Читать книгу Geschichte der Stadt Worms - Группа авторов - Страница 27

Die mittlere Bronzezeit

Оглавление

In den folgenden Jahrhunderten wird die Gewinnung von Kupfer samt der Verarbeitung mit Zinn zu Bronze in großen Teilen Europas Allgemeingut. Der Wormser Raum gehörte in der mittleren Bronzezeit (etwa 1600–1200 v. Chr.) zum Gebiet der Hügelgräberkultur, die vom Elsass bis ins ungarische Karpatenbecken verbreitet war. Die einzelnen Regionen unterscheiden sich durch Schmuckformen, Bewaffnung und in der Keramik, während nun allgemein über vielen Gräbern (von Männern) künstliche Erdhügel angelegt wurden. Ein anderes, uns unbekanntes Bild von der Welt, dem Himmel darüber oder vom Leben nach dem Tod mag sich dahinter verbergen. Vor allem aber scheint es eine Überschuss- und Überflussgesellschaft gewesen zu sein, die es sich leisten konnte, das goldglänzende Metall in großen Mengen herzustellen und zu verarbeiten. Vielleicht hatte man leistungssteigernde Methoden im Ackerbau entdeckt. Mit den jetzt erhältlichen Bronzesicheln konnte schneller gearbeitet werden als vorher mit den aus Feuersteinklingen zusammengesetzten. Innerhalb der Bevölkerungen müssen zudem große Unterschiede zwischen arm und reich bestanden haben, vermutlich hatten sich längst fürstliche Familien oder Führungsschichten herausgebildet.

Die Verfügbarkeit des Metalls führte zur Herstellung von massivem Schmuck. Breite Manschetten, deren offene Enden zu Draht ausgezogen und in große Spiralen gedreht wurden, unterarmlange Drahtumwicklungen, zahlreiche Anhänger in der Form von Doppelspiralen (Brillenspiralen) gehörten zur Ausstattung vieler Frauen und Mädchen. Sie trugen ihren schweren Arm- und Beinschmuck vermutlich Tag und Nacht, denn manche dieser Oberarm- oder Beinbergen müssen vom Schmied angelegt worden sein und konnten nicht einfach abgestreift werden. Vielleicht bevorzugten die Damen dann entsprechend kürzere Röcke, damit der Schmuck auch zu sehen war. Große Radnadeln hielten einen Umhang oder ein anderes Kleidungsstück an den Schultern fest, manche trugen einen Gürtel oder Brillenspiralen als Anhänger. In manchen Gegenden fertigte man üppige Kolliers aus baltischem Bernstein. Rheinhessische Damen besaßen einzelne Perlen. In ihrer Kleidung wurden sie auch bestattet, jedenfalls lässt die Fundlage der Bronzeobjekte diesen Schluss zu.

Den Männern standen Rasiermesser und Pinzetten zur Verfügung, als Waffen gibt es erstmals Schwerter. Die Beile (Randleisten-, Lappen-, Tüllenbeile) weisen häufig eine kleine mitgegossene Öse auf, gerade groß genug, um einen Strick hindurchzuziehen. Hier liegt es nahe, den Objekten auch Geldcharakter zuzusprechen, wenn Beile zu Zähleinheiten gebündelt wurden.

Über die Frage, ob die seit der mittleren Bronzezeit sich häufenden Metalldepots als Weihegeschenke an die Götter vergraben waren oder als profane Materiallager dienten, ist sich die Forschung nicht einig. Aus Rheinhessen sind mehrere solcher unterschiedlich zusammengesetzten Verwahrfunde bekannt und im Museum der Stadt ausgestellt. Einzelne Waffen und Nadeln hat man aus dem Main und dem Rhein geborgen – zufällige Verluste bei der Überfahrt oder nicht doch eher Gaben an die Wassergötter?

In einigen Stadtteilen sind Objekte aus der Hügelgräberbronzezeit gefunden worden: aus Heppenheim stammen Spiralarmreifen, Brillenspirale, Pfeilspitze; aus Ibersheim ein Paar Radnadeln; Gräber in Leiselheim enthielten reichen Schmuck wie Nadeln, Armreifen und Bernsteinperlen. Beim Bau der Eisenbahnbrücke wurde vermutlich ein Grab zerstört, zwei Spiralarmringe gehörten einer hier bestatteten Frau. Nördlich der Liebfrauenkirche entdeckte verzierte Goldscheiben, wohl das älteste Gold unserer Gegend, gelangten nach Darmstadt in das dortige Museum. Mehrere Gräber, darunter das eines kleinen Mädchens mit Beinschmuck in kindgerechter Größe, lagen bei der Westendschule. Einzelfunde stammen von der Klosterstraße und der Rheingewann bzw. der Unteren Platt im Wormser Norden10.

Geschichte der Stadt Worms

Подняться наверх