Читать книгу Verhaltenstherapie emotionaler Schlüsselerfahrungen - - Страница 35

3. Störungsspezifische Therapieforschung
3.2 Traumaforschung
3.2.3 «Störung» oder «Verletzung»?

Оглавление

In militärischen Kontexten wird der Begriff «Störung» ebenso wie der vormals verwendete Begriff «Krankheit» als diskriminierend abgelehnt und stattdessen «posttraumatische Stressverletzung» angeregt, da «Verletzung» keine gestörte Verarbeitung und damit keine Stigmatisierung impliziere. Diese Diskussion verweist auf ein Grunddilemma im Umgang mit psychischen Belastungen durch psychologische Experten, da hier bei misslingender Verarbeitung schnell eine Vulnerabilität oder Dysfunktionalität angenommen wird und man sich schwertut, die reale Exposition mit Belastungen als in sich verletzend bzw. pathogen oder toxisch anzuerkennen und von der darauf folgenden Verarbeitung zu unterscheiden (siehe hierzu auch das Dilemma der kognitiven Emotionstheorie). Ein Großteil der Abwehrhaltung von emotional belasteten Berufsgruppen (Polizisten, Soldaten, Führungskräfte, Ärzte) gegenüber Psychologen hat genau mit dieser Schwierigkeit zu tun und führt bei Betroffenen dazu, sich bereits durch die Wahl der Begriffe nicht ernst genommen zu fühlen. Im Kontext des Militärs wird diese Kritik vielleicht nur am selbstbewusstesten artikuliert. Aber hier ist auch der Druck sehr groß angesichts sehr hoher Selbstmordraten von Kriegsveteranen und einer erheblichen Unterschätzung der Häufigkeit von posttraumatischen Störungen.

Die Kritik am Störungsbegriff ist letztlich für jeden relevant, der massiv verletzende Erfahrungen am eigenen Leib erlebt hat und sich davon nicht mehr oder nur eingeschränkt lösen kann. Letztendlich betrifft sie auch über die Traumathematik hinaus jeden Patienten, der in seinen realen biografischen Belastungen ernst genommen werden will und nicht auf dysfunktionale Aspekte der Verarbeitung oder eine Vulnerabilität reduziert werden möchte. Das führt zur Frage, was ein angemessenes Verständnis der Traumaentstehung ist.

Konsequenzen für die Praxis

Emotional belastete Personen können sich mit dem Begriff «Störung» oft nicht identifizieren. Sinnvoller und angemessener ist es, von «Verletzungen» oder «Belastungen» zu sprechen. Damit nimmt man die Belastungen ernst und reduziert den Patienten nicht auf seine inadäquate Verarbeitung.


Verhaltenstherapie emotionaler Schlüsselerfahrungen

Подняться наверх