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Woher komme ich – Besinnung auf den eigenen Weg

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Viele unternehmen eine Pilgerfahrt anlässlich einer Lebenswende und Neuorientierung des eigenen Lebens. Somit ist ein Wesenszug des Pilgerweges der Rückblick auf das eigene Leben, eine Besinnung auf den eigenen Lebensweg mit seinen Höhen und Tiefen, mit seinen guten und schlechten Erfahrungen, mit seinem Gelingen und Scheitern. Oft werden in der Stille und beim gleichmäßigen Rhythmus des Gehens verschüttete Erinnerungen wieder wach, unbearbeitete Probleme der Vergangenheit kommen hoch und müssen neu eingeordnet werden. Es gibt Erinnerungen an Ereignisse der Vergangenheit wie an die unterschiedlichen Menschen, denen man auf gute oder auch belastende Weise begegnet ist. Doch die Vielzahl solcher Erinnerungen kann die einzelnen relativieren und zu einem größeren Gesamtbild führen: Nicht nur Gutes prägt den Weg eines Menschen, sondern auch sein Leid. Es gilt, schwierige Wegstücke des Lebens nicht zu verdrängen, sondern sie zuzulassen als Teile des eigenen Lebens, als etwas, das ebenso zur eigenen Persönlichkeit gehört wie die guten Erfahrungen. Es gilt zu akzeptieren, dass auch das Schmerzhafte und selbst die härtesten Zumutungen in das Gesamt einzuordnen sind und deshalb sogar einen verborgenen Sinn haben können.


Hinduistische Pilger an der Heiligen Quelle Tirta Empul, Bali, Indonesien

Die Besinnung auf dem Weg ist somit Teil der Identitätsfindung, die für jeden Menschen eine lebenslange Aufgabe ist. Wer bin ich – wie bin ich geworden? Wer hat mich auf meinem Weg geprägt – wem bin ich gefolgt, wer war mir Vorbild und Maßstab? Wovon habe ich mich distanziert, was abgelehnt? Was hat mich belastet, mich in eine Richtung gewiesen, die nicht die meine sein kann? Eine realistische, vielleicht sogar im Blick auf sich selbst schonungslose Bestandaufnahme des eigenen Lebens kann auf dem Pilgerweg erfolgen. Nicht jeder macht das so; viele gehen einfach ihren Weg, blicken auf Landschaft und Natur, haben ihr Ziel des Tages oder der ganzen Reise vor Augen. Wer aber tiefer blickt, der gelangt zu zwei Haltungen:

Man ist dann mal weg

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