Читать книгу Die Himmelskugel - Olli Jalonen - Страница 11

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MEINE MUTTER VERLANGT NICHT, DASS ICH MORGENS AUFS FELD GEHE, weil ich (an jedem einzelnen Tag, ob es regnet oder ob die Sonne scheint, zuerst vom Morgen bis zum Mittagessen und dann vom Mittagessen bis zu dem Zeitpunkt, wenn deine Mutter dich für die Arbeit braucht, Angus) Herrn Halleys Aufgabe erledige und meine Mutter auch findet, dass Herr Halleys Aufgabe wichtig ist. Meine Mutter weiß nicht, warum die Vögel und die Sterne wichtiger als die Feldarbeit sind, aber sie kennt Herrn Halley und hat Trauer getragen, als er von der Insel nach England zurückgefahren ist. Das Trauertragen hat man nach außen hin dadurch gesehen, dass sie stiller war als sonst. Noch mehr hat man es gesehen, als Ann angefangen hat, ihr Frühstück auszukotzen, aber dann haben sich beide über andere Dinge Gedanken machen müssen, und Herr Halley ist für meine Mutter wichtig geblieben, aber nicht mehr bis zur Trauer.

Wenn man viel Arbeit hat (erst die Arbeit hält den Menschen am Leben, kleiner Angus), passt nicht so viel Trauer dazwischen, weil das Trauern im Kopf sitzt. Oder ich weiß nicht, wo es sitzt, und man kann auch niemanden danach fragen, weil so etwas zu fragen sonderbar wäre und falsch. Zumindest Herr Halley hätte schon allein bei der Frage Bescheid gewusst, weil er klug ist und viel weiß. Vielleicht sitzt es im Kopf und in der Brust und im Hals gleichzeitig.

Meine Mutter verlangt auch dann nie, dass ich aufs Feld gehe, wenn ich zum Leseunterricht beim Herrn Pastor ins Untertal muss. Dadurch bin ich nicht einmal jeden Nachmittag eine Hilfe, obwohl es auf den Anpflanzungen genug Arbeit gibt und manchmal fast zu viel, weil Yams und Maniok in der Bodensenke wachsen und weiter oben an der trockenen Stelle im Eselsdung Kürbisse und neben dem Haus alles, was in die Beete zwischen den Trampelpfaden passt.

Vor der Geburt und nach der Geburt sind Ann und Mutter beide langsam und groß wie Schildkröten gewesen und haben nicht mehr geschafft als das Nötigste, und nach der Geburt sind noch mehr und andere Arbeiten und das Wachsein nachts dazugekommen. Obwohl ich kleiner war, habe ich damals mehr gearbeitet als jetzt, weil ich an den Lesenachmittagen keine Zeit habe, aber auch damals haben Herrn Halleys Vormittagsaufgabe und Nachtaufgabe an erster Stelle gestanden, vor allem anderen.

Wenn ich von weiter weg, vom Rand der Hochebene, Brennholz geholt und den zusammengebundenen Haufen mit Riemen auf dem Holzgitter hinter mir hergezogen habe, ist Hof-Oliver gekommen und hat mir geholfen und den Karren gebracht und zehn von meinen Fuhren auf einmal geschoben. Aber Dennison hat es gesehen, und Hof-Oliver hat den ganzen hohen Haufen vor Dennisons Haus bringen müssen, als hätte Hof-Oliver die Zweige gesammelt und nicht ich.

Das habe ich meiner Mutter gesagt. Meine Mutter ist böse geworden, hat sich aber nicht getraut, zu Dennison zu gehen. Ich bin hingegangen, aber Dennison hat mir einen Schlag auf die Stirn gegeben, und als ich mich umgedreht habe, um davonzulaufen, hat er versucht, nach mir zu treten, wie er seine Hunde tritt.

Seit der gestohlenen Ladung wünsche ich Dennison alles Böse, auch wenn man das nicht darf, aber ich tue es trotzdem, und die Male, die er meine Mutter unter Zwang zum Spaziergang mitgenommen hat, haben den Wunsch nur verstärkt.

Wenn es viel Arbeit gibt, bekommen wir Hilfe von anderen, und das Ernten und das Umgraben werden zusammen gemacht, je nachdem, wie die Senken weiter unten und die Felder auf der Hochebene der Reihe nach trocken und feucht werden, aber Dennisons Frau hat angefangen, die Meinung der anderen zu vergiften, sodass wir schlechtere Gemeinschaftshilfe haben als die anderen. Meine Mutter findet, es sei die Schuld von Dennisons Frau. Männer würden alle Lügen glauben, dann würden sie bei ihrem Glauben bleiben und nicht mehr zuhören und alle auffordern, so zu sein, wie sie es sind. Es wäre ebenso schwer, den Kopf eines Mannes in eine andere Richtung zu drehen, wie zu versuchen, einen betrunkenen Esel zu führen, sagt meine Mutter und bringt es Ann bei, aber wenn ich dazukomme, hört sie sofort auf. Ein Esel wird betrunken, wenn er aus dem Kübel Maische frisst, die zu sehr gegoren hat, ich habe das einmal gesehen und den Esel mit einem Trauerweidenstock in die Seite gestoßen, sodass er den Kopf geschwenkt hat und schwankend und kreischend im Kreis gegangen ist.

Ich möchte schneller lesen lernen, damit ich mehr arbeiten kann, aber gleichzeitig möchte ich besser lesen lernen, und besser lesen lernt man, indem man übt, und darum muss ich noch zum Herrn Pastor in die Lehre gehen. Lesen ist nicht bloß lesen. Lesen ist verstehen, zuerst so, dass man die Buchstaben versteht, dann so, dass man die Wörter versteht, dann so, dass man die Wörter zusammen versteht, und nach den Wörtern und Sätzen (ein Satz besteht aus Wörtern hintereinander, aber so, dass sie zusammen einen Sinn ergeben) dann noch, dass man die Dinge versteht. Das ist ein sehr langer Weg.

Die Himmelskugel

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