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Miteinander unterwegs – Gemeinschaft erfahren

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Pilgerfahrten und Wallfahrten sind natürlich zuerst einmal die Entscheidung jedes einzelnen, der sich als Suchender und Glaubender auf den Weg macht, um an besonderen Orten die Erfahrung von Transzendenz, von einer den Menschen übersteigenden Kraft und – je nach seiner kulturreligiösen Prägung und Zugehörigkeit zu einer religiösen Richtung (oder auch nicht) – einen neuen und tieferen Zugang zum Göttlichen, zu Gott, zu den Göttern, dem Absoluten zu erhalten. Die Besinnung auf das eigene Leben, die Neuausrichtung auch des Lebens, die Erfahrung von Dankbarkeit und Hoffnung und vieles andere mehr prägen einen individuellen Weg: Doch das ist nur die eine Seite des Pilgerns.

Denn Pilgerfahrten und Wallfahrten haben einen intensiven Bezug zu einer Gemeinschaft. Das wird in besonderer Weise beim islamischen Hadsch (vgl. Seite 97ff.), aber auch bei den hinduistischen Kumbh Mela Pilgerfahrten (vgl. Seite 122ff.) deutlich, wo Millionen von Pilgern an einem Ort zusammenkommen. Die Tempelfeste im Jerusalem des alten Judentums waren ebenfalls von einem Gemeinschaftsgedanken (Volk Gottes) geprägt, das Christentum übernimmt diesen Gedanken (Volk Gottes auf dem Weg) für Prozessionen und Wallfahrten. Ähnliches gibt es auch in anderen Religionen.

Pilgern also ist ein Wechselspiel von allein und gemeinsam, von Rückzug auf das eigene Ich und Ausschalten von außen kommender Einflüsse. Auf der anderen Seite bedeutet es Einbindung in eine pilgernde Gemeinschaft, Hilfe und Stütze, Gespräch und Beratung, Mahl und Fest. Individualität und Sozialität können beim Pilgern wie eine Waage ausgewogen sein, doch viele Pilger setzen auch hier entsprechend ihrer Lebenssituation und ihrer Vorstellungen eigene Schwerpunkte.

Alles ist jedoch auf dem Weg nicht planbar. Und so gibt es immer wieder überraschende Begegnungen, Menschen, die durch ihre Lebensart, ihre Redensweise, ihre persönlichen Erfahrungen, ihre Lebensgeschichte, aber auch ihre Probleme und Schmerzen die eigenen Vorstellungen anregen und Neues sichtbar werden lassen. Auch hier gilt der Spruch des Buddha, dass Einseitigkeit vermieden werden muss und ein wahres Fortschreiten im Mittleren Weg liegt, der jedes Extrem vermeidet. Die Wahrnehmung der eigenen inneren Zustände und die Empathie anderen Menschen gegenüber können auf dem Pilgerweg zu einer ausgewogenen Balance führen. Jeder geht alleine und ist doch nicht allein.

Man ist dann mal weg

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