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Der Angriff

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Der Krieg ist entfesselt. Grenzbäume werden zerschlagen, deutsche Armeen überziehen wie Heuschreckenschwärme Belgien und Teile Frankreichs. Größenwahnsinnige Generalstabspläne verstauben nicht mehr in den Schubladen der Militärs, sondern werden nun in die Tat umgesetzt. Befehlshaber bekommen die Gelegenheit zu zeigen, was sie zu tun imstande sind, und treiben ihre Soldaten voran. All das, was sich in den Soldaten in den letzten Tagen aufgestaut hat, wird nun frei. Wirkliche Begeisterung, die Freude, als Kriegsfreiwilliger angenommen worden zu sein, oder Angst und Verzweiflung über die Trennung von der Familie finden nun ihre Antwort in einem einzigen »Vorwärts«. Meine Gesprächspartner reden nicht um die Sache herum. »Das war eigentlich alles zu hitzig. Der Schwung!«, fasst Heinrich Dudel den Aufmarsch zusammen. Besonders hohe Verluste sind die Folge. Auf deutscher Seite steht hierfür stellvertretend das Debakel von Langemarck, das später zur Legende umfunktioniert werden wird, um ihm wenigstens etwas Sinn zu geben.

Urplötzlich befindet sich der Soldat in einer anderen Welt, in der des Krieges. Man ist tot, ehe man sich versieht, oder hat Belgien schon fast hinter sich. Wie ergeht es den Gegnern, die einen derartigen Feind vor sich haben? Die Belgier verteidigen ihre Neutralität und sollten eine maßvolle Behandlung erwarten dürfen. Gibt es unter den Angreifern noch Zeit und Raum, über Recht und Unrecht nachzudenken? Oder verleitet die »große Sache« die Deutschen dazu, alles nur nach einem Schema ablaufen zu lassen: »Was wir Deutschen können, dürfen wir auch«?

Der Krieg des Jahres 1914 trägt noch die Züge von Auseinandersetzungen des vorigen Jahrhunderts. Kavallerie tritt an, Festungen werden belagert und eingenommen. Mit raumgreifenden Schritten wird Feindesland durcheilt. Stellungskrieg ist noch ein Fremdwort. Die Soldaten der ersten Monate wirken mit ihren Pickelhauben wie archaische Kämpfer aus einer anderen Zeit. Kaum zu glauben, dass zwischen ihnen und den Stahlhelm-Trägern, die gegen Gas, Tanks und Flugzeuge kämpfen werden, nur ein bis zwei Jahre liegen.

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