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ОглавлениеCalendula officinalis L. Garten-Ringelblume
Calendula officinalis L. Ringelblume, Brunfels 1532
Nach Untersuchungen von Ohle (1974) ist die nur aus der Kultur bekannte Garten-Ringelblume vermutlich hybridogener Entstehung. Es könnte sich um einen in Nordwestafrika entstandenen frühen Bastard zwischen den beiden Wildarten C. incana Willd. und C. suffruticosa Vahl handeln. Ob die von römischen Schriftstellern genannte Pflanze caltha die Garten-Ringelblume oder die im Mittelmeergebiet wildwachsende, wesentlich kleinblütigere Acker-Ringelblume (C. arvensis L.), die später auch in Deutschland hier und da als Gartenpflanze gezogen wurde, gewesen ist, bleibt ungewiß. Erwähnt wird diese caltha z.B. bei Columella, der im Gartenbau-Kapitel seines um 50 abgefaßten Werkes über die Landwirtschaft von den »flaventia lumina calthae«, über die »gelblich leuchtenden Blüten der caltha«, spricht. Aus Deutschland stammen die ersten Nachrichten über die Ringelblume aus dem frühen Mittelalter. Um 900 berichtet der Mönch Notker von einem »bluomgarten, dar rosa unde ringelen unde viole wuahsent«. Im 12. Jh. erwähnt sie Hildegard von Bingen als »Ringella« und »Ringula«. Diese Bezeichnungen, wie auch der Name Ringelblume, beziehen sich auf die gekrümmten Früchte. Bei Albertus Magnus heißt die Pflanze sponsa solis oder solsequium, weil sie sich beim Untergang der Sonne schließe und bei ihrem Aufgang öffne. Der Name Calendula erscheint zuerst in lateinisch-deutschen Glossen des 13. und 14. Jhs. Er geht zurück auf lat. calendae, »der erste Tag des Monats« und soll die monatelange Blütezeit der Pflanze zum Ausdruck bringen.
Infolge ihrer Anspruchslosigkeit und ihrer leichten Vermehrbarkeit, ihrer langen Blütezeit und ihrer medizinischen Verwendbarkeit wurde die Garten-Ringelblume zu einer der häufigsten, beliebtesten und verbreitetsten Gartenblumen Deutschlands. Eine erste Abbildung bringt das 1530 in Straßburg gedruckte Herbarium vivae icones von Otto Brunfels. Es zeigt ein Exemplar mit noch relativ kleinen gelben Blüten. In der deutschsprachigen Ausgabe, dem Contrafayt Kreuterbuch, heißt es dazu dann wenig später, sie »würt gezyelet [gezogen] in den gärten/allein für eine zyerde/unndt zu den kränzen«. 1543 berichtet Fuchs von den Ringelblumen, sie würden »fast allenthalben« in den Gärten aus Samen gezogen und da, wo sie wachsen, samten sie sich alle Jahre selbst aus. Gessner nennt die Pflanze 1561 Calthea hortensis und Calendula und erwähnt auch erstmals eine Form mit gefüllten Blüten. Am Ende des 16. Jhs. gab es dann mehrere Gartensorten mit einfachen oder gefüllten, gelben oder orangefarbenen Blüten und darüber hinaus eine Prolifikation »mit Neben=blümlein«, die dann auch in folgenden Jahrhunderten allüberall die Gärten bevölkerten. Eine eigentliche Züchtung setzte jedoch erst Mitte des 19. Jhs. ein. So stellte 1854 die Gartenflora eine ‘Grandiflora Plena’ mit sehr großen, feurig orangegelben, regelmäßig gefüllten Blütenköpfen vor. Seitdem wurden zahlreiche weitere, teils höhere, teils niedrige Gartensorten mit großen und dichtgefüllten Blütenkörbchen in den verschiedensten Abstufungen von Gelb und Orange und mit zungen- und röhrenförmigen Einzelblüten entwickelt, welche die alten Gartensorten fast völlig verdrängt haben.
Seit altersher ist die Ringelblume aber auch eine Heilpflanze. Albertus Magnus kannte sie als Arzneimittel beim Biß giftiger Tiere sowie bei Milz- und Leberleiden. 1539 gibt Hieronymus Bock an, Ringelblumen »werden selten in der Artzney gebraucht. Etliche weiber treiben superstition [Aberglauben] damit/brauchen sie zu der Bulschaft. Seind mehr Eusserlich dann inn Leib dienstlich.« Man verwendete sie bei Augenentzündungen, Zahnschmerzen, Milz- und Magenleiden. »Das safft von den blettern inn die ohren gethan«, sollte die Würmer töten. Später nahm der Arzneigebrauch der Ringelblume weiter zu. Man setzte sie vor allem als schweißtreibendes Mittel, gegen Lebererkrankungen und Gelbsucht, Herzklopfen und Menstruationsbeschwerden, aber auch gegen die Pest ein. Die Droge aus getrockneten Blütenblättern der Ringelblume findet aufgrund ihrer entzündungshemmenden und heilungsfördernden, schwach krampflösenden, gallefördernden und schweißtreibenden Wirkung auch heute noch, vor allem im volksmedizinischen Bereich, in Form von Tee und Salbe Verwendung. Früher wurden die Blüten ferner zum Färben von Butter und Käse sowie als Gewürz und zur Verfälschung von Safran benutzt.