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Klerus

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Die zu Recht angesehene Theologische Realenzyklopädie enthält unter dem Lemma „Klerus“ keinerlei Ausführungen, verweist statt dessen lediglich auf das Stichwort „Priester“. Damit entspricht sie dem gegenwärtig oft anzutreffenden Bestreben, „Kleriker“ weitgehend – oder sogar ausschließlich – mit den „Priestern“ gleichzusetzen. Für die seit der Frühzeit des Christentums erkennbare Differenzierung ist die Gleichsetzung irrelevant, ja irreführend [↗ Christianisierung des lateinischen Europas].

Das griechische Wort kléros bezeichnet unter anderem das Los. Wie die Apostelgeschichte berichtet, soll schon Matthias durch ein „Los“ zum Nachfolger des Verräters Judas Iskariot bestimmt worden sein. Und wegen seiner nicht rational bestimmbaren Komponente verwies die Wahl des Begriffes „Los“ von Anfang an auf nichtmenschliche Einwirkung, nämlich auf die durch Gott – genauer: durch den Heiligen Geist – vollzogene Auserwählung. Selbst wenn die Mitglieder des Klerus durch die, wie auch immer strukturierte, Gemeinde auf irgendeine Weise gewählt wurden, sollten doch die Gewählten – wie auch ihre Wähler – sich bewußt sein, daß Gott sein Los geworfen, also die Entscheidung bestimmt habe. Stimmt diese Deutung, dann zeigte sie auch an, daß sich ein Kleriker – gleich welchen Grades – infolge der Auserwähltheit durch Gott vom normalen „Volk“ (griechisch: laós) abhob, obwohl dieses ihn in der Realität durch Wahl bestimmt hatte. Anders gesagt: Gott wirkte durch die Entscheidung der Gemeinde, oder die Gemeinde wirkte an Stelle Gottes. Die Zugehörigkeit zum Klerus bedeutet für jedes seiner Mitglieder, gleich welchen Grades, eine Abgehobenheit vom Volk, erzeugte also schon früh das Bewußtsein, einem eigenen – und durch Gott besonders hervorgehobenen – Stand anzugehören. Doch wer gehörte dazu?

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