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B. bezeichnet eine archäologische Methode der Raumerkundung oder räumlichen Sichtung (engl. survey), die zugleich als Analysewerkzeug dient. Ziel einer B. ist die Entschlüsselung einer ↗ Landschaft als Konstruktion anthropogener (↗ Reichweite) wie auch natürlicher (↗ Natur) ↗ Kräfte. Hierzu werden innerhalb eines festgelegten Gebietes alle aussagekräftigen Informationen gesammelt. Der Untersuchungsgegenstand der B. ist die ↗ Oberfläche einer ausgewählten Landschaft, die als Abschluss einer Sequenz (↗ Serie) in großen ↗ Zeiträumen überlagerter ↗ Schichten angesehen werden kann. Aus den Ergebnissen lassen sich die räumliche Strukturierung (↗ Struktur) und die Organisation einer Landschaft in ihrem historischen Wandel (↗ Werden) rekonstruieren, um daraus Evidenzen für die sozioökonomische, politische und kulturelle (↗ Kultur) Praxis (↗ Praktiken) der Menschen zu einem gegebenen Zeitpunkt im Untersuchungsareal ablesen zu können. Die B. hat sich neben der Grabung als archäologische Feldmethode (↗ Feld) etabliert. Während die Grabung punktuell Kulturschichten vertikal (↗ Höhe) abträgt, wird während einer B. die Oberfläche horizontal (↗ Horizont) erkundet, wobei generell alle auf der Oberfläche sichtbaren Reste (↗ Ruine) dokumentiert werden: vom Mauerrest (↗ Mauer) bis hin zu ganzen Ortschaften. Durch verschiedene ↗ Prozesse können Dinge, die älteren Epochen angehören, aus tieferen Kulturschichten auf die Oberfläche gelangen, sodass hier multitemporale Fundassemblagen als Voraussetzung für eine historische Analyse anzutreffen sind. Die B. erfordert eine räumliche ↗ Orientierung und eine geographische Verortung im Gelände, die mit maßstäblichen topographischen ↗ Karten,↗ Kompass wie auch von modernen Satelliten (↗ Rasterung) unterstützten Ortungsgeräten (↗ Ortung) erfolgt. Die ↗ Wahrnehmung des Geländes basiert auf Entwicklungskonzepten zur Herausbildung räumlicher Perzeption (↗ Bild), die von der Zunahme räumlicher Komplexität ausgehen (Hart/Moore 1973): Bei der B. bilden zunächst Markierungspunkte (↗ Landmarke) räumliche Referenzstellen, die Einzelobjekte oder ↗ Orte sein können und über kartographische Koordinaten präzise einzumessen (↗ Geodäsie) sind. Routen (↗ Weg) wiederum sind sodann Sequenzen von Merkmalen oder Aktionen (↗ Handlung), die sich zwischen zwei Punkten zu einer ↗ Strecke zusammenfügen (↗ Beschreibung). Mit dem ↗ Wissen der B. wird schließlich die Fähigkeit bezeichnet, zwischen den Markierungspunkten und Routen Beziehungen herzustellen und sie in einen räumlichen Zusammenhang (↗ Zusammenschau) zu stellen. Aus dem Bestand der komplexen ↗ Daten zu ↗ Raum und ↗ Zeit können für die archäologische Landschaftsanalyse eigens nach speziellen Fragen (thematische) Karten generiert werden (↗ Kartierung), welche die raumzeitlichen Informationen strukturieren und die räumlichen Bezüge erkennbar machen: die Lage von Orten nach Epochen, Verbindungslinien (↗ Linie) etc. Des Weiteren müssen die Funktionen der jeweiligen Orte definiert werden: Nach der Aufstellung von Äquivalenzkategorien der einzelnen Orte können Unterschiede und Übereinstimmungen ihrer Nutzung im historischen Verlauf vergleichend herausgearbeitet werden. Die diachrone Perspektive der Landnutzungsklassifikationen (Neuanlage, Aufgabe oder Verlagerung von Orten) spiegelt den Umgang mit der Landschaft, bildet historische Kategorien räumlichen Verhaltens ab und macht die jeweils relevanten räumlichen ↗ Muster sichtbar. Die Diskussionen über die archäologische B. beziehen sich u.a. auf die Aussagekraft der Oberflächenfunde. Die Oberflächenfunde können auf ehemalige Orte verweisen, die unmittelbar in den verborgenen Schichten des Fundortes liegen, oder sie sind vom ursprünglichen Nutzungsort verlagert worden. Ferner wird diskutiert, inwieweit durch Menge und ↗ Ausdehnung der Oberflächenfunde Aussagen über die tatsächliche Größe eines Ortes getroffen werden können. Schließlich bestehen Kontroversen hinsichtlich der Ortsfunktionen.

Literatur: Alcock/Cherry 2004; Barker 1999/2000; Hart/Moore 1973; Hodder 1976; MacEachren 1992.

Alcock, Susan E./Cherry, John [Hg.] (2004): Side-by-Side Survey, Oxford.

Barker, Graeme [Hg.] (1999/2000): The Archaeology of the Mediterranean Landscapes, 5 Bde., Oxford.

Hart, Roger A./Moore, Gary T. (1973): The Development of Spatial Cognition, in: Image and Environment, hg. v. R. M. Downs u. D. Stea, Chicago, 246–288.

Hodder, Ian (1976): Spatial Analysis in Archaeology, Cambridge.

MacEachren, Alan M. (1992): Application of Environmental Learning, in: Annals of the Association of the American Geographers 82/2, 245–274.

Franziska Lang

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