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Absolutistischer Staat und Stadtbürgertum

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Sowohl die erfolgreichen Kaufleute als auch die bürgerlichen Akademiker wurden durch ihre Verbindungen zum absolutistischen Staat dem alten ständischen Traditionsbürgertum (vgl. dazu P.N., 2012 a, IV) zunehmend entfremdet. Die Großhändler lösten sich aus den an Einfluss verlierenden Patriziaten, der Intelligenz standen ganz andere Wege offen als die des Universitätsgelehrten, des Bibliothekars oder des Lehrers. Gleichzeitig wurden die ständischen Schranken von staatlicher Seite (z.B. durch Monopolvergaben oder Freistellungen von Zunftreglements) durchbrochen und auf diese Weise allmählich durchlässiger. Handwerker konnten zu ‚Freimeistern‘, kleine Kaufleute zu Manufakturisten aufsteigen, intelligente junge Leute ärmerer Herkunft konnten, wenn sie zielstrebig genug waren, in der Beamtenhierarchie weit vorankommen. So entstand die Schicht der ‚neuen‘, am Leistungsethos orientierten Stadtbürger, die sich zugleich als ‚Staatsbürger‘ verstanden. Dieser Vorgang verlief in Europa unterschiedlich schnell und war in England und Frankreich viel früher abgeschlossen als in Deutschland. Hier war das, was Bürgerlichkeit bedeutete, im 18. Jahrhundert so uneinheitlich wie das ganze, in Dutzende von Territorien aufgeteilte Land. Es bestand ein starkes Nord-Süd-Gefälle von ‚fortschrittlichen‘ Gebieten im Norden und ‚rückschrittlichen‘ Gebieten im Süden, nicht zuletzt weil die wichtigsten Umschlagpunkte des Handels in Nord- und Mitteldeutschland lagen (in Hamburg und Leipzig), und man muss sich auch die Unterschiede der Stadttypen vergegenwärtigen: Eine Freie Reichsstadt bot den Bürgern in der Regel andere und mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten, als eine Garnisonsstadt oder eine kleine, vom Hof dominierte Residenzstadt, in der sich allenfalls die Gruppe der Verwaltungsbeamten profilieren konnte. Summarische Aussagen über das Bürgertum und sein Selbstverständnis sind angesichts regionaler und gruppenspezifischer Verschiedenheiten und auch angesichts zeitlich unterschiedlich verlaufender Veränderungen also von vornherein problematisch und doch in einer um Überblick bemühten Darstellung, die zudem auf literarische Entwicklungen hinführen möchte, kaum zu umgehen.

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