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Dreißigster Januar

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Wir haben Januar. Wer auf den Kalender schaut, erkennt es. Es wird erst sehr spät hell. Es wird früh wieder dunkel. Der helle Tag ist also nur kurz und doch müssen wir alle arbeiten. Egal, ob es hell oder dunkel ist. Egal, ob es Sommer oder Winter ist. Ein Arbeitnehmer kann nicht einfach so zu Hause bleiben.

Auch ich nicht. Am frühen Morgen muss ich hinaus. Ob ich will oder nicht. Für mich heißt es, um sechs Uhr aufzustehen, während die Sonne noch schläft. Ich gehe sogleich in die Küche. Ich bereite das Frühstück vor. Ich lege mir meine zwei Toastscheiben zurecht. Hole Marmelade und das benötigte Besteck heraus. Dann befülle ich die Kaffeemaschine mit Kaffee und Wasser. Ich schalte die Kaffeemaschine an und gehe ins Bad.

Im Bad angekommen, dusche ich. Danach ziehe ich mich an und gehe wieder in die Küche. Der Kaffee ist fertig. Ich schmiere mir meine zwei Toastscheiben und dann kann mein Frühstück beginnen. Anschließend geht es noch einmal ins Bad. Jetzt putze ich mir meine Zähne.

Drei Minuten später schnappe ich mir meinen Rucksack. Ich ziehe mir meine Winterjacke an und verlasse die Wohnung. Hinter mir schließe ich die Türe ab und gehe in den Keller. Dort steht mein Fahrrad. Es ist für mich die einzige, schnelle Möglichkeit zur Arbeit zu gelangen. Eine Straßenbahn gibt es nicht. Ein Bus fährt nicht. Einen Führerschein besitze ich nicht.

Glücklicherweise habe ich es nicht weit. Es sind nur vier Kilometer bis zur Arbeit. Die Strecke ist schnell geschafft. Im Frühling wie im Sommer. Im Herbst und im Winter. Auch wenn es schneit, auch wenn es kalt ist. Ich bin dann nur etwas langsamer. Wenn es glatt sein sollte natürlich noch langsamer.

Es hat heute nicht geregnet, doch trotzdem kann es glatt sein. Es hat in den letzten Tagen immer wieder geschneit. Nicht überall wurde der Schnee vollständig geräumt. Da es in der letzten Nacht schneite, sind auch heute Räumfahrzeuge unterwegs.

Auf den ersten zwei Kilometern kommt mir auf dem Radweg kein Fahrzeug entgegen. Auch ein anderer Radfahrer kommt mir nicht entgegen.

Nach zwei Kilometer muss ich eine Überführung überqueren. Es geht vierhundert Meter nach oben und dann wieder nach unten. Dazwischen ist eine Brücke. Eine Brücke, unter der Züge fahren. Eine Brücke, auf der mir ein Fahrzeug auf dem rechten Radweg entgegenkommt. Es ist ein Räumfahrzeug.

Für uns beide ist kein Platz. Es ist nur ein schmaler Radweg vorhanden. Ich bremse ab. Ich sehe mich um. Von hinten kommt kein Fahrzeug. So steige ich vom Rad ab und betrete die Fahrbahn. Zum Glück bin ich den kleinen Absatz nicht hinuntergefahren. Die Straße war an dieser Stelle etwas glatt. Ich hätte mich sicher gepackt. Noch einmal Glück gehabt!

Nachdem ich das Räumfahrzeug umkurvt habe, betrete ich wieder den Radweg. Ich steige auf mein Rad und fahre rund vierhundert Meter bergab. Noch etwas mehr als tausend Meter muss ich anschließend noch fahren. Dann bin ich auf Arbeit. Dort stelle ich hinter dem Haus mein Fahrrad ab und schließe es an. Punkt sieben Uhr beginnt offiziell meine Arbeit. In der Regel bin ich immer früher dort. Nur wenn es glatt ist, dann verspäte ich mich. Dies geschieht aber nur selten. Zum Glück.

Erzählen-AG: 366 Geschichten

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