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Begegnung

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B. bezeichnet das physische Zusammentreffen mindestens zweier Körper. Das ‚Zusammentreffen‘ zwischen Menschen entsteht nach Georg Simmels (1858–1918) ↗ Sozialgeometrie als B. aus der Bewegung im ↗ Raum heraus. Es befindet sich als ‚Rendezvous‘, welches ↗ Ort und ↗ Praxis zugleich beinhaltet, im Spannungsverhältnis „zwischen der Punktualität und Flüchtigkeit der Beziehung einerseits und ihrer räumlich-zeitlichen ↗ Fixierung andererseits“ (Simmel 1995, 150). Der Literaturwissenschaftler Michail Bachtin (1985–1975) bestimmt B. als einen ↗ Chronotopos, der stark mit dem des ↗ Weges verbunden ist und betrachtet B. als universelles Motiv einer räumlich-zeitlichen Einheit (Bachtin 2008, 21f.). Der Phänomenologe Edmund Husserl (1859–1938) bezieht sich in seinen Méditations cartésiennes von 1931 auf B. zwischen leiblichen Subjekten, aus welcher sich eine objektive ↗ Welt formiert. Entsprechend einer „Paarung“ (Husserl 1977, 114–116) führt die ↗ Wahrnehmung eines ähnlichen Körpers vom eigenen ↗ Leib aus (↗ Intentionalität) zur Bewusstwerdung der ↗ Anwesenheit (sog. Appräsentation) des anderen Subjektes. Dies bedeutet ein Verständnis durch Einfühlung (↗ Gefühl), insofern die ↗ Deixis das Dort des Anderen (↗ Fremde) für diesen ein Hier (↗ Origo) ist. Diese Intersubjektivität ist konstitutiv für die Kategorien der Transzendenz (↗ Ekstase), Objektivität und Wirklichkeit (↗ Kausalität). Durch jene Beziehung erfährt das eigene Subjekt in einem Raum der ↗ Relation eine temporale und spatiale Verortung. Die Soziologen Peter Berger und Thomas Luckmann (2007) beschreiben die alltägliche Konstruktion der Realität durch soziale, auf Vis-à-vis-Situationen basierende Interaktion. Neben der phänomenologischen Soziologie setzen sich Handlungstheorien (↗ Handlung) wie die von Erving Goffman (↗ Rahmen) und Systemtheorien wie die von Niklas Luhmann (↗ Form) mit B. auseinander.

Literatur: Bühl 2002; Zahavi 2009.

Bachtin, Michail M. (2008): Chronotopos, Frankfurt a. M. [russ. 1975].

Berger, Peter L./Luckmann, Thomas (2007): Die gesellschaft liche Konstruktion der Wirklichkeit, Frankfurt a. M. [amerik. 1966].

Bühl, Walter L. (2002): Phänomenologische Soziologie, Konstanz.

Husserl, Edmund (1977): Cartesianische Meditationen, Hamburg [frz. 1931].

Simmel, Georg (1995): Soziologie des Raums, in: ders.: Gesamtausgabe, Bd. 7, Frankfurt a. M., 132–183 [1903].

Zahavi, Dan (2009): Husserls Phänomenologie, Tübingen [amerik. 2003].

Robert Fischer

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