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Wozu lebe ich – was macht mein Leben aus

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Die Umkehr als Pilgerhaltung führt den Pilger aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurück. Aus der Besinnung auf den Lebensweg ergibt sich die Besinnung auf das Heute: Was folgt aus den guten und schlechten Erfahrungen des Lebens, aus den Höhen und Tiefen, aus den glückenden und schwierigen Begegnungen für die Bewältigung des Alltags und der täglichen Aufgaben. Diese zweite Grundfrage der Menschen führt zum Begriff der Verantwortung.

Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944) schreibt: »Was ich am tiefsten verabscheue, ist die Rolle des Zuschauers, der unbeteiligt ist oder tut. Man soll nie zuschauen. Man soll Zeuge sein, mittun und Verantwortung tragen.« Wer demnach bewusst lebt – und jeder Pilgerweg soll zum bewussten Leben führen, der wird sich der Verantwortung bewusst werden, die er für sein eigenes Leben, für das Leben anderer, für die Umwelt, für Frieden und Gerechtigkeit hat und die sich nur in konkretem Handeln erweist. In seinem Werk »Der kleine Prinz« schreibt Antoine de Saint-Exupéry: »Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.«

Pilgern erscheint oft als Sonderwelt abseits des alltäglichen Lebens mit besonderen Herausforderungen, oft besonderer Kleidung und Lebensweise. Doch führt der Pilgerweg nicht nur zu einem religiösen Ziel, sondern letztlich nach allen Erfahrungen auf dem Weg wieder zurück nach Hause, in den Alltag, in das Eingebundensein menschlichen Lebens. Hier ist die je individuelle Verantwortung auszuüben, über die man auf dem Pilgerweg nachgedacht hat. Der chinesische Daoismus fordert vom Menschen und erst recht vom religiös ausgerichteten Glaubenden ein richtiges Handeln, das dazu beiträgt, die Harmonie im Kosmos wiederherzustellen und zu erhalten. Der Konfuzianismus, gleich ob man ihn als Religion betrachtet oder als Lebensphilosophie, nennt ren (Menschlichkeit), li (sittlich geordnetes Leben) und shu (Gegenseitigkeit, Beziehung) als Grundforderungen seiner Ethik und zugleich als Grundlage jeder gesellschaftlichen und kosmischen Ordnung. Nichts anderes meint auch der in den westlichen Religionen genutzte Begriff Verantwortung. Für den Buddhismus ist damit der achtfache richtige Pfad gemeint, den der Glaubende beschreiten muss, um Leben zu schützen und zu fördern und aus dem Leidenskreislauf der Wiedergeburten auszubrechen. Im Hinduismus zählen u.a. ahimsa (Gewaltlosigkeit), atma vichara (Selbsterkundung), bhakti (Hingabe an eine Gottheit), Jnana ([grundlegendes] Wissen), yama (Selbstkontrolle) zu den Realisierungen menschlicher Verantwortung. Im christlichen Bereich fordert das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,25–37) zu verantwortlichem Handeln auf, ähnliche Forderungen gibt es im Koran.


Buddhistische Pilger bei Mandalay, Myanmar

Man ist dann mal weg

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