Читать книгу Flucht - Marian Liebknecht - Страница 25

13:10 Uhr

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„Was hat er gesagt?“, fragte Margreiter, nachdem der Chefinspektor den Hörer aufgelegt hatte.

„Er hat mit Rettenbacher gesprochen“, war die Antwort, „der will morgen eine Klarstellung im Dreistättner Tagblatt bringen.“

„Und?“, drängte Margreiter, als Weininger nicht weiter sprach.

„Seine ,Klarstellung‘ kann er sich allerdings sonst wo hinstecken. Ich wird’ die Sache selbst in die Hand nehmen. Die Speichellecker wird sich wundern.“

„Von wem redest du momentan?“, fragte Margreiter.

„Von Mattausch natürlich! Meinst du, ich kenn’ ihn nicht? Der laviert sich doch wie ein Eiertänzer durchs Leben. Nur niemandem auf die Zehen steigen. Es könnt’ mir ja schaden. So geht’s doch zu da oben. Da wird doch der ärgste Dreck noch schöngeredet.“

In so einer Stimmung hatte selbst Mattausch den Chefinspektor noch selten erlebt.

„Komm’ erst einmal wieder runter. Wenn du jetzt einen Herzinfarkt kriegst, freut sich nur Rettenbacher. Was willst du jetzt tun?“ Erwartungsvoll sah er den Chefinspektor an.

Weininger atmete ein paar Mal durch und blickte dann mit bereits etwas entspannterem Gesichtsausdruck zu Margreiter.

„Gegen Rettenbacher juristisch vorgehen“, sagte er schließlich in einem Tonfall, der mehr nach einer Frage als nach einer Feststellung klang.

„Ist sicher eine Möglichkeit“, erwiderte Margreiter, „und wenn du Glück hast, muss Rettenbacher dann in allen Zeitungen verbreiten, dass du kein unfähiger Beamter bist und auf deinem Posten nicht durch Beziehungen sitzt. Glaubst du wirklich, davon hast du was?“

Weininger dachte eine Zeit lang nach.

„Hast du einen besseren Vorschlag?“

„Auch wenn’s dir nicht schmeckt“, antwortete Margreiter, „ich würde zu Rettenbacher gehen und ihm sagen, was ich mir vorstelle. Jetzt hast du ihn in der Hand. Nächstes Jahr sind Wahlen, da wird er’s auf eine Verurteilung nicht ankommen lassen. Sein Anwalt hat ihm sicher gesagt, dass die ganze Aktion mit dem Artikel nicht besonders intelligent war, sonst hätt’ er sich bestimmt nicht auf die Klarstellung eingelassen.

„Wahrscheinlich hast du recht“, erwiderte der Chefinspektor, „aber wenn, dann machen wir’s richtig. Wir bestimmen, was er zu schreiben hat, den genauen Inhalt, und …….“, er zögerte einen Moment, „und eine Erklärung von mir muss ebenfalls morgen ins Dreistättner Tagblatt. Was hältst du davon?“

„Was soll in der Erklärung stehen?“, fragte Margreiter.

„Dass Wortmeldungen wie die von Rettenbacher für die Lösung eines Mordfalles kontraproduktiv sind und wir alles tun, um das Verbrechen schnellstens aufzuklären und so weiter. Du kannst mir dabei sicher helfen.“

Sie setzten sich an den Tisch und hatten nach etwa einer halben Stunde ein Elaborat vor sich liegen, das ihnen beiden zusagte. Unmittelbar darauf rief der Chefinspektor bei Rettenbacher an, um sich einen Termin geben zu lassen.

„Heute ist leider kein Termin mehr möglich, ich kann Sie auch nicht durchstellen, da sich der Bürgermeister gerade in einer Sitzung befindet“, sagte die Sekretärin, eine Erwiderung, mit der Weininger gerechnet hatte.

„Gut, dann richten Sie ihm bitte von Chefinspektor Weininger aus, dass er mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung und mit einer Klage rechnen kann, wenn er heute keine Zeit mehr für mich hat. Er kann mich in den nächsten fünfzig Minuten hier im Polizeikommando anrufen, alles klar?“

„Moment!“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung wirkte plötzlich unsicher. „Ich werde kurz nachfragen, ob sich nicht doch etwas machen lässt. Bleiben Sie bitte am Telefon.“

Nach zwei Minuten meldete sich seine Gesprächspartnerin wieder.

„Sie haben Glück. Er kann sich doch eine Stunde für Sie freimachen. Können Sie um fünfzehn Uhr kommen?“

„Na, bin ich ein Glückskind. Ja, das lässt sich machen, auf Wiederhören“, erwiderte der Chefinspektor und legte den Hörer auf.

„Hat er doch etwas Zeit für dich erübrigen können?“, fragte Margreiter, der ohnehin alles mitbekommen hatte.

„Manchmal lassen sich Termine offenbar verschieben“, antwortete Weininger, während ein seltsames Lächeln seine Mundwinkel umspielte.

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