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Beengung

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Der Begriff B. (engl. crowding) bezeichnet dem Psychologen Daniel Stokols (1972) zufolge das subjektive Erleben von ↗ Dichte (engl. density), die ein objektives Maß (↗ Metrik) für die räumliche Begrenzung (↗ Grenze) einer ↗ Situation ist. Dichte gilt als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für B. und kann negative wie positive ↗ Emotionen auslösen (↗ Proxemik). Weitere Differenzierungen sind die zwischen ‚räumlicher Dichte‘ (verfügbarer Raum pro Person) und ‚sozialer Dichte‘ (Anzahl Personen pro Raumeinheit) sowie zwischen ‚Außendichte‘ (Einwohner pro qkm) und ‚Innendichte‘ (Personen pro qm Wohnfläche). Vorläufer der B.sforschung sind die Psychologien der ↗ Massen von Gustave Le Bon (1841–1931), Scipio Sighele (1868–1913) und Gabriel Tarde (1843–1904) sowie Serge Moscovici mit seinem Übersichtswerk Das Zeitalter der Massen von 1986, daneben die Forschungen zur ↗ Stadt der Chicagoer Schule mit Robert E. Park (1864–1944). In den 1960er Jahren etabliert sich die B.sforschung im Schnittfeld von Sozial- und Umweltpsychologie: Die Tierforschung beschäftigt sich mit Stress von Tieren, die auf engem Raum (↗ Enge) leben. Humanstudien beforschen social ills wie Kriminalität oder Vandalismus als Folge von B. Experimentell und quasiexperimentell werden Wirkungen individueller, sozialer, räumlicher und kultureller Faktoren auf das Entstehen von B. in Gefängnissen (↗ Panoptismus), Heimen oder Krankenhäusern untersucht (Baum/Paulus 1987). Theoretisch erklärt das Überlastungsmodell (Saegert 1981) B. als Folge einer Überlastung der Informationsverarbeitung, das Störungsmodell (Schopler/Stockdale 1977) nimmt Blockierungen des Verhaltens als Ursache von B. an und das Kontrollmodell (Altman 1975) sieht die Ursachen in der ↗ Wahrnehmung eines Kontrollverlustes über Beziehungen (↗ Relation) zwischen Person und ↗ Umwelt. In jüngster Zeit verlagert sich die Forschung von labor- hin zu feldexperimentellen Studien (↗ Feld) über langfristige Verhaltensfolgen in Alltagssettings (↗ Schauplatz) mit hoher Dichte und B. (Evans/Werner 2007).

Literatur: Kruse 1986.

Altman, Irwin (1975): The Environment and Social Behavior, Monterey.

Baum, Andrew/Paulus, Paul B. (1987): Crowding, in: Handbook of Environmental Psychology, hg. v. D. Stokols u. I. Altman, New York, 533–570.

Evans, Gary W./Werner, Richard E. (2007): Crowding and Personal Space Invasion on the Train, in: Environmental Psychology 27, 90–94.

Kruse, Lenelis (1986): Conceptions of Crowds and Crowding, in: Changing Conceptions of Crowd and Behavior, hg. v. C. F. Graumann u. S. Moscovici, New York, 117–142.

Saegert, Susan (1981): Crowding and Cognitive Limits, in: Cognition, Social Behavior, and the Environment, hg. v. J. H. Harvey, Hillsdale, 373–391.

Schopler, John/Stockdale, Janet E. (1977): An Interference Analysis of Crowding, in: Environmental Psychology and Nonverbal Behavior 1, 81–88.

Stokols, Daniel (1972): On the Distinction between Density and Crowding, in: Psychological Review 79, 275–277.

Urs Fuhrer

Lexikon Raumphilosophie

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