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Siebenundzwanzigster Januar

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Kurz vor den Winterferien zog ich um. Mal wieder. Meist zogen ich und meine Eltern innerhalb der Stadt um. Nur zweimal war dies anders. Nachdem ich die sechste Klasse abschloss, zogen wir in eine andere Stadt. Nachdem ich ein halbes Jahr in der elften Klasse war, zogen wir zurück in diese Stadt.

Es war Ende Januar als ich den ersten Tag in der neuen Schule verbrachte. Es war ein kleines Wiedersehen. Eine gute Freundin, die ich bis zur sechsten Klasse hatte, sah ich wieder. Sie war in der selben Tutorgruppe wie ich. Sie hatte wie ich Deutsch als Leistungskurs. Während Biologie mein zweiter Leistungskurs war, war sie auch noch im Leistungskurs Mathe. Sonst hatten wir aber fast die gleichen Kurse. Ich machte Kunst und sie Musik. Gemeinsam machten wir Russisch. Gemeinsam waren wir im Physikkurs.

Damals in der sechsten Klasse war sie nur eine gute Freundin. Jetzt wurde sie meine beste Freundin. Wir unternahmen vieles gemeinsam. Ich begleitete sie im Sommer fast jeden Tag nach Hause. Manchmal zu Fuß. Im Sommer meistens mit Fahrrad. Ich fuhr immer Fahrrad. Sie nicht.

Ich war knappe sieben Kilometer von der Schule entfernt. Zu Fuß würde ich viel zu lange brauchen. Mit Fahrrad war ich schneller. Bus und Bahn hätte ich auch nehmen können, doch dann wäre ich abhängig gewesen. So gut waren die Fahrzeiten nicht. Mittags konnte ich alle dreißig Minuten nach Hause fahren. Früh morgens oder am Nachmittag musste ich eine Stunde warten, wenn ich den Bus verpasste. Da fuhr ich lieber mit dem Rad. Meine Gesundheit sollte darunter gewiss nicht leiden.

Meine beste Freundin hatte es nicht so weit. Sie musste nur knapp zwei Kilometer laufen. Gut sie lief selten. Wenn sie lief, dann nur zur Straßenbahnhaltestelle. Sie fuhr zwei Stationen weiter und lief noch ein kurzes Stück. Dann war sie zu Hause. Wenn es nicht regnete, wenn es nicht schneite, wenn es nicht kalt war, dann fuhr sie mit dem Rad zur Schule.

Auf dem Schulhof gab es einige Fahrradständer. Dort stellten wir unsere Fahrräder ab. Wenn die Schule aus war, begleitete ich meine beste Freundin. War sie mit dem Fahrrad unterwegs, begleitete ich sie bis zu sich nach Hause. War schlechtes Wetter, so lief meine beste Freundin zur Straßenbahnhaltestelle. Ich begleitete sie. Ich lief neben ihr und schob mein Fahrrad.

Doch nicht immer, wenn schlechtes Wetter war, fuhr meine beste Freundin mit der Straßenbahn. Manchmal musste sie zur Bank oder zu einer Freundin. Da beides in der Nähe lag und nur schwer mit Bus oder Bahn zu erreichen war, lief sie. In den meisten Fällen begleitete ich meine beste Freundin. Bis zu ihrer Freundin. Von dort fuhr ich dann mit dem Rad nach Hause. Wenn meine beste Freundin zur Bank musste, so wartete ich kurz vor der Bank. Dann ging es weiter zu ihr nach Hause.

Meistens begleitete ich meine beste Freundin nur nach Hause und fuhr dann gleich zurück zu meinem Zuhause. Manchmal verbrachten wir auch den Nachmittag bei ihr. Besonders vor Klassenarbeiten oder anderen Prüfungen. Wir lernten zusammen. Zusammen waren wir erfolgreich. Eine gute Note war uns meist sicher. Wenn wir gemeinsam lernten, konnten wir eine sehr gute Note erreichen.

Wir Beide waren ein gutes Team. Bis zur sechsten Klasse. Wir waren ein sehr gutes Team ab der elften Klasse. Doch wir sollten nicht ewig ein sehr gutes Team sein. Wir sollten mehr sein. Irgendwann zu mindestens.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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