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Worms und die Pfalzgrafen im 15. Jahrhundert

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Das mittelrheinische Städtenetz wirkte auch nach der Auflösung des Rheinisch-Schwäbischen Städtebundes von 1389 fort, etwa bei den Auseinandersetzungen der Wormser mit den Pfalzgrafen85. Dies zeigte sich etwa anlässlich des Konflikts um den Rheinzoll, den König Wenzel im Jahr 1396 in Worms einrichten ließ86. Die erhobenen zwölf Tournosen pro Fuder Wein sollten zu gleichen Teilen zwischen der königlichen Kammer und der Stadt aufgeteilt werden. Doch gegen diese neue Belastung des Rheinverkehrs erhob sich bald unter Führung Pfalzgraf Ruprechts II. massiver Widerstand. Diesem folgend sagten im Jahr 1397 zahlreiche Adelsherren aus der Region der Stadt Worms Fehde an87. Unter Vermittlung von Räten aus Mainz und Speyer konnten sich die Wormser jedoch am 27. Juni 1397 mit dem Pfalzgrafen einigen. Der Zoll wurde niedergelegt, doch durfte die Stadt die bereits eingenommenen Gelder behalten88. Ein weiteres Beispiel bieten die Reaktionen der Städte auf die Absetzung König Wenzels und die Königswahl Pfalzgraf Ruprechts III. im Jahr 140089. Als sich Mitte dieses Jahres der Konflikt zwischen dem König und seinen kurfürstlichen Gegnern am Rhein – den drei Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier und dem Pfalzgrafen – zugespitzt hatte, wandten sich beide Parteien schon frühzeitig an die rheinischen Städte90. Nach gemeinsamen Beratungen äußerten sich am 1. Juli Mainz, Straßburg, Worms, Speyer, Frankfurt und Friedberg den Kurfürsten gegenüber zurückhaltend. Ohne konkrete Hilfszusagen des Gegenkönigs wollten sie sich nicht im Vorhinein von Wenzel lossagen91. Am 21. August 1400 schufen die Kurfürsten jedoch mit der Absetzung Wenzels und der Königswahl Pfalzgraf Ruprechts III. vollendete Tatsachen.92 Nach Einholung eines juristischen Gutachtens, das das Handeln der Kurfürsten für rechtens erklärte93, traten die rheinischen Städte in Verhandlungen mit Ruprecht ein94. Am 5. Oktober erklärte der neue König, dass Mainz, Worms und Speyer ihn gemeinsam anerkannt hätten, woraufhin er selbst sowie die rheinischen Erzbischöfe den drei Städten Schutz gegen Feinde versprochen hätten, die sie wegen ihrer Parteinahme angriffen95. Nach ihrem Übertritt zu Ruprecht begannen die rheinischen Städte zwischen diesem und der Reichsstadt Frankfurt, die dem Pfälzer die Aufnahme verweigerte, zu vermitteln. Auf die Schlichtung der Kölner, Mainzer, Wormser und Speyerer hin gewährten die Frankfurter dem neuen König am 26. Oktober schließlich Einlass in ihre Mauern96. Ebenso griffen die Straßburger bei ihren Verhandlungen mit Ruprecht auf einen Vermittler vom Mittelrhein zurück, genauer gesagt auf Heinrich III. zum Jungen aus Mainz97. Als die Verhandlungen mit den mittelrheinischen Gemeinden zu einem Abschluss gelangt waren, begann der König mit seinem Umritt. Am 31. Oktober 1400 bestätigte er von Mainz aus die Privilegien der Stadt Worms98 und der dortigen Hausgenossen99. Am 3. November zog Ruprecht in die Stadt ein, wo ihm am folgenden Tag die Wormser Bürger vor dem Dom ihre Huldigung entgegenbrachten100.

Trotz der einmütigen Anerkennung Ruprechts durch Mainz, Worms und Speyer, trotz ihres Bündnisses mit Pfalzgraf Ludwig III. als Reichsverweser im Jahr 1401101 und obwohl die drei Städte gemeinsam am königlichen Landfrieden von 1404 teilnahmen102, fanden sich Worms und Speyer bald im Lager der Gegner des Königs wieder. Unter Führung Erzbischof Johanns von Mainz hatten sich am 14. September 1405 die Grafen von Baden und von Württemberg, die Stadt Straßburg sowie 17 schwäbische Reichsstädte zum Marbacher Bund zusammengeschlossen103. Darin vereinbarten sie gegenseitigen Beistand gegen den König, falls dieser ihre Rechte verletzte104. Wegen dieser gegen ihn gerichteten Zielsetzung verlangte Ruprecht die Auflösung des Bundes. Zu Beginn des Jahres 1406 kam es in Mainz und Speyer zu ergebnislosen Verhandlungen zwischen dem Marbacher Bund und dem König. Nachdem der Mainzer Erzbischof angeregt hatte, auch die drei Mittelrheinstädte in den Bund aufzunehmen105, traten Worms und Speyer diesem im Laufe des Jahres 1406 bei106. Die Wormser versprachen sich davon auswärtigen Rückhalt in ihren seit 1404 wieder akuten Auseinandersetzungen mit ihrem Klerus um den Weinschank107. Doch nachdem sich im Winter 1406/07 mit dem Erzbischof von Mainz die treibende Kraft des Marbacher Bundes mit König Ruprecht ausgesöhnt hatte, brach das Bündnis auseinander. In ihrem innerstädtischen Konflikt standen die Wormser nun ohne auswärtige Unterstützung da. So waren es der König und ausgerechnet Erzbischof Johann, die am 9. Juli 1407 in der so genannten Großen Pfaffenrachtung ein Urteil zum Nachteil der Wormser Stadtgemeinde fällten108.

Auch in der Folgezeit lässt sich ein vielfältiges Zusammenwirken der Wormser Außenbeziehungen zu Pfalzgraf, Mainzer Erzbischof und Nachbarstädten mit innerstädtischen Auseinandersetzungen ausmachen109. Schon im Jahr 1410 hatten die benachbarten Mächte, darunter Mainz und Speyer110, zunächst vergeblich versucht, zwischen dem neu gewählten Bischof Johann von Fleckenstein und der Stadt Worms, die ihm die Huldigung verweigerte, zu vermitteln. Erst im folgenden Jahr gelang es Erzbischof Johann von Mainz und Pfalzgraf Ludwig, einen Ausgleich herbeizuführen111. Als kurz darauf erneut ein Konflikt zwischen der Stadt auf der einen und Bischof und Klerus auf der anderen Seite ausbrach, konnten sich die Wormser auf mächtigen auswärtigen Rückhalt stützen. Am 25. November 1420 hatten sie nämlich zusammen mit Mainz und Speyer ein Bündnis mit Erzbischof Konrad III. von Mainz geschlossen112. Dieser war es auch, der gemeinsam mit dem Pfalzgrafen am 3. September 1424 eine Sühne zwischen den Wormsern und Bischof Johann vermittelte113. Die erfolgreiche Wormser Diplomatie der 1420er Jahre gipfelte in einem Landfriedensbündnis, das die Stadt im Jahr 1429 für fünf Jahre mit Pfalzgraf Ludwig, Erzbischof Konrad und der Stadt Speyer schloss114. Zwar fehlte Mainz – wohl aufgrund aktueller innerstädtischer Konflikte115 – in diesem Bündnis, doch schlossen sowohl die Speyerer als auch die Wormser jeweils eine Beteiligung an Aktionen des Bundes gegen diese Stadt für sich aus116. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Wormser außerdem ihrerseits mehrfach bei innergemeindlichen Konflikten in Mainz und Speyer als Vermittler engagiert117.

Eine neue Dimension des pfalzgräflichen Zugriffs auf Stadt und Bistum Worms118 markiert die Bischofswahl des Johannes Kämmerer, eines bedeutenden Humanisten und Spross des Wormser Adelsgeschlechts von Dalberg, im Jahr 1482119. Dieser war Kanzler Pfalzgraf Philipps I., und in dem anschließenden Konflikt zwischen Bischof und Stadt ergriff der Kurfürst damit eindeutig Partei. Der Streit entzündete sich an der Selbstbezeichnung der Gemeinde in ihrem Huldigungseid als »freie Stadt«, die der Bischof nicht akzeptieren wollte120. Im Laufe des Jahres 1483 ließ der Pfalzgraf der Stadt mit dem Eisbach ihre Wasserversorgung abgraben und Wormser Bürger überfallen und ausplündern121. In den Auseinandersetzungen der Stadt mit ihrem Bischof einerseits und dem Pfälzer andererseits hatten diese Kontrahenten den jeweils anderen auf ihrer Seite. So mussten die Wormser, offenbar auch aufgrund mangelnder Unterstützung der Nachbarstädte122, schließlich beiden gegenüber nachgeben. Nachdem sie zunächst Bischof Johannes auf einem Speyerer Schiedstag weitgehende Zugeständnisse machen musste, akzeptierte die Stadt am 9. Dezember 1483 notgedrungen einen Schirmvertrag mit Pfalzgraf Philipp I. über 60 Jahre. Neben einem einmalig ausgestellten Schuldbrief über 5000 Gulden sollte die Stadt dem Pfalzgrafen außerdem jährlich zu Weihnachten 300 Gulden zahlen123.

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