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Barbar

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Der Begriff B. ist abgeleitet von gr. barbaros für ‚fremdartig‘ (↗ Fremde), also ‚nichtgriechisch‘ oder auch ‚roh‘ und ‚ungebildet‘, und eine reduplizierte Lautnachahmung, die sich wohl ursprünglich auf die für die Griechen unverständliche ↗ Sprache ihrer Nachbarvölker (↗ Volk) bezieht. Bei den Griechen werden zwar vereinzelt Einfachheit und Natürlichkeit als positive Charakteristika der B.en angeführt, doch wird der Begriff, insbesondere nach den kriegerischen (↗ Frieden) Auseinandersetzungen mit den Persern im 5. Jh. v. Chr., zumeist pejorativ gebraucht. So stehen hellenozentrischem (↗ Okzident) Weltbild (↗ Anschauung) die B.en als kulturell Unterlegene der griechischen Zivilisation (↗ Kampf) gegenüber. Die Römer beziehen den Begriff zunächst im Sinne von ‚nichtgriechisch‘ auch auf sich selbst, doch wandelt sich B. bald zu einer Bezeichnung (↗ Geopoetik) für die Völker an den Rändern (↗ Rand) des Imperiums, denen die griechisch-römische Bildung fehlt. Nach der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion des Römischen ↗ Reiches im Jahr 380 wird B. auch zunehmend als Ausdruck für Andersgläubige verwendet. Ab dem Spätmittelalter werden in Europa als Land der B.en sowohl die Küstenregionen Nordafrikas (von B. abgeleitet auch ‚Berberei‘ genannt) als auch Teile Nord- und Zentralasiens (↗ Orient) bezeichnet. Der Historiker Arno Borst (1925–2007) sieht in B. ein „europäisches Schlüsselwort“ (1988, 19), doch sind ähnliche Vorstellungen auch in Asien verbreitet. In Indien ist in Sanskrit mleccha die gängigste Bezeichnung für kulturell und sprachlich fremde Völker, doch auch das möglicherweise aus dem Griechischen entlehnte Wort barbara wird im Sinne von B. gebraucht. Der chinesische Begriff Yi wird häufig als B. übersetzt, da die zugrunde liegende Vorstellung jener der Griechen ähnelt. Bereits in den konfuzianischen Klassikern, wozu ab dem 2. Jh. v. Chr. fünf, später bis zu dreizehn Werke zählen, werden die Yi-B.en zumeist als den Chinesen kulturell unterlegen und in den Randgebieten der bekannten ↗ Welt lebend dargestellt. Außerdem werden die B.en nach den Himmelsrichtungen (↗ Richtung) unterschieden, wobei innerhalb dieser räumlichen Differenzierung (↗ Differenz) die Yi allein dem Osten, die Rong dem Westen, die Man dem Süden und die Di dem Norden zugeordnet sind.

Literatur: Bauer 1980; Schillinger/Alexandre 2008; Thapar 1971.

Bauer, Wolfgang [Hg.] (1980): China und die Fremden, München.

Borst, Arno (1988): Barbaren, Ketzer und Artisten, München/Zürich.

Schillinger, Jean/Alexandre, Philippe [Hg.] (2008): Le Barbare, Bern.

Thapar, Romila (1971): The Image of the Barbarian in Early India, in: Comparative Studies in Society and History 13/4, 408–436.

Martin Hofmann

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