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Bern-Oberbottigen

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„Keine Bewegung oder ich schieße!“ Chloe bemerkte, dass die Pistole in seiner Hand leicht zitterte. Er hatte in den wenigen Jahren erstaunlich viele Haare verloren, aber trotzdem erkannte sie ihn schneller als er sie. „Jobst?“, grüßte sie fragend. Er blickte sie irritiert an. Aus dem Augenwinkel sah Chloe, wie sich den Gang hinab eine Tür öffnete. Eine Frau im Bademantel mit nassen Haaren trat heraus. Die war in den kurzen Jahren aber ganz schön auseinandergegangen.

„Chloe! Was machst du denn hier? Tu das Ding weg, Jobst!“ In Mirjams braunen Augen blitzte es unternehmungslustig wie eh und je. „Du kannst einen aber auch erschrecken.“

Chloe konnte nicht erkennen, ob diese Feststellung nun auf sie oder Jobst mit der Pistole gemünzt war. „Entschuldigung, ich bin von der falschen Seite gekommen und da bin ich durch die Gartentür gegangen. Ich habe geklopft und als niemand reagiert hat, bin ich rein und hab gerufen. Ich hatte einfach große ...“ Chloe verstummte. Wenn Jobst schon einen normalen Besucher mit vorgehaltener Waffe empfing, war er vielleicht nicht der richtige Mensch, um ihm von ihren Ängsten zu erzählen.

„He, ich war unter der Dusche und habe gesungen. Oops! ... I Did It Again von Britney, weißt du, wie wir früher in der Schule. Die alten Lieder sind doch immer noch die besten. Da könntest du jemand erschießen, ohne dass ich es höre.“ Sie warf ihrem Mann einen strafenden Blick zu. „Gut, dass das nicht passiert ist.“

Der hatte die Waffe seitlich auf dem Schuhschrank abgelegt und wirkte zerknirscht. „Entschuldige, Mirjam, und vor allem du, Chloe. Ich war draußen in der Garage, um die Einkäufe reinzuholen – wir waren den ganzen Tag in der Stadt und sind eben erst zurückgekommen. Da höre ich ein Geräusch von der Gartentür und sehe, dass sich da eine dunkle Gestalt herumtreibt, die versucht, ins Haus zu kommen. Da habe ich dann sicherheitshalber die Pistole genommen und ...“

„Gut, dass wir nicht in Amerika leben“, warf Mirjam dazwischen. „Da hätte er dich gleich erschossen und vor Gericht Recht bekommen. Weil er sich bedroht gefühlt hat.“

„Das ist, wie du weißt, eine Schreckschusspistole, Mirjam. Damit kann man niemand erschießen – zumindest braucht es sehr viel Pech dazu. Und ansonsten: Ja, ich fühlte mich bedroht. Hier haben sich in letzter Zeit komische Typen rumgetrieben, weißt du, Chloe.“

„Was für komische Typen denn?“, fragte Chloe gespannt.

„Ach komm, jetzt überfall sie nicht gleich mit deiner Paranoia! Ich meine, hast du ja schon getan ... Aber jetzt lass dich erst mal drücken, alte Freundin! Was für eine Überraschung! Wieso hast du nicht angerufen, ach, du hast meine neue Natel-Nummer gar nicht, richtig? Ja, Jobst mag es nicht, wenn ich sie weitergebe. Kann ich dir was anbieten? Wasser, Saft, Tee? Oder gleich ein Gläschen Begrüßungssekt? Wir haben einen guten Crémant aus dem Jura. Mensch, du weißt gar nicht, wie ich mich freue, dich wieder zu sehen. Hast ein bisschen zugelegt, oder? Na ja, wir sind halt alle keine fünfzehn mehr.“

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