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Geburts- und Berufsstände

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Geburts- und Berufsstände deuten auf die Unterscheidung zwischen angeborenen und erworbenen Qualitäten hin; ihre Zusammenbetrachtung könnte eine gewisse Stabilität dieser Unterscheidung nahelegen. Doch ist dieser Eindruck irreführend. Dabei geht es nicht so sehr um die triviale Feststellung, daß Geburtsstände ideologische Konstrukte sind. Viel grundsätzlicher ist für die folgenden Überlegungen die Feststellung, daß die Unterscheidung zwischen angeblich angeborenen und erworbenen Qualitäten zwar gesellschaftlich relevant ist, daß sie in anderen Kontexten aber weit weniger bedeutend sein mag. Im „republikanischen“ Zusammenhang etwa sind Geburts- und Berufsstände zwei letztlich vergleichbare Arten, partikulare Interessen deutlich zu machen, damit zwischen ihnen vermittelt werden kann. Dabei wird gerade im Hinblick auf die „funktionale Dreiteilung“ der „Gesellschaft“ in oratores, bellatores und laboratores einerseits die Ambiguität des zweiten Standes sichtbar, der beruflich und gleichzeitig auch durch Geburt definiert wurde, und andererseits die Tatsache, daß diese Ambiguität für das Ganze wenig problematisch war – zumindest fürs erste. Im Rahmen des Nationalstaates hingegen und der damit einhergehenden Entwicklung der sozialen Ordnung hin zu einem Gesellschaftsmodell sollte sich dies dramatisch wandeln. Denn nun drehte sich die Semantik um die Frage der Privilegien und ihres Ursprungs.

MARTIAL STAUB

Enzyklopädie des Mittelalters

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