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Frontverlauf im Westen

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Der Ausgangspunkt dieser Front liegt im Süden an der Grenze zur Schweiz. Sie berührt dann vorübergehend deutschen Boden zwischen Mülhausen und dem französischen Belfort. Sie schlängelt sich weiter nördlich durch die Vogesen, um dann in einem Bogen nördlich um Nancy herum zu verlaufen. Hier befindet sich mit dem Priesterwald ein bekannter Kriegsschauplatz. Auf der Höhe Bar-le-Duc ragt die Front in französisches Gebiet hinein und bewegt sich von dort in Nord-Süd-Richtung auf Verdun zu. Verdun stellt einen markanten Eckpunkt dar, von dem aus die Front nunmehr durch den Argonnerwald gerade gen Westen verläuft. Sie passiert das von den Franzosen gehaltene Reims, führt südlich Laon über den Höhenzug des Chemin-des-Dames. Nordwestlich von Soissons macht die Front einen weiten Bogen in Feindesland hinein, um dann wieder einen Knick gen Nordost vorzunehmen. Bei Péronne – die Stadt ist zunächst in deutscher Hand – überquert die Front die Somme, den für diese Gegend bestimmenden Fluss. In ihrem nördlichen Abschnitt trennt die Front Arras auf alliierter Seite von Lille, kurz vor der belgischen Grenze gelegen. Im belgischen Flandern verläuft die Front östlich von Ypern, um dann einige Kilometer südlich von Ostende den Ärmelkanal zu erreichen. Während die Engländer und ihre Commonwealth-Truppen – ganz grob gesagt – den nördlichen Frontverlauf bis nahe an die Somme besetzt halten, liegt das Hauptgebiet der Franzosen südlich davon.

Die Schützengräben sind von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich ausgebaut. Sie sind an manchen Stellen von einfacher Bauart, anderswo aber zu ausgeklügelten Grabensystemen entwickelt. Auch stellen die geografischen Gegebenheiten völlig abweichende Anforderungen. Der von beiden Seiten belagerte Hartmannsweilerkopf ist eine Bergkuppe von ungefähr 1000 Metern. Auch die Kampfgebiete bei Verdun und am Chemin-des-Dames befinden sich noch in etwa 300 bzw. 200 Meter Höhe. Demgegenüber ist Flandern ein Flachland, das häufig unter Wasser steht und aus dem nur wenige Anhöhen herausragen. Zu der berühmt-berüchtigten dieser Anhöhen wird der Kemmelberg südwestlich von Ypern.

Beide Seiten können sich natürlich mit der festgefahrenen Front im Westen nicht zufriedengeben. Die Franzosen nicht, weil sich die Front zum Großteil auf französischem Boden befindet. Für die Deutschen hingegen sind die Schützengräben tagtäglicher Beweis dafür, dass es ihnen nicht gelungen ist, ihre Gegner im Westen entscheidend in die Knie zu zwingen. Die Folge ist in den kommenden Jahren eine ununterbrochene Kette von Durchbruchsversuchen sowohl der Engländer und Franzosen als auch der Deutschen. Bis ins Jahr 1918 hinein werden diese Offensiven mehr oder weniger erfolglos ausgehen. Woran liegt das? Zunächst ist für einen erfolgreichen Durchbruch eine beträchtliche Stoßkraft der Angreifer erforderlich. Maßgebliche Bedeutung kommt dabei der eigenen Artillerie zu. Sie hat die feindlichen Geschütze auszuschalten, an deren Sperrfeuer ansonsten die vorrückenden Truppen scheitern. Selbst die größere Beweglichkeit der Kavallerie, durch die in vergangenen Jahrhunderten Schlachten gewonnen wurden, ist angesichts dieser Dominanz der Artillerie kein entscheidendes Kriterium mehr. Die Kavallerieverbände werden im Ersten Weltkrieg deshalb auch schon nach kurzer Zeit umfunktioniert. Ein Angriff muss zudem, um die Front spürbar zu erschüttern, auf mehrere Kilometer Breite ausgedehnt werden. Die Hoffnung, den Gegner an einem schwächer besetzten Teilabschnitt der langgestreckten Front zu überraschen, lässt sich in diesem Krieg nicht mehr vollständig realisieren. Zu gut sind mittlerweile die Aufklärungsmöglichkeiten insbesondere aus der Luft.

Selbst wenn es einmal gelingt, das feindliche Bollwerk an einer Stelle zu überwinden, besteht dann die Gefahr, dass sich die Truppen im Hinterland festlaufen und vom Nachschub abgeschnitten werden. Hinzu kommt, dass sehr bald die Artilleriedeckung ausbleibt. Die Geschütze haben seinerzeit mit ca. sechs Kilometern eine sehr begrenzte Reichweite und können zudem bei dem völlig zerschossenen Kampfgebiet nur sehr langsam Anschluss halten. Diese Problematik schreit nach einem Geschützfahrzeug mit großer Antriebsgeschwindigkeit und Schusskraft. Die im Ersten Weltkrieg vorwiegend von den Engländern eingesetzten Panzer sind hiervon noch weit entfernt. Die deutsche Wehrmacht wird aus alledem am schnellsten die Lehre ziehen und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs über Panzer verfügen, mit deren Hilfe es 1940 gelingen wird, auf den Schlachtfeldern des ersten Kriegs den Frankreichfeldzug zu einem unglaublich raschen Ende zu bringen. Die Franzosen verwenden die Jahre zwischen den Weltkriegen dazu, ihre Befestigungslinie zur »Maginot-Linie« auszubauen – angesichts der höheren Mobilität der deutschen Truppen 1940 ein folgenschwerer Irrtum.

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