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Anthemis L. Hundskamille


Anthemis nobilis L. Römische Kamille, Matthiolus/Camerarius 1586

West- und Südwesteuropa sowie Nordwestafrika sind die ursprüngliche Heimat der Römischen Kamille (A. nobilis L., syn. Chamaemelum nobile (L.) All.). Als Heil- und Zierpflanze ist die Art in ihren Heimatgebieten offenbar schon im Mittelalter in Gartenkultur genommen worden und gelangte dadurch auch nach Italien, wo sie ursprünglich nicht heimisch war. Von dort aus, worauf ihre deutschen Namen Römische Kamille und Welsche Kamille hindeuten, kam sie im 16. Jh. auch nach Deutschland. Hier wird sie erstmals im Kräuterbuch von Hieronymus Bock (1539) als Edel Chamill erwähnt. Sie breitete sich in den deutschen Gärten rasch aus und wurde bis in das 19. Jh. hinein überall häufig angebaut. Als Arzneipflanze fand sie als schmerzstillendes, krampflösendes, entzündungshemmendes, schweißtreibendes, magenstärkendes, fiebersenkendes und blähungswidriges Mittel vielfache Verwendung. Auch diente sie zum Blondieren der Haare. Die Form mit gefüllten Blüten wurde erstmals 1570 von dem niederländischen Botaniker Matthias Lobelius (1538–1616) beschrieben und abgebildet. Der dort verwendete Name Leucanthemum niveum Anglorum flore multiplici deutet darauf hin, daß diese Form in England entstanden ist. Eine Abbildung der gefüllten Form enthält auch der 1586 in Frankfurt/Main erschienene Epitome von Matthiolus/Camerarius, und zwar unter dem Namen Chamaemelum Romanum flore multiplici. Im Text dazu heißt es, sie sei in den Gärten Deutschlands sehr bekannt. In der Tat wird sie hier fortan, neben der einfach blühenden Form, in fast allen Gartenverzeichnissen aufgeführt. 1773 kennzeichnet sie Gleditsch als »ein niedriges beständiges und sehr gutes Arzeneygewächse, welches sich eines gewürzhaften Geruchs halber von selbsten empfielet«, und schreibt dann weiter: »An etlichen Orten werden besondere Stücken damit angeleget, welche wenn man darauf gehet oder sich niederlässet, einen sehr angenehmen stärkenden Geruch vor geschwächte Personen von sich geben.« Die gefüllte Form der Römischen Kamille diente aber stets auch als Zierpflanze und wurde vor allem zur Einfassung von Rabatten verwendet. Im Laufe des 19. Jhs. wurde die Art in den Gärten seltener. So schreibt Ascherson 1864, sie werde nur noch hier und da einzeln als Arzneipflanze gezogen. Als solche ist sie heute aus unseren Gärten völlig verschwunden. Die gefüllte Form fand ihren Platz jedoch im Steingarten, wo sie frischgrüne Polster bildet.

Eine Steingartenpflanze ist heute auch die Goldkamille oder Silberfeder (A. marschalliana Willd., syn. A. biebersteiniana (Adam) Boiss.), welche Karl Foerster in seinem Steingartenbuch preist: »Nie genug kann das Silberfiligran dieser zuverlässigen Staude gefeiert werden, aus der dann erstaunlicherweise wundervolle Goldmargaritenblüten steigen.« Sie stammt aus Kleinasien und dem Kaukasus. Johann Friedrich Adam entdeckte sie in Felsspalten in Ossetien und beschrieb sie 1805 als Chrysanthemum biebersteinianum. Nach Deutschland kam die Art, inzwischen von Willdenow zur Gattung Anthemis gestellt, offenbar erst in der 2. Hälfte des 19. Jhs.

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