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Zweiundzwanzigster Januar

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Es ist Winter. Dies weiß jeder, der auf den Kalender sieht. Der weiß, dass der Winter im Dezember beginnt. Der weiß, dass der Frühling im März beginnt. Der weiß, dass der Januar dazwischen liegt.

Wer nicht auf den Kalender schaut, erkennt kaum, dass es Winter ist. Dass wir Januar haben. Wer hinausgeht, braucht keine dicke, fette Jacke. Keine dicke Mütze oder Handschuhe. Manche brauchen sogar weder Mütze noch Handschuhe. Für sie sind die jetzigen Temperaturen schon ohne Mütze und Handschuhe angenehm. Draußen sind keine Minusgrade. Das Thermometer kommt nicht einmal in der Nacht auf die Idee, vor den Zahlen ein Minus zu zeigen. Die Temperaturen sind im Plusbereich. Minimum fünf Grad zeigt es an.

In der Nacht. Am Tag steigt das Thermometer höher. Zehn Grad sind überall zu erreichen. Teilweise sind es sogar bis vierzehn Grad im Schatten. Deutlich zu warm für den Winter. Zu warm für den Januar. Zu mindestens heute.

In den letzten Tagen war es kalt. Teilweise frostig kalt. Ab und zu gab es Niederschlag. Es regnete nicht. Dafür war es zu kalt. Es schneite. Das ganze Land wurde in den letzten Tagen mit einer weißen Decke überzogen. Die Wiesen waren weiß. Die Bäume. Die Pflanzen. Die Dächer in den Städten. Die Autos. Die Straßen.

Zu mindestens anfangs. Der Winterdienst machte seine Arbeit. Befreite die Straßen vom Schnee. Die Bürger befreiten die Fußwege vom Schnee. Wer mit dem Auto fahren musste, entfernte den Schnee von seinem Auto. Die Einen entfernten den Schnee vollkommen, die anderen nur teilweise.

Doch heute fiel kein Schnee. Die Straßen blieben schwarz wie der Asphalt, grau wie der Beton. Bei den Fußwegen sah es etwas anders aus.

Das Tauwetter begann schon gestern Nachmittag. Der Schnee schmolz. In den Städten und auf dem Land. Aus dem Schnee wurde Schneematsch. Herrlich. Wer keine Stiefel hatte, wer keine wasserdichten Schuhe besaß, bekam heute nasse Füße. Die Socken wurden nass. Ein wirklich tolles Gefühl.

Der Schnee schmolz aber nicht überall gleichzeitig. An einigen Stellen war er heute Morgen kaum noch zu sehen. An anderen Stellen gab es noch eine kleine Schneeschicht. Dies lag hauptsächlich daran, dass es Stellen in der Sonne und im Schatten gab.

Dort, wo die Sonne schien, konnte der Schnee schmelzen. Dort, wo Schatten war, hatte die Sonne es schwer. Das warme Wetter musste es erledigen. Die warmen Temperaturen mussten den Schnee alleine schmelzen.

Wer zu Fuß war, konnte nasse Füße bekommen. Wer mit Rad fuhr, eher weniger. Dafür war es heute eine Schlingerfahrt. Dort, wo der Schneematsch kaum sichtbar war, konnte der Radfahrer gut durchkommen. Doch es gab ja auch noch die schattigen Stellen. Dort machte das Rad fast, was es wollte. Der Radfahrer oder die Radfahrerin musste aufpassen.

Glücklicherweise sollte das Tauwetter nicht lange dauern. Der Schneematsch sollte schnell verschwinden. Das Radfahren sollte leichter werden. Die Füße konnten trocken bleiben. Doch, ob der Winter jetzt für immer ging? Oder kam er wieder? Wir hatten Ende Januar. Der Februar war noch ein Wintermonat. Der März teilweise auch. Meteorologisch nicht. Kalendarisch begann der Frühling aber erst in zwei Monaten. Genug Zeit für den Winter, noch einmal zurückzukehren. Mit kalten Temperaturen. Mit Schnee.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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