗ außen (Interaktion) kommen. In Bezug zum ↗ Raum gehen die endogenen Konzepte v.a. mit der Vorstellung der Vergrößerung einher – so etwa, dass aus dem Urknall das Weltall (↗ All) und aus dem Keim das Lebewesen wird –, dagegen die exogenen Konzepte v.a. mit der Vorstellung der inneren Verdichtung und Differenzierung (↗ Differenz) – so etwa die Teilung (↗ Teilbarkeit) der Zelle oder die ↗ Arbeit als Spezialisierung des Geistes. Beide Konzepte beinhalten oft die Idee des Aufstieges (↗ Abstieg) oder Fortschrittes (↗ Ende) vom qualitativ Niedrigeren zum ↗ Höheren (v.a. in der hegelschen Geschichtsphilosophie und darwinschen Evolutionstheorie), so etwa in Nicolai Hartmanns (1882–1950) Idee der Schichtung (↗ Schicht) des Seins (↗ Seinstopologie) (Hartmann 1948) und Fernand Braudels (1902–1985) Annahme einer ↗ langen Dauer unterhalb der Sozialgeschichte (Braudel 1949) oder in Reinhart Kosellecks (1923–2006) geologischer Sicht auf das historische ↗ Werden (Koselleck 2003). Gegenwärtige ↗ Diskurse über A. bzw. Entwicklung mit Bezug zum Raum fokussieren v.a. die Besonderheit der Entwicklung des Menschen als Kultur- und Geistwesen. Sie fragen z.B., über welche ↗ Räume Interaktionen unter Menschen möglich und verantwortbar sind. Das v.a. seit Anfang der 1990er Jahre diskutierte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung (↗ Nachhaltigkeit) (sucht nach neuen Zeithorizonten (↗ Zeit) für die Eingriffe in die Außen- (Eckart 2005 u. Welzer/Wiegand 2011) und Innenwelt (Reheis 2005) des Menschen.

Literatur: Kößler 1998; Schurig 1999.

Braudel, Fernand (1990): Das Mittelmeer, Frankfurt a.M. [frz. 1949].

Eckardt, Felix (2005): Das Prinzip Nachhaltigkeit, München.

Hartmann, Nicolai (31948): Zur Grundlegung der Ontotogie, Meisenheim a. Gl. [1935].

Kößler, Reinhard (1998): Entwicklung, Münster.

Koselleck, Reinhart (2003): Zeitschichten, Frankfurt a. M.

Reheis, Fritz (2005): Nachhaltigkeit, Bildung und Zeit, Baltmannsweiler.

Schurig, Volker (1999): Entwicklung, in: Enzyklopädie Philosophie, Bd. 1, hg. v. H. J. Sandkühler, Hamburg, 334–339.

Welzer, Harald/Wiegand, Klaus [Hg.] (2011): Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung, Frankfurt a. M.

Fritz Reheis

Lexikon Raumphilosophie

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