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Ballung

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B. ist ein zentraler Begriff der Debatten der Raumplanung (↗ Planung) und des Städtebaus (↗ Stadt). Die ‚ungesunde B.‘ in den Großstädten (↗ Megastadt), so der weitreichende – konservative wie reformerische Positionen vereinigende – Konsens in den städtebaulichen und raumplanerischen Gründungsdiskursen, wird zum einen und ähnlich wie der Begriff ↗ Masse mit politischer Instabilität, Revolte (↗ Wende) und Gewaltpotential (↗ Macht) assoziiert und fungiert als sprachliches Symbol (↗ Metapher) für die räumliche Auswirkung der Industrialisierung. Zum anderen ist bis hinein in die 1970er Jahre das Vorgehen gegen bestehende und die Verhinderung weiterer B.en ein zentrales Ziel (↗ Ende) der räumlich planenden Disziplinen. Das Ideal der ↗ Gartenstadt wird genauso gegen die B. von Menschenmassen in Großstädten konzipiert – so etwa in Die Stadt der Zukunft von Theodor Fritsch (1852–1933) aus dem Jahr 1896 –, wie die ‚neue Stadt‘ im nationalsozialistischen ↗ Diskurs gegen die auf der B. beruhende „entartete Großstadt“ (Feder 1939, 14) gerichtet ist. Aber auch nach 1945 wird der Konsens lange Zeit nicht in Frage gestellt, weder beim Konzept der ‚Stadtlandschaft‘ (↗ Landschaft), etwa bei dem Architekten Hans Scharoun (1893–1972) in seiner Vorstellung zum Wiederaufbau Berlins (Scharoun 2005), noch bei der Entwicklung der allgemein verbindlichen planungsrechtlichen (↗ Gliederung) und raumordnerischen Richtlinien (Göderitz et al. 1957). Erst Ende der 1960er Jahre wird begonnen, den negativ moralisierenden B.sbegriff durch die neutralere Bezeichnung Verdichtungsraum‘ zu ersetzen, was v.a. darauf zurückzuführen ist, dass zu dieser Periode mit dem lange Zeit verbindenden großstadtfeindlichen Diskurs gebrochen wird und dass mit dem ökologischen Diskurs (↗ Nachhaltigkeit) eine Umdeutung des mit dem B.sbegriff umschriebenen Phänomens einsetzt. Dass sich der Begriff B. bis heute in der raumplanerischen und städtebaulichen Diskussion findet, scheint jedoch als Anzeichen dafür gelten zu können, dass in den Planungsdisziplinen bis heute eine grundlegende Auseinandersetzung mit den der Disziplin zugrunde liegenden Raumverständnissen und -begriffen kaum geführt wird.

Literatur: Bergmann 1970; Durth/Gutschow 1988; Leendertz 2008.

Bergmann, Klaus (1970): Agrarromantik und Großstadtfeindschaft, Meisenheim a. Gl.

Durth, Werner/Gutschow, Niels (1988): Träume in Trümmern, Braunschweig.

Feder, Gottfried (1939): Die neue Stadt, Berlin.

Göderitz, Johannes/Rainer, Roland/Hoffmann, Hubert (1957): Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen.

Leendertz, Ariane (2008): Ordnung schaffen, Göttingen.

Scharoun, Hans (2005): Eröffnungsvortrag, in: Anthologie zum Städtebau, hg. v. V. M. Lampugnani, K. Frey u. E. Perotti, Bd. 3, Berlin, 39–48 [1946].

Nikolai Roskamm

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