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Kriegsausbruch

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Am 28. Juni 1914 beginnt das Unheil seinen Lauf zu nehmen. In Sarajevo, das heißt auf dem Boden des 1908 von Österreich-Ungarn annektierten Bosnien, fällt an diesem Tag der österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, zusammen mit seiner Frau einem Attentat serbischer Separatisten zum Opfer. Mit aller Unnachgiebigkeit begegnet Österreich dem benachbarten Serbien, das Österreich für die Morde verantwortlich macht. Hektische politische Aktivitäten in den letzten Julitagen können nichts mehr daran ändern, dass nunmehr die einmal geschlossenen politischen Koalitionen greifen. Russland tritt an die Seite Serbiens. Deutschland – Reichskanzler ist seit 1909 Theobald von Bethmann Hollweg – stellt sich vorbehaltlos hinter Österreich. Frankreich wiederum stärkt Russland den Rücken. England signalisiert seine Kriegsbeteiligung, falls Deutschland die Neutralität Belgiens verletzt.

Nachdem Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli den Krieg erklärt hat, folgen am 1. August die deutsche Generalmobilmachung und die Kriegserklärung an Russland, am 3. August die entsprechende Erklärung gegenüber Frankreich. Nachdem deutsche Truppen bereits am 2. August die luxemburgische Grenze überschritten haben, marschieren sie am 4. August in Belgien ein, das zuvor einen deutschen Durchmarsch abgelehnt hatte. Nun befindet sich auch England mit Deutschland im Krieg. Italien und Rumänien, Mitglied des Dreibunds bzw. ihm 1883 beigetreten, verhalten sich neutral. Mitte 1916 werden beide sogar auf Seiten der Alliierten in den Krieg eintreten. Die Türkei zögert, an die Seite Deutschlands zu treten, bis ihr im November 1914 durch die Alliierten der Krieg erklärt wird. Der englische Außenminister Grey begleitet die Ereignisse der ersten Augusttage mit den berühmten Worten: »In diesem Augenblick gehen in ganz Europa die Lichter aus; wir alle werden sie in unserem Leben nie wieder leuchten sehen.«

Derweil wendet sich am 4. August 1914 in Berlin Wilhelm II. an die im Reichstag versammelten Parteivorstände mit den ebenso denkwürdigen Worten: »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche.« Die Sozialdemokraten bleiben von der Entwicklung dieser ersten Augusttage nicht unberührt. Zwar hat der Reichstag verfassungsrechtlich überhaupt keine Chance, an den Kriegserklärungen mitzuwirken. Durch die notwendige Zustimmung zu den Kriegskrediten kommt ihm jedoch eine maßgebliche Rolle dabei zu, den beginnenden Krieg zu hemmen oder zu fördern. Einstimmig, d.h. mit den Stimmen der Sozialdemokratie, werden die Kriegskredite an diesem 4. August vom Reichstag bewilligt.

In den folgenden Tagen wiederholen sich überall in Europa die gleichen Bilder: Zigtausende eilen zu den Waffen. Die Friedensstärke des deutschen Heeres 1914, d.h. die Zahl der zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs aktiven Soldaten, beläuft sich auf etwa 800000 Mann. Sie verteilen sich auf 51 Heeresdivisionen. Gleichzeitig mit ihnen werden 32 Reservedivisionen mobil gemacht. Zu all diesen Truppen versuchen in den Wochen nach dem Kriegsausbruch zusätzlich 1,2 Millionen Kriegsfreiwillige zu stoßen, von denen mangels Waffen und Ausrüstung nur ein kleiner Teil sofort angenommen werden kann. Immerhin werden 13 weitere Reservedivisionen bis Oktober 1914 aufgestellt. Während die Landwehr-Regimenter ebenfalls an der Front eingesetzt werden, kommt dem Landsturm die Aufgabe der Küstenverteidigung, der Bewachung der Grenzen, der Verbindungswege und der Kriegsgefangenen und die Stellung der Besatzungen für Festungen und Garnisonen okkupierter Städte zu. Vier Jahre später wird das Heer schließlich auf 240, allerdings ausgedünnte Divisionen mit insgesamt sage und schreibe 6000000 Männern angewachsen sein.

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