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Eine eingehende neuere Untersuchung der Entwicklung von Stadtverfassung und Ratsherrschaft für das späte Mittelalter fehlt. Grundlegend ist daher immer noch die 1897 bis 1901 erschienene »Geschichte der Rheinischen Städtekultur« von Heinrich Boos, deren dritter Band zudem eine auf das späte Mittelalter konzentrierte, sehr materialreiche und kulturgeschichtlich orientierte Strukturgeschichte zahlreicher Aspekte der inneren Stadtentwicklung bietet. Für die städtische Rechts- und Verfassungsgeschichte der Stadt vor allem im 14. und 15. Jahrhundert sowie für das Gerichtswesen liegt mit der Arbeit von Friedrich Battenberg eine neuere Studie vor, die vor allem die Tätigkeit der Gerichte in der Stadt erstmals genauer untersucht21. Auch die bereits im vorangegangenen Kapitel gewürdigten Arbeiten von Knut Schulz sowie die 1985 publizierte Darstellung von Burkard Keilmann zum »Kampf um die Stadtherrschaft« sind für das 13. Jahrhundert wesentlich; die Arbeit behandelt die Zeit bis 1293. Gerold Bönnen hat neben Studien zu den geistlichen Institutionen seit 1998 eine Studie zu Fragen der städtischen Verfassungstopografie (Dom als Rechtsort, die Beratungsorte des Stadtrates im Wandel, Frage der Ratskapelle etc.) sowie eine weitere zu städtischer Erinnerungskultur, Geschichtsschreibung und spätmittelalterlichen Gründungsmythen der Stadt vorgelegt22. Für die Entwicklung des städtischen Wehrwesens sei verwiesen auf die bis in die Neuzeit reichende Dissertation von Heribert Isele (1950). Eine umfassende Analyse der städtischen Außen- und Bündnispolitik unter starker Einbeziehung der Ebene des Königtums bzw. des Reiches bis zum Jahre 1389 liegt in der jüngst erschienenen Trierer Dissertation von Bernhard Kreutz vor23, der für das Verhältnis zur Kurpfalz die Arbeiten von Meinrad Schaab an die Seite zu stellen sind. Die in den gedruckten Reichstagsakten dokumentierten Reichstage von 1495 und 1521 können auch in ihrer Bedeutung für die Wormser Stadtgeschichte durch Sammelbände aus den beiden Jubiläumsjahren 1971 und 1995 als recht gut aufgearbeitet gelten24.

Für den Rheinischen Bund von 1254/56 und die Rolle der Stadt Worms darin ist der Beitrag von Ernst Voltmer aus dem Jahr 1986 nach wie vor wesentlich. Mit der Dissertation von Jürgen Breuer wurde 1997 der Komplex des regionalen Niederadels und seiner vielfältigen Beziehungen zur Stadt Worms für das 13. bis 14. Jahrhundert erstmals näher untersucht, wenngleich die Arbeit nicht ohne grundsätzliche Kritik aufgenommen wurde. Albrecht Eckhardt hat 1975 mit der Analyse des Bauernaufstandes im Wormser Umland von 1431/32 einen Beitrag zur Geschichte der Region mit starken Wechselwirkungen zur Stadt vorgelegt. Sowohl für das Umland der Stadt als auch für die städtische Verfassungsgeschichte wichtig ist die niederadlige Familie der Kämmerer von Worms genannt von Dalberg, der seit dem späten Mittelalter der Aufbau eines kleinen reichsritterschaftlichen Territoriums nördlich von Worms gelang. Mit der Gerichtsverfassung dieser Herrschaft hat sich vor allem Friedrich Battenberg intensiver befasst25. Zahlreiche und enge Kontakte bestanden auch zwischen Worms und der westlich benachbarten kleinen, seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts durchgängig verpfändeten Reichsstadt Pfeddersheim, zu deren Verfassungsgeschichte eine Studie von Wilhelm Alter aus dem Jahre 1951 vorliegt. Bemerkenswert ist für die kleine Stadt eine äußerst dichte Amtsbuchüberlieferung für das 15. und 16. Jahrhundert im Wormser Stadtarchiv.

Ein Stiefkind der Forschung ist bislang die Wirtschaftsgeschichte von Stadt und Region geblieben, was auch mit der desolaten Quellenlage zu tun hat. Neben der auch Worms einbeziehenden Arbeit von Kurt Wesoly über das regionale Münzwesen sowie einer Untersuchung von Konrad Schneider über den mittelrheinischen Währungsumlauf ist Otto Volk in seiner monumentalen Untersuchung über den spätmittelalterlichen Rheingau bzw. das Mittelrheingebiet immer wieder am Rande auch auf Worms eingegangen26.

Hinsichtlich der Kenntnisse zu den Bischöfen, ihrer Herkunft und Stellung in Stadt und Hochstift hat sich die Forschungslage in den letzten Jahren stark verbessert, was vornehmlich Burkard Keilmann zu danken ist. Neben seinem einschlägigen Beitrag in der Gesamtdarstellung zur Bistumsgeschichte verdankt ihm die Forschung grundlegende Artikel zu den Personen der Bischöfe27 nebst weiteren Studien vor allem zum Wormser Stiftsklerus. Zudem hat er eine Arbeit zum Domklerus um 1300 mit wichtigen Beobachtungen auch zur Stadtgeschichte dieser Epoche vorgelegt28. Für die bischöfliche Chronistik bietet die Arbeit von Markus Müller jetzt einen Überblick über Fragen der Wormser Bistumsgeschichtsschreibung29. Wichtig bleibt für eine der wichtigsten Bischofsgestalten der Wormser Geschichte die ältere biografische Würdigung von Karl Morneweg über Johann von Dalberg (1482–1503). Von Hildegard Eberhardt wurde 1919 eine Analyse der inneren Verhältnisse des Klerus der Diözese um 1500 vorgenommen, die auf der Auswertung des 1875 durch von Weech edierten »Synodale« von 1496 und der im Frankfurter Stadtarchiv erhaltenen Erhebungslisten des Gemeinen Pfennigs vom selben Jahr beruht.

Die Anstrengungen der kunsthistorischen Forschung in den letzten Jahren schlagen sich außer in dem hervorragenden Sammelband zu dem um 1300 geschaffenen gotischen Südportal des Domes (1999, vgl. Tafel 9) unter anderem in einer Reihe von Beiträgen zu den Festschriften der Liebfrauenkirche (1998), des vormaligen Paulusstifts (2002) und des Stifts St. Martin (1996) wieder, die von Irene Spille und Joachim Glatz vorgelegt wurden. Es liegt dazu auch eine jüngere Untersuchung über Fragen der Wormser Buchmalerei vor30. Wichtig für die Baugeschichte und Sakraltopografie bleibt die fundamentale Untersuchung von Eugen Kranzbühler über »Verschwundene Wormser Bauten« (1905). Ebenso fundiert ist dessen 1930 posthum erschienene Arbeit zur Rezeption des Nibelungenthemas mit zahlreichen Beobachtungen und Materialien auch zu Fragen der Siegel- und Wappenkunde der Stadt, ihrer geistlichen Institutionen und führenden Familien31. Nach wie vor wichtig sind die Arbeiten von Walter Hotz32. Zu den geistlichen Institutionen sei auf den Beitrag von Gerold Bönnen und Joachim Kemper im vorliegenden Band aufmerksam gemacht. Beachtlich sind hier vor allem die in den letzten etwa zehn Jahren erzielten Fortschritte bei der Erforschung des weiblichen religiösen Lebens, einiger der Wormser Stifte sowie der monastischen Reformen in Stadt und Bistum während des 15. Jahrhunderts (Kemper, Kleinjung, Kock, Wolf). Burkard Keilmann hat – wie bereits erwähnt – eine Reihe von Arbeiten zum Klerus um 1500 vorgelegt. Zur Entwicklung der Wormser jüdischen Gemeinde gibt es neuere Untersuchungen, die das Bild der Entwicklung der seit etwa 1400 durch Vertreibungen im Umland immer stärker isolierten Gemeinde relativ detailliert zeichnen33.

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