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Herausforderung – Hoffnung auf ein gutes Ziel

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Auch dieser dritte Bereich, die Zukunft, kennt seine eigenen Grundhaltungen, es sind Mut und Hoffnung. Wer aus glaubender Sicht in die Zukunft schaut, kann mit unerschütterlichem Mut seinen weiteren Lebensweg angehen, er ist zudem geprägt von der Grundhaltung der Hoffnung.

Es gibt Lebensmut, der nicht von einer Vertröstung auf ein Jenseits geprägt ist, wie es glaubenden Menschen manchmal vorgeworfen wird, sondern von der gewissen Erfahrung, dass unser Leben gehalten und getragen wird – selbst im Leid und in einer persönlichen oder gesellschaftlichen Notsituation. Der Pilger ist geprägt vom »Mut des Glaubens«, die Herkunft des Wortes Mut verweist auf einen starken Willen und ein heftiges Streben; der Pilger geht aus dieser Haltung nicht nur den eigentlichen Pilgerweg, sondern danach auch seinen Weg in die Zukunft.

Dabei gilt es durchaus, manches Gewohnte, manche Tradition, manches Liebgewonnene zurückzulassen. Der französische Autor André Gide (1869–1951) meinte dazu: » Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus dem Auge zu verlieren.« Wenn ein Mensch dazu bereit ist, kommt er zu einer neuen Sicht seines Lebens, wie der venezianische Schriftsteller Giacomo Casanova (1725–1798) formulierte: » Das Dasein ist köstlich, man muss nur den Mut haben, sein eigenes Leben zu führen.« Eigentlich geht es beim Pilgern um diesen Mut aus der Anbindung an die Erfahrung der Transzendenz heraus.

Wer dies wagt, lebt aus der Hoffnung. Doch Hoffnung ist wie ein Pfad. Am Anfang existiert dieser noch nicht; er entsteht erst, wenn man sich auf den Weg macht. »Glaube und Hoffnung sind keine Voraussage der Zukunft; sie erblicken im Gegenwärtigen den Zustand der Trächtigkeit«, so Erich Fromm (1900–1980). Hoffnung ist ein Vorschuss auf zukünftiges Glück. Hoffnungen können rein innerweltlich ausgerichtet sein und viele Pilger bitten und hoffen auf ein besseres und sichereres Leben, tragen manchmal ganz konkrete Hoffnungen (etwa Heilung bei sich selbst oder bei einem Angehörigen …) mit sich, manchmal auch recht materialistische Wünsche (Wohlstand, beruflichen Erfolg …). Doch kann die Hoffnung das menschliche Leben überschreiten und sich auf Vollendung richten. Die Bitte um eine gute Sterbestunde etwa im marianischen Gebet des »Gegrüßet seist du, Maria«, das an Marienwallfahrtsorten vielhundertfach gesprochen wird, kündet davon ebenso wie der Besuch mulimischer Sufi-Gräber in der Hoffnung, einmal mit diesen Heiligen vereint in Gottes Paradies zu sein. In den indischen Religionen ist es vielleicht die Hoffnung auf eine bessere Wiedergeburt im nächsten Leben, beziehungsweise die alles übersteigende Hoffnung auf Befreiung und Erleuchtung, also auf die Überwindung des Geburtenkreislaufes und das Erreichen eines vollendeten Glücks.

Man ist dann mal weg

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