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Begegnung mit Fremdem und Fremden

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Pilgerwege sind meist durch lange Traditionen geprägt (der Jakobusweg etwa ab 11. Jahrhundert) und oft präzise festgelegt, etwa der buddhistische 88- oder 33-Tempelweg in Japan (Shigoku und Saigoku). Pilger können deshalb immer auf Erfahrungen früherer Pilger zurückgreifen, auf ihre Erfahrungsberichte und Wegschilderungen, zudem auf Wegmarkierungen und Orientierungspunkte. Es gibt auf der Pilgerschaft viel Bekanntes.

Aber dennoch überwiegt das Neue und Fremde. Der Weg eröffnet hinter jeder Biegung und auf jedem Bergpass neue Perspektiven, die Landschaft verändert sich ebenso wie das Wetter, das Essen und vor allem die Natur und Kultur einer jeden durchpilgerten Landschaft. Wichtiger aber noch sind die bislang unbekannten Menschen, denen man auf dem Weg begegnet: Menschen am Rande des Weges, Menschen, die gastfreundlich sind, Menschen, die den gleichen Weg gehen und sich das gleiche Ziel setzen. Die Begegnung mit Fremdem und Fremden ist ein eigener Schatz jeder Pilgerreise, weil dadurch der eigene Horizont erweitert, die Sicht umfassender, das Mosaik des Lebens reicher wird.

Das Fremde aber verändert den Pilger. Der islamischer Gelehrte Muhammad Asad (1900–1992) sagte: »Sinn jeder Reise ist es, die Fremdheit der Welt zu berühren und dadurch zu sich selbst zu kommen.« Das Fremde wird somit zu einem Spiegel, durch den man zuerst aufgefordert wird, sich selbst in Frage zu stellen, in dem man aber schließlich sich selbst neu entdecken kann. Wenn man offen ist, fordert das Fremde heraus – zur Nachdenklichkeit, zur Überprüfung des eigenen Standpunktes, der eigenen Werte und Haltungen. Das Fremde und der Fremde bereichern unser eigenes Leben in einer oft nie geahnten Weise.

Das Fremde hat eine große Anziehungskraft, es kann bewegen. Max Frisch (1911–1991) spricht von »unserem Heimweg nach der Fremde.«


Pilger im Wat Doi Suthep, Chiang Mai, Thailand

Man ist dann mal weg

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