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3.4 »Gleichbehandlung reduziert Geschlechtsunterschiede«

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Effekte der gerade geschilderten Art sind nicht immer leicht zu durchschauen. Das Beispiel der Kinderläden zeigt sehr eindrücklich, dass z. B. für die Balance von Aggressivität und Nachgiebigkeit im Verhältnis von Jungen und Mädchen eine neutrale Haltung der Erzieher überhaupt nicht zuträglich ist.

Gleichbehandlung wäre nur dann eine geeignete Maßnahme, wenn die Geschlechter von der Veranlagung her auch wirklich gleich wären. Unterscheiden sie sich dagegen, dann kann eine Angleichung, wie Guggenbühl argumentiert, wirklich nur durch differenzierende Behandlung erreicht werden. Es entsteht somit in der Tat das Paradox, dass man die Geschlechtsstereotype ernst nehmen muss, um sie zu überwinden.

Was bei dieser Sachlage bedenklich stimmt, ist die unbefangene Selbstverständlichkeit, mit der die Gleichheit der Veranlagung weiterhin als Nullhypothese behandelt wird. Der Gedanke, dass man mit einer solchen Einstellung auch Schaden anrichten könnte, dass nämlich die Unterschiede wie im Beispiel der Kinderläden nur umso profilierter zu Tage treten könnten, wird offenbar nicht erwogen.

Solange wir indessen nicht genau abgeklärt haben, ob die Geschlechter sich in der Veranlagung unterscheiden und worin diese Unterschiede bestehen, ist es nicht nur naiv, sondern auch der Sache der Frauen abträglich, einfach davon auszugehen, die Geschlechterrollen ließen sich ohne Energieaufwand beliebig »inszenieren«. Was dabei herauskommt, wird im Ergebnis immer auch davon abhängen, wie die Kulturen mit der Veranlagung umgehen.

Wenn wir ernsthaft eine Änderung der bestehenden Verhältnisse anstreben und uns die Gleichberechtigung der Frauen wirklich ein Anliegen ist, werden wir also wohl nicht umhinkönnen, uns auch mit der Frage nach einer möglichen geschlechtstypischen Veranlagung gründlich auseinanderzusetzen. Nur so gehen wir sicher, alle Voraussetzungen ventiliert zu haben, die eine Rolle spielen könnten, wenn man mit Maßnahmen zur Veränderung auch Erfolg haben und nicht gerade das Gegenteil erreichen will. So moralisch wünschenswert das Gleichheitsideal auch ist, man kann nicht einfach dekretieren, die Geschlechter seien gleich und im Übrigen Wissensverzicht praktizieren oder gar erzwingen wollen. Die rigorose Einforderung politischer Korrektheit, in deren Namen eine manchmal schon an Meinungsterror grenzende soziale Kontrolle gerade bei Äußerungen zur Geschlechterproblematik ausgeübt wird, kennzeichnet eine gefährliche Entwicklung, die fatal an Zeiten erinnert, in denen selbstständiges Denken automatisch als Erweis für Verkehr mit dem Teufel erachtet wurde. Machen wir uns also frei von solchen Zwängen und stellen wir uns in aller Offenheit der Frage, ob – über die Trivialitäten der Anatomie hinaus – Mann und Frau von Natur aus anders sein könnten. Je gründlicher wir in das Thema eindringen, umso deutlicher wird sich zeigen, dass die damit verbundenen Ängste weitgehend ungerechtfertigt sind und bei genauer Kenntnis der Zusammenhänge gegenstandslos werden.

Von Natur aus anders

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