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15:15 Uhr

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Nicole kam Viertel nach drei auf den Polizeiposten. Nach den Zeiringers war sie für ein paar Besorgungen ins Einkaufszentrum in der Nähe des Bahnhofs gegangen und hatte sich dort auch gleich einen Teller Spaghetti einverleibt. Als sie jetzt die Kriminalabteilung betrat, hörte sie den Chefinspektor, dessen Bürotür offen stand, etwas in sein hoffnungslos veraltetes Aufnahmegerät diktieren. Diesen Luxus erlaubte er sich bei etwas längeren Aktenvermerken, die seine Maschinenschreibkünste überforderten. Meistens war es Nicole, die die besprochene Kassette dann auf ihrem Schreibtisch fand. Ein paar Minuten lang murmelte er ins Mikrofon der fast schon anachronistischen Apparatur und kam dann, eine Tasse Kaffee in der Hand, heraus.

„Na, was rausgefunden?“, fragte er, obwohl ihm selbst klar war, dass außer etwas Hintergrundinformation bei den Eltern der Toten wohl nicht viel zu erfahren gewesen war.

„Ich weiß zumindest, wie die Onkels und Tanten heißen und in welchen Kreisen die Eltern verkehren“, erwiderte Nicole, „aber von einer Spur ist weit und breit nichts zu sehen. Wäre wohl auch ein bisschen viel verlangt. Wie war’s in der Schule?“

“Nicht viel anders.“ Weininger nahm einen Schluck Kaffee. „Ich hab’ mit der Chefin und zwei Lehrerinnen gesprochen. Unterm Strich ist auch da nicht viel rausgekommen.“

Er hielt kurz inne, um einen Beginn für das Folgende zu finden.

„Kennst du die Direktorin dort, sie heißt Küster?“, fragte er schließlich.

„Nicht dass ich wüsste“, antwortete Nicole.

„Die ist sehenswert. Geschminkt wie ein Zirkusclown und trägt Schuhe mit Zehn-Zentimeter-Absätzen. Dabei kann sie nicht weit von den fünfzig entfernt sein.“

„He, vielleicht wär’ das ja was für dich?“, konnte Nicole sich nicht verkneifen zu sagen.

„Ja, ja, schon gut, lasst euch mal was Neues einfallen“, erwiderte Weininger und machte ein saures Gesicht dazu, wie immer bei solchen Bemerkungen.

„War nur ein Witz“, sagte Nicole schnell. Mittlerweile kannte sie die Eigenheiten des Chefinspektors in diesen Belangen.

„Ja, ja, schon gut“, wiederholte er, „die Küster jedenfalls war richtig eingeschnappt darüber, dass ich sie bei den Vernehmungen der anderen nicht dabei haben wollte, hat mich ganz bös’ angeschaut. Dabei war sie selbst zugeknöpft bis obenhin.“

Es entstand eine kurze Pause.

„Wer mir sehr gut gefallen hat, ist die Klassenlehrerin“, bemerkte Weininger schließlich.

„Aha“, sagte Nicole mit möglichst unbeteiligtem Gesichtsausdruck, und gab gerade damit der Tatsache, dass sie dazu keine Bemerkung machte, eine eigene Bedeutung.

„Was sie gesagt hat, hat sehr natürlich und glaubhaft geklungen“, sprach der Chefinspektor demonstrativ unbeirrt weiter, „aber auch sie hat keine verwertbaren Hinweise geben können. Jacqueline Zeiringer war ein intelligentes, aber auch sehr lebendiges Kind. Das wäre etwa die Zusammenfassung ihrer Aussage. Die Ermordete scheint also nicht die bravste Schülerin gewesen zu sein. Aber zu einem Mordmotiv werden wir damit wohl nicht kommen.“

„Nein, das wäre ja noch schöner“, bestätige Nicole.

„Wenn wir über das Umfeld des Opfers besser informiert sind, können die Lehrer vielleicht hilfreich sein. Die bekommen ja doch einiges mit.“ Weiningers Worte klangen mehr nach einer vagen Hoffnung als nach einer Feststellung. Nicole nickte nur.

„Hast du schon was von Margreiter und Viktor gehört?“, fragte sie nach einer Weile.

„Noch nicht“, antwortete er, „aber sie haben im Lager sicher die größten Chancen, einen Schritt weiter zu kommen.“

Flucht

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