Читать книгу Korea Inc. - Karl Pilny - Страница 31

London, Chelsea

Оглавление

Jonathans Stimme wirkte angespannt, aber freundlich. „Entschuldige die späte Störung, aber du hast gesagt, ich soll zurückrufen. Was gibt’s so Dringendes, Cathy? Du hast es siebzehn Mal bei mir probiert.“

Cathy hatte bereits im Bett gelegen und sich die trüben Gedanken ein wenig mit dem neusten Liebesroman von Nicholas Sparks vertrieben. Doch war sie froh, dass sich Jonathan noch meldete. Geflissentlich überhörte sie seinen gezwungen heiteren Tonfall. Siebzehn Mal? Jonathan war als Banker ein notorischer Rechner und mit Zahlen stets sehr genau. „Dringend? Nein, eigentlich wollte ich mich einfach mal mit jemandem unterhalten. Ich bin gestern Abend vom Land zurückgekommen und seither fällt mir im leeren Haus die Decke auf den Kopf. Sag mal, wieso gehst du den ganzen Tag nicht ans Telefon?“

„Wir haben hier sehr schwierige ... Besprechungen. Bis in die Nacht hinein. Bin gerade erst fertig geworden.“

„Wegen Jeremys Stiftung?“

„Ähm, ja, das heißt ... nicht direkt. Es sind ziemlich komplexe ...“

„Na ja, ist auch egal. Sind für mich ohnehin alles böhmische Dörfer. Bist du in London? Meinst du, wir können uns treffen?“

„Was denn, heute noch? Also heute ... heute ist es etwas schlecht, um ganz ehrlich zu sein. Morgen ... morgen bin ich in London.“

„Du bist gar nicht in London? Bist du noch in der Schweiz? Sag mal, hast du meinen Göttergatten da irgendwo gesehen? Hat er nicht gerade erst eine Besprechung mit seiner kleinen Freundin Chloe gehabt?“ Ruhig mal ein bisschen auf den Busch klopfen, Cathy!

„Mit Chloe? Nein, nein. Übermorgen. Übermorgen wollte er in die Schweiz kommen, soviel ich weiß. Wegen des Ethikberichts.“

Also eine Nacht London, wenn überhaupt, dann gleich wieder in die Schweiz. Und das musste sie jetzt hier von Dritten erfahren, weil er nicht anrief und sie auch noch abwürgte, wenn sie es einmal selbst versuchte. Unter diesen Bedingungen konnte sie ihr Charity-Dinner vergessen. Dorchester Hotel lebe wohl! Plötzlich reifte ein böser Gedanke in ihr. Ja, das hatte er verdient.

„Hättest du dann vielleicht morgen Abend Zeit, Jonathan?“

„Ja klar, warum nicht? Zu allen Schandtaten bereit!“

Ich auch, dachte Cathy. Laut sagte sie: „Ich habe hier eine Einladung für ein exklusives Charity-Dinner des Bankenvereins morgen im Dorchester Hotel. Hättest du Lust mitzukommen?“

„Klar, warum nicht. Aber was ist mit deinem Herrn Gemahl?“

„Keine Ahnung, der treibt sich wohl in Berlin mit irgendwelchen japanischen Miezen mit großgeschminkten Manga-Augen herum.“ Jonathan lachte auf. Cathy fand Jonathan sehr sympathisch, aber sein Lachen mochte sie nicht. Es hatte so etwas Hechelndes. Außerdem lachte er oft über Dinge, die nicht zum Lachen waren. Wie jetzt.

„In letzter Zeit nimmt er sich allzu viel raus, finde ich. Kommt kaum noch nach Hause, ruft nicht an, behandelt mich wie Luft, aber ich soll schön die treusorgende Ehefrau spielen. Da mache ich aber nicht mehr mit. Ich glaube, der hat mal einen Denkzettel verdient.“

„Und dazu hast du mich auserkoren?“ Es lag ein vorsichtiger Argwohn in seiner Stimme, der Cathy aufhorchen ließ. Da hatte sie sich doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt. Niemand mochte es, im Rahmen von Partnerstreitigkeiten dazu benutzt zu werden, dem anderen eins vor den Bug zu geben, um dann weggeworfen zu werden, sobald der gewünschte Zweck erreicht ist.

„Ach was, du kennst doch Jeremy. Selbst wenn er wider Erwarten noch aufkreuzt, ist er wahrscheinlich nur froh, wenn er abends nicht fort muss. Der legt doch lieber die Füße hoch und schlürft seinen moorigen Whisky.“ Das war leider allzu wahr. Sie hatte wiederholt versucht, Jeremy eifersüchtig zu machen, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – es hatte nie geklappt. „Ich will da einfach hingehen, und natürlich will ich nicht allein hin. Du begleitest mich also?“

„Wann fängt es an?“ – „Auf der Einladung steht zwanzig Uhr Champagnerempfang. Bis es mit dem Essen losgeht, ist es sicher mindestens neun.“ – „Gut, das müsste zu machen sein. Soll ich dich abholen? Vielleicht schaffe ich es sogar früher und wir können vorher in der Lounge vom Quaglino’s noch etwas trinken, wenn es dir passt.“ – „Abgemacht. Dann also bis morgen.“ –„Ich freu mich.“

Lächelnd griff Cathy wieder nach ihrem Liebesroman. Selbst ist die Frau. Sie würde morgen zum Dinner ins Dorchester gehen. Jeremy hin, Jeremy her. Das bisschen Spaß ließ sie sich nicht nehmen. Und aus Jonathan würde sie schon herauskitzeln, was er über Jeremy und diese feine Chloe wusste. Sie kannte ihre Tricks.

Korea Inc.

Подняться наверх