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Teil I Theorien und ihre Evidenz

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Wie im 1. Kapitel erwähnt, fordert Jeanne Block, man müsse immer erst ausloten, ob und wieweit Unterschiede auf die Sozialisation zurückzuführen seien, bevor man biologische Einflussfaktoren in Erwägung ziehen dürfe. Gegen dieses Postulat lässt sich, wie wir festgestellt haben, allerlei einwenden; es beruht auf einer höchst willkürlichen Festsetzung der Nullhypothese. Da es aber nicht viel einbringt, im Vorfeld der Sachfragen über Verfahrensregeln zu streiten, wollen wir auf die Forderung eingehen. Unterziehen wir also zunächst die zugunsten der Sozialisationsannahme anführbare Evidenz einer genaueren Betrachtung.

Es empfiehlt sich, dabei in zwei Schritten vorzugehen. Sozialisationsprozesse, die zu einer stabilen Polarisierung geschlechtstypischer Verhaltensstile führen, liegen nicht so offen zutage, dass sie von vornherein als trivial vorausgesetzt werden könnten. Man kommt also nicht umhin, sie in Form theoretischer Annahmen zu spezifizieren. Als Erstes wäre demnach zu klären, welche theoretischen Standpunkte in diesem Problemkomplex überhaupt vertreten worden sind. In einem zweiten Schritt wollen wir sodann die Befunde überprüfen, die mit den vorgestellten Theorien im Einklang oder auch im Widerspruch stehen. Auf diese Weise erhalten wir eine Anschauungsgrundlage, auf deren Basis wir beurteilen können, wieweit die Annahme soziokultureller Verursachungen ihre Bestätigung findet und wo sie gegebenenfalls an Grenzen stößt.

Die Theorien zur Übernahme der Geschlechterrolle, die in der Fachwelt diskutiert werden und mehr oder weniger auch Akzeptanz gefunden haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Es handelt sich im Wesentlichen um die Theorie Freuds, die abgesehen von einigen kritischen Modifikationen auch von seinen Anhängern vertreten wird, ferner um lerntheoretische Erklärungsansätze, die zum einen im Rahmen der Bekräftigungstheorie formuliert wurden, zum anderen in der Theorie des sozialen Lernens die Rolle der Imitation betonen, und schließlich um den kognitivistischen Ansatz von Lawrence Kohlberg mit seiner Fortführung in der Genderschema-Theorie.

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