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Offene Fragen und Forschungslücken

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Es fehlen nach wie vor Arbeiten zur Entwicklung der städtischen Topografie und Fragen der äußeren Stadtentwicklung, des kommunalen Bauwesens34 sowie eine eingehende Analyse der städtischen Verfassungsentwicklung und der Rolle des Rates in vergleichender Perspektive, wozu sich vor allem Speyer anbietet. Dessen spätmittelalterliche Stadtgeschichte ist durch die grundlegende und auch methodisch vorbildliche Studie von Ernst Voltmer (1981) aufgearbeitet worden. Vor allem hinsichtlich des auch die Wormser Geschichte dauerhaft begleitenden Konflikts zwischen (vereinfacht formuliert) Geistlichkeit und Rat findet man hier weit über die untersuchte Stadt hinaus grundsätzlich wichtige Analysen zur mittelalterlichen Stadtverfassung und auch für die Schwesterstadt Worms sehr aufschlussreiche Beobachtungen zur Herrschaftsstruktur, zur Geistlichkeit, zu Unruhen und städtischer Religiosität35. Ebenfalls wichtig wären Untersuchungen über die quellenbedingt besonders schwer erkennbare Rolle der Zünfte36 und die Prosopographie der städtischen Führungsgruppen. Wir besitzen kaum Kenntnisse über die handelnden Gruppen und Familienverbände und ihren Einfluss auf den Gang der städtischen Verfassungsentwicklung seit dem 13. Jahrhundert. Bislang wenig untersucht sind trotz ihrer herausragenden Bedeutung und einer keineswegs schlechten Quellenlage die vielfältigen Konflikte zwischen der differenzierten Geistlichkeit und der Stadt bzw. ihrem Rat, die komplexen, mit den Entwicklungen im Umland und den Bündnisstädten eng verflochtenen innerstädtischen Auseinandersetzungen seit der Mitte des 13. Jahrhunderts sowie die seit etwa 1400 beschleunigte Entwicklung der Ratsobrigkeit37. Die für die Zeit um 1500 ausgezeichnete Überlieferungssituation erlaubt eine bislang noch ausstehende umfassende Strukturanalyse der Stadt Worms und einen Blick in die Kulturgeschichte der Stadt mit ihren in der neueren stadtgeschichtlichen Forschung forcierten Fragestellungen und Interessengebieten38. Eine solche Arbeit könnte auch einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Entwicklungen während der Zeit der reformatorischen Bewegung in Worms liefern. Festzuhalten ist zudem das Fehlen von Untersuchungen zum Verhältnis von Stadt und Kurpfalz bis in das 16. Jahrhundert, wiewohl die herausragende Bedeutung dieses Faktors für die Stadtgeschichte spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts außer Zweifel steht und die Quellensituation nicht schlecht ist39. Eine neuere Analyse der bedeutsamen und frühen Wormser Chronistik des 13. Jahrhunderts bleibt ebenso ein Desiderat wie die Behandlung des Siegelwesens der geistlichen Institutionen und bürgerlichen Familien40.

Auf dem Feld der Stifte und Klöster (siehe dazu unten S. 691–734) ist das Fehlen einer Arbeit zum Domkapitel besonders lebhaft zu bedauern, zumal auf diesem Gebiet neuere Studien für die Nachbarstädte Speyer, Mainz und Trier vorliegen; Vorarbeiten hat dazu Helmut Hartmann auch für den Vergleich mit den Nachbarbischofsstädten geliefert. Das Pfarreiwesen, der geistliche Grundbesitz und vor allem das Verhältnis von Zisterziensern und Stadt sind bislang ebenso wenig behandelt worden. Das gesamte Feld der städtischen Frömmigkeit, die vom Rat seit dem 15. Jahrhundert stark forcierte obrigkeitliche Religionsfürsorge und die Bemühungen um städtischen Einfluss auf diesen Bereich sowie die auch für das Verständnis der reformatorischen Bewegung sehr wesentlichen Fragen nach der Kritik am Klerus in der Situation um 1500 sind bislang kaum untersucht worden41. Vor diesem Hintergrund kann es sich bei dem folgenden Überblick lediglich um eine vorläufige Zwischenbilanz mit zahlreichen offenen Fragen handeln, die dringend der gezielten weiteren Erforschung bedürfen.

Geschichte der Stadt Worms

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