Читать книгу Flucht - Marian Liebknecht - Страница 21

Freitag, 8. Oktober 08:05 Uhr

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Bereits knapp nach acht läutete beim Chefinspektor das Telefon. Es war der Bürgermeister.

„Guten Morgen!“ Das sollten die beiden freundlichsten Worte dieses Gesprächs bleiben.

„Morgen“, antwortete Weininger.

„Wie ich gehört habe, hat es im Mordfall Zeiringer zwei Verhaftungen gegeben.“

„Das ist richtig.“

„Ich habe Sie doch unmissverständlich gebeten, mich zu informieren, wenn Ermittlungsergebnisse vorliegen, die von unmittelbarer Bedeutung für die Sicherheit der Stadtgemeinde sind. Wenn die Lagerinsassen jetzt beginnen, die Einwohner von Dreistätten umzubringen, wird es Zeit, dass man sich wehrt und etwas gegen die unsinnige Flüchtlingspolitik der Regierung tut. Und wenn Sie, lieber Herr Inspektor, glauben, sie können das, worum ich Sie im Namen der Sicherheit unserer Mitbürger gebeten habe, einfach ignorieren, dann …...“

„Chefinspektor“, warf Weininger irgendwann während des Redeschwalls von Rettenbacher ein.

„Wie bitte?“, fragte dieser nach, nicht gewohnt, dass ihm jemand einfach so ins Wort fiel.

„Chefinspektor, ich bin Chefinspektor, Inspektor seit zwölf Jahren nicht mehr.“

„Sei’s, wie es sei, Herr Chefinspektor“, das letzte Wort sagte er betont langsam und gedehnt, „ich werde an geeigneter Stelle kundtun, dass die Art, wie Sie diesen Fall führen und vor allem, wie sie die Sicherheit der Bevölkerung aufs Spiel setzen, nichts mit auch nur halbwegs verantwortungsvollem Handeln zu tun hat. Seien Sie versichert, ich werde meine sämtlichen Verbindungen spielen lassen, um Ihnen so viele Schwierigkeiten wie nur möglich zu bereiten. Sie werden sich noch wundern, mein Lieber.“

„Ich hab’s Ihnen ja schon gesagt“, erwiderte der Chefinspektor, „wenn’s im öffentlichen Interesse gelegen und ermittlungstaktisch möglich ist, werden Sie informiert. Bei den Verhaftungen, die Sie jetzt ansprechen, hat keinerlei Anlass dazu bestanden. Auch wenn Sie mir jetzt mit körperlicher Gewalt drohen, werden Sie von mir nichts anderes hören.“

„Machen Sie nur so weiter, Weininger“, fuhr Rettenbacher fort, „Sie werden schon sehen, wie ich mit Leuten wie Ihnen fertig werde.“

Ohne ein weiteres Wort legte er auf.

Der Chefinspektor überlegte, was mit dem letzten Satz, der sehr selbstsicher geklungen hatte, wohl gemeint war, sah aber keinen Grund zu echter Besorgnis. Natürlich konnte er Sicherheitsdirektor Mattausch gegen ihn aufbringen, aber was konnte der schon wirklich tun, außer ihn ein wenig zu ärgern. Wenn er interne Informationen an Rettenbacher weitergab und dieser von ihnen Gebrauch machte, riskierte er ein Disziplinarverfahren, ebenso bei dienstlichen Anweisungen, die die Ermittlungen gefährdeten oder behinderten. Da bellende Hunde selten beißen und Bürgermeister Rettenbacher im Bellen immer schon ganz groß gewesen war, beschloss Weininger, sich deswegen keine grauen Haare wachsen zu lassen.

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