Читать книгу Geschichte der Stadt Worms - Группа авторов - Страница 26

Adlerberg, Glockenbecher, frühe Bronzezeit

Оглавление

Aus der Übergangszeit vom späten Neolithikum zur frühen Bronzezeit, dem Ende des 3. Jahrtausends v. Chr., stammen einige Einzelgräber der so genannten Becherkulturen. Man hat sie so benannt, weil in den stets vereinzelt angetroffenen Gräbern ein auf der Seite liegender Mensch in Embryohaltung bestattet wurde, dem oft ein auf bestimmte Weise verziertes großes Bechergefäß mitgegeben wurde. Linksrheinisch werden vor allem nach ihrer Form benannte »Glockenbecher« gefunden. Die Gräber sind nordsüdlich orientiert: die Männer mit dem Kopf im Norden liegen auf ihrer linken Seite, die Frauen wurden mit dem Kopf im Süden als rechts liegende Hocker begraben. Die Bewaffnung mit Pfeil und Bogen, auf die Armschutzplatten aus Knochen oder Stein schließen lassen, kann den Männern sowohl auf der Jagd als auch im Kampf gedient haben.

Gräber der Glockenbecherkultur haben sich in Hochheim bei der Anlage des Friedhofs, am Übergang von der Rheinebene zum Hang in Herrnsheim und Hochheim, am Hochufer des Rheins auf der Rädergewann, südlich des Eisbachs bei Wiesoppenheim und am Adlerberg im Wormser Süden gefunden8.

Aus der Glockenbecherkultur ist die von Dr. Carl Koehl nach dem ersten Fundort benannte frühbronzezeitliche Adlerberg-Kultur entstanden9. In Bestattungssitten und Waffen stehen sich beide sehr nahe. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Rheinhessen, Hessen, die Pfalz und Nordbaden. Man datiert sie in die Zeit zwischen 2300/2200 und 1800 v. Chr. Der Adlerberg, ein Gewann nahe der südlichen Stadtgrenze, ist kein Berg, sondern eine allenfalls auf der Ostseite (Rheinseite) um 3 m ansteigende Anhöhe, die sich nach Westen auf 1,50 m verflacht. Im Nordwesten sorgte offenbar der Altbach in seinem ursprünglichen Verlauf für die Entstehung eines hochwasserfreien Schwemmkegels auf der Niederterrasse des Rheins. Der Flurname bildete sich aus dem wohl frühmittelalterlichen Eigennamen Adilo. Koehl hat 1900 hier neben Gräbern des Neolithikums, der jüngeren Bronzezeit und vermutlich einem der Römerzeit wenigstens acht Gräber der Adlerberg-Kultur ausgegraben (Abb. S. 50).

Obwohl die Metallgegenstände noch aus unlegiertem Kupfer bestehen, wird die Adlerbergstufe der Frühen Bronzezeit zugerechnet. Wo das Kupfer abgebaut wurde, ist noch unbekannt. Die nächstgelegenen Vorkommen sind am Donnersberg anzutreffen, doch fehlen bislang Nachweise für den Abbau schon in dieser Zeit. Erst in der nachfolgenden Epoche legierte man Kupfer und Zinn und erhielt so die stabilere Bronze. Zu den Waffen der Adlerbergleute gehören unterschiedlich große trianguläre Dolche (d.h. von ungefähr dreieckiger Form) aus Kupfer. Sie messen nur 4,5–11 cm, ihre Handhaben dürften aus Holz bestanden haben. Vermutlich waren sie eher Statussymbole, die bei bestimmten Anlässen gezückt und gezeigt wurden, als Waffen.


Abb. 1: Grab 21, Hockergrab der Frühbronzezeit vom Adlerberg

Männer und Frauen trugen gerne aus Rinderknochen gefertigte Ringe auf der Brust, die Frauen elegant geschwungene Säbelnadeln mit einem eingerollten Ende aus Knochen oder Bronze. Die Adlerbergleute pflegten weit reichende Handelsbeziehung. Erste Bernsteinperlen kamen aus dem Baltikum. Die »Adlerbergtassen« aus Ton stehen auf kleinem Boden und haben einen Bauchknick, an dem nun erstmals ein echter Henkel ansetzt. Manche sind mit geritzten Linien- und Winkelbändern verziert, auch kommt orange bis rotbraune und schwarze Bemalung vor. Sie wurden bis ins Nördlinger Ries und nach Landshut getauscht bzw. gehandelt.

Geschichte der Stadt Worms

Подняться наверх