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II. Die Lebensführung der ‚staatsbürgerlichen‘ Gesellschaft und die Literatur des 18. Jahrhunderts 1. Die Lebensführung der ‚staatsbürgerlichen‘ Gesellschaft 1.1. Staatsbürger
ОглавлениеObwohl der absolutistische Staat auf dem europäischen Kontinent bis zur Französischen Revolution weitgehend unangetastet blieb, entfaltete ein wirtschaftlich und intellektuell erstarkendes Stadtbürgertum zunehmend jene Kritik, die ihn letztlich in die Krise stürzte. Dabei bestanden zwischen Stadtbürgertum und Absolutismus enge Beziehungen. Nicht nur war der Fürstenstaat für seine Verwaltungsaufgaben und -interessen auf Beamte angewiesen, die er, wie im vorigen Kapitel schon ausgeführt, zum größten Teil aus der Intelligenz des Bürgertums gewann; auch wohlhabende Kaufleute wurden von ihm gebraucht – als Finanziers, als Pächter, als konzessionierte Unternehmer, die, schon um die großen Söldnerheere auszurüsten, Chancen zur Massenproduktion und zum Massenabsatz vor allem von Waffen, Uniformen und Lebensmitteln erhielten. Andererseits konnte sich die Konzentration größerer Kapitalien in den Händen der Kaufleute und der – hier nicht näher zu beschreibende – Aufschwung von Handel und Gewerbe nur unter Rahmenbedingungen vollziehen, die gerade der Absolutismus herzustellen in der Lage war – durch Kodifikationen, die eine gewisse Rechtssicherheit im Sinne der Kalkulierbarkeit garantierten, freilich auch staatlich-dirigistische Eingriffe ermöglichten. Und gerade der absolutistische Staat, der seine ‚Diener‘ als Beamte an sich band, konnte auch für die Einheitlichkeit und Kontinuität von Verwaltungsarbeiten Gewähr leisten – freilich auch, dies ist die Kehrseite, obrigkeitliche Reglementierungen unnachsichtig durchsetzen.