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1978: Vorzeitiges Aus unter dubiosen Umständen

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Sowohl Garrincha als auch Pelé standen für den Gegensatz von brasilianischer Fußballkunst und europäischem Kraftfußball. Mit der WM 1978 in Argentinien kam zu dieser Kategorisierung noch eine innerlateinamerikanische Standortbestimmung. Der südliche Nachbar von Brasilien hatte bis dato keine nennenswerten Erfolge bei Weltmeisterschaften errungen. Als die Argentinier 1978 als Favorit ins Turnier gingen, wurden sie von den Brasilianern mit verabscheuungswürdigen Charakterisierungen bedacht. Demnach seien sie ungezogen, unfreundlich und gewalttätig.

Brasilien dominiert den südamerikanischen Kontinent schon durch seine Flächenausdehnung wirtschaftlich, politisch, kulturell und auch sportlich. Das einzige Land, das diesen Status gefährden könnte, ist Argentinien. So verwundert es kaum, dass der Nachbar zum wichtigsten Gegner auf dem Fußballplatz wurde. Das Derby der beiden Nationalmannschaften wird „Superclassico“ genannt und zieht die Massen in seinen Bann.

Argentinien litt 1978 bereits seit zwei Jahren unter einer ähnlichen Militärdiktatur wie Brasilien seit 1964. Die Regierungsjunta wollte das Weltturnier für ihre Zwecke nutzen und investierte deshalb nicht nur in die Stadien und die Infrastruktur, sondern auch in die Nationalmannschaft. Für Brasilianer stand schon vor dem Anpfiff fest, dass die WM „gekauft“ war. Was sollte man auch anderes von diesen in brasilianischen Augen häufig ungepflegten und langhaarigen Argentiniern erwarten? Die Debatte erhielt eine zusätzliche Dramatik, als beide Mannschaften in der Zwischenrunde aufeinandertrafen. Der Superclassico endete zwar torlos unentschieden, doch die Spannung erreichte ihren Höhepunkt, als Brasilien sein Abschlussspiel gegen Polen mit 3:1 gewann. Damit musste Gastgeber Argentinien in derselben Nacht gegen Peru mit mindestens vier Toren Unterschied gewinnen, um ins Finale einzuziehen.

Es wurde ein 6:0-Schützenfest zugunsten Argentiniens, das sämtliche brasilianischen Vorurteile erhärtete. Zum Hauptverdächtigen wurde der in Argentinien geborene Peruaner Quiroga. Er habe, so die Meinung in der brasilianischen Öffentlichkeit, die Schmiergeldverhandlungen mit der argentinischen Militärregierung organisiert. Brasilien schied unbesiegt, nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses aus. Im Spiel um den dritten Platz errang man noch den Trostpreis mit einem 2:1 über Italien. So konnte man erhobenen Hauptes aus Argentinien nach Hause fahren und sich als moralischer Sieger fühlen.

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