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Andere Kriegsschauplätze
ОглавлениеIn Serbien haben die Österreicher seit 1914 ihre zweite Front. Auf der Donau fallen am 28. Juli 1914 die ersten Schusswechsel, an denen auf österreichischer Seite Monitore – gepanzerte und mit Geschützen versehene Donaudampfer – beteiligt sind. Den Serben, deren Hauptstadt zwischenzeitlich von den Österreichern besetzt worden ist, gelingt es, die k.u.k.-Armee wiederholt zurückzuwerfen und ihr schwere Niederlagen zuzufügen. Von 462000 österreich-ungarischen Soldaten, die von Kriegsbeginn bis Mitte Dezember 1914 gegen Serbien zum Einsatz kommen, büßt die Donaumonarchie 274000 ein. Eine zehnmonatige Kampfpause wird im September 1915 durch den Aufmarsch von insgesamt 14 deutschen und k.u.k.-Divisionen an der serbischen Nord- und Nordwestgrenze beendet. Weitere sechs Divisonen Bulgariens – ab Oktober im Kriegszustand mit den Alliierten – bedrohen die Ostgrenze Serbiens. Am 7. Oktober 1915 überschreiten Einheiten der Mittelmächte die Save und die Donau. Am 9. Oktober 1915 kapituliert Belgrad. Von den Alliierten allein gelassen und von den Deutschen gehetzt fliehen die Reste der serbischen Armee in Richtung Adria und retten sich schließlich auf die Insel Korfu. Sie beteiligen sich in den folgenden drei Jahren an den Kämpfen der Orientarmee der Alliierten an verschiedenen Fronten auf dem Balkan, insbesondere an der mazedonischen Front, an der 75000 deutsche Soldaten im Jahre 1917 stationiert sind. Mit dem Durchbruch der Alliierten durch die Mazedonienfront im September 1918 und der völligen Auflösung der bulgarischen Truppen werden die Mittelmächte gezwungen, bis zur österreichischen Grenze an der Donau zurückzuweichen.
Am 27. August 1916 erklärt Rumänien, vor dem Krieg Bündnispartner der Mittelmächte, Österreich-Ungarn den Krieg. Große Teile des 816000 Mann starken rumänischen Heeres dringen über die Karpatenpässe in das zur Donaumonarchie gehörende Siebenbürgen ein. In dieser Situation werden österreichisch-ungarische und deutsche Verstärkungen in das Grenzgebiet geschafft. Zu der neu gebildeten deutschen 9. Armee, die von dem als Generalstabschef abgelösten Falkenhayn kommandiert wird, gehört auch das Alpenkorps. Innerhalb von acht Tagen gelingt es diesen Verbänden Ende September/Anfang Oktober 1916, Siebenbürgen wieder zu befreien. Die Reste der rumänischen Einheiten ziehen sich über die Karpatenpässe nach Rumänien zurück. Die 9. Armee zersprengt den rumänischen Verteidigungsgürtel jenseits der Karpaten und rückt gleichzeitig mit der von Süden angreifenden Donauarmee auf Bukarest vor, das am 6. Dezember 1916 eingenommen wird. Das ganze Jahr 1917 hindurch ziehen sich Stellungskämpfe im Nordosten Rumäniens mit wechselseitigen Angriffsbemühungen der Mittelmächte, darunter wieder das Alpenkorps, bzw. der Russen und Rumänen. Nahezu zeitgleich mit dem Waffenstillstand mit Russland werden am 9. Dezember 1917 auch die Kampfhandlungen mit Rumänien eingestellt.
Der am 23. Mai 1915 erfolgte Kriegseintritt Italiens aufseiten der Alliierten stellt für die Mittelmächte den ersten Verlust eines ehemaligen Verbündeten dar. Am gleichen Tag greifen die italienischen Truppen erstmalig an am Isonzo, einem Bergfluss aus den Julischen Alpen zwischen Udine und Triest. Elf Mal werden beide Seiten in den nächsten zwei Jahren bis zum Spätsommer 1917 an dieser Front in den sogenannten Isonzo-Schlachten den Durchbruch versuchen. Die italienischösterreichische Front ist mit keiner anderen des Ersten Weltkriegs vergleichbar. Von über 600 Kilometern Front, die am Unterlauf des Isonzo beginnt, dann im großen Bogen in Kärnten durch die Karnischen und Julischen Alpen verläuft und in den Tiroler Alpen endet, befinden sich 450 Kilometer im hochalpinen Bereich oberhalb der Schneegrenze. Unter großen Anstrengungen werden in dieser Gebirgslandschaft Stellungen ausgebaut, die mehr als anderswo den Verteidiger bevorteilen.
Den geplanten Durchbruch erreichen die Italiener, die Alpini, in keiner der elf Isonzoschlachten, obwohl 770000 Österreicher und Italiener ihr Leben lassen müssen. Das österreichische Armeeoberkommando bittet in dieser Situation um Unterstützung Deutschlands, das sieben gebirgserprobte Divisionen nebst zahlreicher Artillerie in die Alpen entsendet. Unter konzentriertem Geschützeinsatz und der Verwendung von Gasgranaten, darunter das hochgiftige Grünkreuz, schaffen es die Mittelmächte zwischen dem 24. und 27. Oktober 1917, das italienische Stellungssystem zwischen Flitsch, Karfeit und Tolmein zu durchbrechen. Die gesamte italienische Alpenfront bis zur Adria gerät ins Wanken. Erst an der Piave können die Italiener wieder eine Frontlinie aufbauen, an der weitere Angriffe der Mittelmächte scheitern. Es dauert bis zum 23./24. Oktober 1918, bis die Italiener in einer großangelegten Offensive ihrerseits den Durchbruch versuchen. Den ersten Ansturm haben die österreichisch-ungarischen Truppen abgewehrt, als sie angesichts des nahen Kriegsendes den Befehl erhalten, sich an die Landesgrenzen zurückzuziehen.
Seit November 1914 befindet sich auch die Türkei an der Seite der Mittelmächte im Krieg. Die Deutschen versprechen sich hiervon eine Sperrung des Seeweges zwischen Rußland und seinen westalliierten Verbündeten sowie eine Bedrohung des Suezkanals. Ziel der Jungtürken, die unter Sultan Mohammed V. die Regierung bilden, ist der Gewinn russischer Gebiete, zum Beispiel der Krim. Die Führung des türkischen Heeres liegt im Wesentlichen in den Händen deutscher Berater. Im Laufe des Ersten Weltkriegs entstehen im Nahen Osten mehrere Kriegszentren: die Dardanellen, der Kaukasus, Palästina und Mesopotamien. Zu den großen Operationen dieses Krieges zählt die Landung alliierter Streitkräfte auf der Halbinsel Gallipoli eingangs der Dardanellen ab 25. April 1915. Aus ihren gut ausgebauten Verteidigungsstellungen können die Türken die Angriffe nach erbitterten Kämpfen zurückschlagen, sodass die Alliierten das Landungsunternehmen am 9. Januar 1916 abbrechen müssen. Angetrieben von dem englischen Oberst T. E. Lawrence erklärt der Scherif von Mekka Mitte 1916 die Unabhängigkeit der Araber von der Türkei. Arabische Stämme unterstützen daraufhin die allmähliche Vertreibung der Türken aus dem nordwestlichen Arabien und Palästina durch die Briten. Aufseiten der Türken kommen wieder einige Einheiten deutscher Soldaten zum Einsatz.