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Auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg

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Einige Monate später erhitzt der Kapp-Putsch – benannt nach dem »Reichskanzler« für vier Tage Kapp – die Gemüter. Republikfeindschaft und große Existenzsorgen im Offizierskorps angesichts der umfassenden Reduzierung der Streitkräfte, die durch die bevorstehende Auflösung der aus dem Baltikum zurückgekehrten Verbände noch verstärkt werden, führen zu einer Revolution von rechts. Die Brigade Ehrhardt besetzt das Berliner Regierungsviertel. Die Regierung verlässt fluchtartig die Hauptstadt, nachdem die Reichswehrleitung abgelehnt hat, auf ihresgleichen zu schießen. Kurze Zeit später scheitert der Putsch. Die Ministerialbürokratie weigert sich, den Anordnungen der Putschisten Folge zu leisten, und die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik auf. Überall in Deutschland bricht diese rechtsgerichtete Erhebung binnen Kurzem zusammen. In Harburg vor den Toren Hamburgs sind es die Einwohnerwehr, eine von vielen derartigen paramilitärischen Institutionen vor Ort, und die Arbeiterschaft, die sich am 14. März 1920 der sogenannten Eisernen Schar unter Hauptmann Berthold auf ihrem Weg von Stade nach Hamburg widersetzen und ihren Anführer töten. Die Justiz drückt gegenüber den am Putsch Beteiligten beide Augen zu. Ungleich härter gehen Reichswehr und Freikorps gegen die anschließenden kommunistischen Erhebungen im Ruhrgebiet und im sächsisch-thüringischen Grenzgebiet vor.

Die Lage Deutschlands zu Anfang der zwanziger Jahre ist alles andere als stabil. Die enormen Reparationszahlungen, die die Reichsregierung akzeptieren muss, lähmen die deutsche Wirtschaft. Der Zorn der politischen Rechten richtet sich gegen die »Erfüllungspolitiker«. Außenminister Rathenau und Matthias Erzberger, der Unterzeichner des Waffenstillstandsvertrages von 1918, werden von ehemaligen Freikorpsoffizieren ermordet. Die Zukunftsperspektiven dieser Offiziere sind denkbar schlecht. Zwar wählt die Reichswehr ihre zeitfreiwilligen Rekruten mit Vorliebe aus der Schar der »national zuverlässigen« ehemaligen Freikorpssoldaten. Mitsamt ihren Führern möchte sie sie aber nicht aufnehmen. Stattdessen entwickelt sich in der Folgezeit außerhalb der Legalität eine sogenannte »Schwarze Reichswehr« aus überplanmäßigen »Zeitfreiwilligen« und als Arbeitskommandos getarnten zusätzlichen Verbänden.

Als Deutschland mit einigen Reparationsleistungen in Rückstand gerät, nutzen Frankreich und Belgien Anfang 1923 die Gelegenheit zur Besetzung des Ruhrgebiets. Die Volksstimmung ist erregt, was General Ludendorff und Adolf Hitler, der Führer der zu dieser Zeit noch unbedeutenden »Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei«, im November 1923 von München aus zu nutzen versuchen. Zwar missglückt ihr Putsch innerhalb weniger Tage, jedoch hat sich zum ersten Mal eine politische Macht gezeigt, die für die Geschichte dieses Jahrhunderts verhängnisvoll werden soll. Die Inflation des Jahres 1923, die in der zweiten Jahreshälfte ihren Höhepunkt erreicht, stürzt viele Familien in große Not. Erst die Stabilisierung der Währung Ende 1923 setzt diesem Alptraum ein Ende und schafft die Voraussetzung für ein geordnetes Wirtschaftsleben, dem auch relative innenpolitische Ruhe folgt. Es sind dies die »goldenen« zwanziger Jahre, die in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts die Menschen verzaubern, bis sie der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929 in die Arme der Nationalsozialisten zu treiben beginnt.

Als der erste allumfassende Krieg auf europäischem Boden in diesem Jahrhundert schon über 20 Jahre zurückliegt, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Die wenigsten Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkriegs erleben diesen Krieg ganz vorne an der Front mit. Wenn überhaupt, werden sie meist nur zu Beginn des Krieges im Feld eingesetzt beziehungsweise versehen ihren Dienst in der Miltärverwaltung.

Hineingeworfen

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