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3.7 »Die Biologie legitimiert die Abwertung der Frau«

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Ebenfalls mit dem Rückbezug auf die Veranlagung gerechtfertigt wird eine weitere, eine der folgenschwersten Maßnahmen der Gesellschaft. Sie betrifft die unterschiedliche Wertung der Geschlechter. Typisch weibliche Eigenschaften und Frauen überhaupt gelten in vielen Kulturen als minderwertig, während Tätigkeiten allein schon dadurch ein höheres Prestige erhalten, dass sie von Männern ausgeübt werden. Das muss nicht so sein, wie der Kulturvergleich zeigt. Aber aus Gründen, die noch genauer erörtert werden, ist die Gefahr, dass es zu einer Abwertung des weiblichen Geschlechts kommt, größer als umgekehrt. Es wird sich zeigen, dass es in der Tat bestimmte Unterschiede in der Veranlagung sind, die eine solche Entwicklung begünstigen, was aber natürlich wiederum nicht heißt, dass sie damit auch unvermeidlich oder gar legitim wäre.

Die Befürchtung, Anlageunterschiede könnten dazu missbraucht werden, eine Diskriminierung von Frauen zu rechtfertigen, kann gar nicht ernst genug genommen werden. Der berechtigte Wunsch, einer solchen Legitimierung den Boden zu entziehen, darf aber nicht so weit gehen, die wissenschaftliche Diskussionen über Anlageunterschiede einzuschränken oder gar zu verbieten, wie das bei Kreisen, die dem Gender Mainstreaming und den Gender Studies nahestehen, die Tendenz ist. Letztlich erweist man Frauen – und im Übrigen auch Jungen und Männern – keinen guten Dienst, wenn man wichtige Einsichten unterbindet und denjenigen, die sich mit den Auswirkungen biologischer Mechanismen befassen, fragwürdige Motive unterstellt. Bischof spricht in diesem Zusammenhang von einem »moralistischen« Trugschluss, in dem er das Pendant zum naturalistischen Trugschluss sieht (Bischof, 2012). Wenn etwas als moralisch nicht wünschenswert deklariert wird, dann besteht die Tendenz, seine Existenz überhaupt zu leugnen, »weil nicht sein kann, was nicht sein darf« (Morgenstern, 1909): Geschlechtsunterschiede gibt es nicht, weil man sie sonst zur Legitimation von Diskriminierung heranziehen könnte.

Es ist ein zentrales Anliegen dieses Buches, die Missverständnisse aufzuklären, die zu der hartnäckigen Fehleinschätzung biologischer Faktoren führen. Nur wenn wir vorbehaltlos auch über die biologischen Aspekte unserer Verhaltensorganisation Rechenschaft ablegen, werden wir eine Chance haben, bestehende Vorurteile abzubauen und den Schwächen beider Geschlechter wirksam gegenzusteuern. Ob daraus dann letztlich eine Angleichung resultieren sollte oder ob nicht vielmehr die Gleichbewertung bei beibehaltenen Unterschieden das Erstrebenswerte wäre, mag zunächst offen bleiben.

Von Natur aus anders

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