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Leben auf dem Lande

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Bis heute wurde keiner der Bauernhöfe im engeren Umland ausgegraben. Erst in der Pfalz, in Bad Dürkheim-Ungstein oder Wachenheim, fanden solche Untersuchungen statt. Gleichwohl kennt man aus dem Wormser Stadtgebiet einige Stellen mit einer villa rustica. Entlang den Wasserläufen dürften im Zuge der Verwaltungsorganisation der Civitas Vangionum ungefähr gleich große Landlose vermessen und verteilt worden sein. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Bauernstellen, die man gerne von ehemaligen Soldaten bewirtschaften ließ, befinden sich zumeist in einiger Entfernung von den Straßen. Für die Zufahrt, einen leicht befestigten Weg, war der Besitzer oder Eigentümer selbst zuständig. Zunächst haben die Bewohner ihre toten Angehörigen wohl auf dem Friedhof des nächsten größeren Gemeinwesens begraben. So fanden sich in Pfeddersheim sowohl westlich als auch östlich des Ortes Brandgräber des 1. Jahrhunderts n. Chr. Im fortgeschrittenen 3. und im 4. Jahrhundert richteten sich die Gutsbesitzer eigene, teilweise ummauerte Grabbezirke in Hofnähe ein. Von solchen stammen die Sandsteinsarkophage oder Ziegelplattengräber, die immer wieder einzeln oder in kleinen Gruppen gefunden werden.

Westlich des latènezeitlichen Gräberfeldes von Heppenheim wurden 1897 einige Brandgräber gefunden, die durch Münzen in das späte 1. Jahrhundert n. Chr. zu datieren sind. Ähnlich wie in Pfeddersheim gab es dabei auch eine Tannenholzkiste als Grabbehälter. »Bei einem anderen fand sich ein ganzes Schwein als Beigabe, dessen Skelett noch vollständig erhalten war«, so Koehl (Schweinefleisch war schon in der Latènezeit beliebt).

Allerdings sind nicht alle unsere Nachrichten leicht zu interpretieren. So berichtet der Kunsthistoriker Walter Bauer, 1935 bis 1938 Assistent am Wormser Museum, in seinem im Museum bewahrten und noch nicht vollständig ausgewerteten Tagebuch zum 30.5.1936: »Anruf aus Heppenheim a(n) d(er) W(iese). Es sollen Funde gemacht worden sein, vor allem Töpfe und ein Skelett. Die In-Augenscheinnahme zeigte, dass es sich um zwei römische Urnen handelte, die zu Brandbestattungen benutzt worden waren. Sie waren derart zerstört, dass es sich nicht lohnte, sie zusammenzusetzen. Sie wurden gefunden ebenso wie ein Skelett, dessen Knochen in total wirrem Zustand ich im Pfarrhaus besuchen konnte, auf der Burgwiese bei Heppenheim, anlässlich von Erdarbeiten zur Eisregulierung.« Schließen wir aus dieser Nachricht auf ein Dörfchen oder einen Bauernhof? Ein andermal schreibt Bauer auf »Herr … brachte Scherben, die er 1928 beim Weinsheimer Zollhaus in einem Ziegelplattengrab fand. Das Grab war auf dem Gelände der Ziegelei Rücker. Rest einer … Schüssel mit umgeschlagenem Rand. Reste verschiedener Urnen aus grauem und rotem Ton. Rest eines Deckels mit Knauf. Nicht zu erhalten, da sehr beschädigt.« Und, muss man hinzufügen, leider nicht nachprüfbar, da nicht für sammelwürdig erachtet und also nicht vorhanden!

In der Nähe der Westendschule könnte schon der erste Bauernhof gelegen haben. Westlich von Heppenheim verbirgt der Humus knapp eine Villa mit Eckrisaliten ebenso wie ihre Nebengebäude57. Auf einem zur Pfrimm geneigten Südhang bei der Neumühle in Leiselheim sind frührömische Gräber und vielleicht auch eine Siedlungsstelle bekannt. In der Gemarkung Abenheim befinden sich mehrere Plätze.

Auf besonderen Wohlstand könnte die Ausstattung eines Frauengrabes in Weinsheim schließen lassen. Hervorzuheben ist der große Terra Sigillata-Becher mit Jagdszenen en Barbotine, der eine weiß aufgemalte Inschrift mit einem Hexameter trägt. Übersetzt lautet er etwa »Nimm an, was wir freudig und gerne darbringen« und könnte somit als Gabe an die Totengötter gedacht gewesen sein (Tafel 3). Von einem Grabmonument in Gestalt eines großen Pfeilers, wie sie aus dem Trierer Land bekannt sind, stammen Reliefplatten aus Sandstein, die in einem fränkischen Plattengrab in Weinsheim wiederverwendet wurden58. Für alle sichtbar, ließ die Familie die Quelle ihres Reichtums und ihren Wohlstand darstellen. Erhalten blieben eine Büroszene, in welcher Herr und Verwalter die Konten vergleichen und Geldsäcke übergeben werden, und eine Botenszene. Man ließ eigene Boten wichtige Post zustellen. Leider wurden weitere Reliefs anscheinend nie gefunden.

Aus der privaten Sammeltätigkeit eines Bürgers in Horchheim ist eine Fundmünzenreihe bekannt, die vom späten 1. bis an das Ende des 4. Jahrhunderts reicht. Auch dieser Stadtteil dürfte demnach während der gesamten Römerzeit bewohnt gewesen sein.

In Pfiffligheim wurde 1987 nicht sehr weit von der Pfrimm ein Sandsteinsarkophag beim Ausschachten für ein Gartenschwimmbad entdeckt. Er war vermutlich in der fränkischen Zeit wiederverwendet worden. Zwischen Heppenheim und Wiesoppenheim legten die Erdbewegungen beim Bau der Autobahn 1973 einen Sarkophag frei, den man im Friedhof von Heppenheim aufstellte. An der Bundesstraße 9 wurden 1989 beim Verlegen von Leitungen in einem Gehweg des Rheingewannweges (Pfaffenweg) mehrere Sarkophage untersucht. Sie enthielten Reste von Gläsern wie Kugelflaschen mit Trichterhals. Vielleicht lag in ihrer Nachbarschaft die 1888 gefundene »Aschenbestattung an der südöstlichen Gemarkungsgrenze von Herrnsheim, an der Rheinstraße, in einer Kiste aus fünf flachen Ziegeln mit Deckplatte«, von der Koehl berichtete.

In Herrnsheim wurden 1995 am Krankenhaus vier Sarkophage durch das Landesamt freigelegt, sie scheinen komplett mit Beigaben versehen und ungestört gewesen zu sein. In Leiselheim stieß der Bagger 1997 in der Pfeddersheimer Straße auf vier Sandsteinsarkophage, die ebenfalls vom Landesamt untersucht wurden. Einer wurde möglicherweise im 6. Jahrhundert für eine Frau wiederverwendet, denn es haben sich ein Fibelpaar und Reste eines Gürtelgehänges in ihm gefunden59.

Kleine private Friedhöfe der Blütezeit Rheinhessens im 3. bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts und landwirtschaftliche Betriebe, deren Gebäude uns allerdings fehlen, sind demnach im Stadtgebiet häufig nachzuweisen. Wie die hier und da bezeugten Friedhöfe mit Brandgräbern des 1. Jahrhunderts einzuordnen sind, wird hoffentlich bald erforscht sein60.

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