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Regionale Bündnisse

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Städtebündnisse. Städtebündnisse sind bereits für das frühe 12. Jh. in Italien nachgewiesen und noch im 17. Jh. hielt die Hanse regelmäßig ihren Bundestag in Lübeck. Auch wenn gerade die Hanse im Laufe der Jahrhunderte Züge des modernen Staates annahm, so ist die Entwicklung der Städtebündnisse vor allem die Geschichte der gegenseitigen Anerkennung der Kommunen und der Hilfeleistungen, die Kommunen bereit waren füreinander zu erbringen, um ihre individuelle Existenz zu sichern.

Als Band zwischen den Kommunen und damit als Fundament für die Bündnisse selbst diente in den meisten Fällen die Ausdehnung der Willkür auf die Bürger verbündeter Kommunen. Städtebündnisse werden daher in den Quellen üblicherweise als pax oder concordia bezeichnet – so etwa der Name des Lombardenbundes gegen Friedrich Barbarossa. So verlautet die Vereinbarung zwischen Mailand, Mantua, Bergamo und Brescia vom Jahre 1167, daß die Bürger der betroffenen Kommunen den Eid leisten sollen, daß der Eid alle 10 Jahre zu wiederholen und das Bündnis auf 50 Jahre befristet sei. In der Folge von Friedrich Barbarossas Niederlage in Legnano (1176) wurde das Bündnis 1183 schließlich im Frieden von Konstanz vom Kaiser anerkannt und die Autonomie seiner Mitglieder bestätigt. Im Jahre 1226 wurde die lombardische Liga in der Auseinandersetzung mit Friedrich II. wiederbelebt [↗ Italischer Raum].

Auch wenn der älteste deutsche Städtebund für die Zeit des Konflikts zwischen Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V. am Anfang des 12. Jh. nachgewiesen ist, trat das erste voll ausgebildete Bündnis erst im Interregnum zutage. Im Jahre 1254 schlossen sich Köln, Mainz, Worms, Speyer, Straßburg, Basel und weitere Städte im Rheinischen Städtebund zusammen, der auf 10 Jahre angelegt war, den Frieden entlang des Rheins sichern und die Abschaffung unregelmäßiger Zölle durchsetzen sollte. Das Bündnis (pax bzw. pacis foedus), das zur Zeit seiner größten Ausdehnung mehr als 70 Städte, aber auch eine Reihe von Bischöfen und weltlichen Herrschern verband, wurde durch eine vierteljährlich tagende Versammlung vertreten; es hatte ein eigenes Schiedsgericht, um die Streitigkeiten der Mitglieder untereinander zu schlichten, und eine eigene Kriegsflotte auf dem Rhein. Zwischen 1254 und 1257 beteiligte sich etwa die Stadt Worms mit Geld und Truppen an Kämpfen gegen Werner von Bolanden in Ingelheim, den Grafen Dieter von Katzenelnbogen in Rheinfels und den Markgrafen Rudolf von Baden in Selzen [↗ Zentraleuropäischer Raum].

Wie die starke geistliche und weltliche Beteiligung am Rheinischen Städtebund zeigt, standen regionale Bündnisse nicht ausschließlich im Zusammenhang mit der kommunalen Bewegung. Dieses gilt besonders für die langfristig so erfolgreichen regionalen Bündnisse der Schweizer Eidgenossenschaft und der Hanse. Politisch bedeutsam, wenngleich ohne Erfolg, war auch der Aufstand der kastilischen Comuneros, eines Städtebündnisses unter der Führung Toledos, das 1520 und 1521 Widerstand gegen die Herrschaft des jungen Karl V. (Karl I. von Spanien) leistete. Der Zusammenhang mit dem zeitgleichen Aufstand der Germanía oder Handwerkergilde in Valencia harrt indes der Erforschung.

Schweizer Eidgenossenschaft. Die Schweizer Eidgenossenschaft entstand aus drei Bündnissen von Städten bzw. Landen. Das Bündnis der Drei Waldstätte (Uri, Schwyz und Unterwalden) trat im Jahre 1292 hervor. Es handelte sich dabei um bäuerliche Talschaften, die sich zu ländlichen Kommunen entwickelten. Die Konkurrenz zu den Habsburgern wird im Sieg des Bündnisses in Morgarten (1315) sowie in der Aufnahme der habsburgischen Stadt Luzern (1332) deutlich. Etwa zur gleichen Zeit bildete sich ein Städtebündnis um Zürich, das die oberrheinischen Städte einschloß. Der ab 1243 im burgundischen Raum nachweisbare Bund um Bern war im wesentlichen ein Städtebündnis mit adliger Beteiligung. Die Annäherung der drei Bündnisse, die im 14. Jh. im Kontext zunehmender Spannungen mit Österreich und lokalen Adligen erfolgte (gemeinsame Siege in Kiburg, Sempach und Näfels zwischen 1384 und 1388) führte zum Abschluß des Sempacherbriefs von 1392, einer Kriegsordnung zum Schutz des Territoriums der „eitgenoschaft“. Als sich zu Beginn des 15. Jh. die Stadt Bern dem Bündnis anschloß, wurden die bislang existierenden Bündnisse in den Hintergrund gedrängt.

Neben der militärischen Zusammenarbeit erstreckte sich das Bündnis auf wirtschaftliche Fragen. Ungleichheiten zwischen den Mitgliedern blieben bestehen, indem die acht sogenannten Alten Orte (Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus) einen gewissen Vorrang vor anderen Orten in gemeinsamen Angelegenheiten besaßen. Auch hatten sogenannte Zugewandte Orte einen meistens minderen Status gegenüber den souveränen Orten. Die regionalen Bündnisse von Wallis und Graubünden standen indes als solche mit der Eidgenossenschaft in Beziehung. Innerhalb der Eidgenossenschaft bildete sich die Tagsatzung zu einem Schiedsgericht. „Außenpolitisch“ traten die einzelnen Kommunen neben der Eidgenossenschaft auf, bis 1648 die westfälichen Friedensverträge die Eidgenossenschaft als Völkerrechtssubjekt auswiesen.

Ausschlaggebend für die Entstehung von Städtehansen waren hingegen neben den Städtebündnissen auch die Gilden der Kaufleute.

Die Hanse. Wenn die Entstehung von Hansen ab dem 13. Jh. eindeutig im Zusammenhang mit der Verbreitung von Kaufmannsgilden zusammenhängt, so war diese jedoch nur ein Faktor unter mehreren für diese Entwicklung. Wie im Fall der Schweizer Eidgenossenschaft haben die Städtebündnisse eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung gespielt. Die Forschung über die Geschichte der Hanse geht überwiegend vom Übergang von einer „Kaufmannshanse“ zu einer „Städtehanse“ aus. Gerade der Blick auf die zeitgleich entstandene „Hanse der 17 Städte“ im Königreich Frankreich zeigt jedoch, daß Hansen zwar nach außen hin Ziele verfolgten, die mit denen der Kaufmannsgilden vergleichbar waren, auch wenn sie nicht darauf beschränkt waren, daß diese Ziele aber kommunalisiert waren [↗ Kaufleute, Bankiers und Unternehmer]. Während der Tuchhandel auf den Champagnemessen noch im 12. Jh. von Kaufleuten abgewickelt wurde, wie aus einem Privileg König Philipps II. an Kaufleute aus Flandern und Nordfrankreich aus dem Jahre 1185 hervorgeht, war diese Aufgabe schon 1213 von Kommunen aus denselben Gebieten unter dem Vorsitz Yperns übernommen worden [↗ Handel in den europäischen Regionen].

Mehrere Kaufmannsgilden waren bereits im 12. Jh. im ausgedehnten Gebiet tätig, das von Novgorod im Osten bis Brügge und London im Westen reichte und über das die Hanse bis in die 2. Hälfte des 17. Jh. ihren politischen Einfluß geltend machen sollte. Neben der von einem Teil der Forschung als Ursprung der Hanse angesehenen Genossenschaft der deutschen Gotlandfahrer, die unter der Führung von Lübeck die Interessen norddeutscher Kaufleute im Ostseehandel vertrat, sei hier insbesondere auf die Gilde der Kölner Englandfahrer hingewiesen. Wie im Fall der „Hanse der 17 Städte“ vertraten aber im 13. Jh. oft die Heimatstädte die Interessen ihrer Kaufleute. Als Städtebündnis war die Hanse aber erst seit dem ersten Hansetag von 1356 organisiert.

War die Hanse seit der Mitte des 14. Jh. ein Städtebündnis, das auch die Aufsicht über die Kontoren beanspruchte, so ist allerdings festzuhalten, daß sich Elemente der Kaufmannsgilden in ihr hielten. Auffallend ist auch, daß die Hanse neben dem Krieg den Handelsboykott als Mittel ihrer Politik ansah. Diese Politik wurde sowohl nach außen wie nach innen hin angewandt. Als Bremen 1284 die Handelsblockade der wendischen Städte gegen Norwegen unterlief, wurde es von den anderen Städten boykottiert. 1358 verkündete die Hanse einen Flandernboykott, der zwei Jahre später mit einer Privilegiensicherung endete. Die starke kaufmännische Ausrichtung des Städtebundes [↗ Handel; ↗ Verkehr], die sowohl in seinen Zielen wie in seinen Mitteln zum Ausdruck kommt, mag erklären, warum die Hanse ohne gemeinsamen Eid und ohne eigenes Siegel und damit ohne eine einzige Urkunde, die in ihrem Namen ausgestellt worden wäre, über Jahrhunderte die europäische Politik mitbestimmen konnte.

MARTIAL STAUB

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