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Bellis perennis L. f. hortensis Tausendschönchen


Bellis perennis L. Tausendschönchen, Lobelius 1591

Das in fast ganz Europa und im westlichen Kaukasusgebiet auf Wiesen und Grasplätzen verbreitete und meist häufige Gänseblümchen (B. perennis L.) wurde bereits im Mittelalter in die Gärten gepflanzt, vor allem gelegentlich auftretende Formen mit vermehrten oder mit roten Zungenblüten. So erscheint es z.B. auf dem um 1410 gemalten »Paradiesgärtlein« eines oberrheinischen Meisters. In der Gartenkultur entstand alsbald eine ganze Anzahl von Gartenformen mit »Blüten, die viel dichter sind und weiße oder rote Farbe oder auch beide gemischt aufweisen«, wie Konrad Gessner berichtet. Recht anschaulich informiert uns Hieronymus Bock 1539 in seinem Kreutterbuch über die damaligen »Maßlieben oder Zeitlosen« der Gärten: »Diser blümlein hat man nun auff vier oder fünfferley farben inn den Wurtzgärten/gleich wie den Hanenfuß/gefüllet auffgebracht/damit die junge Döchter ihr kurtzweil haben zu den Kräntzen. Etliche diser blümlein seind ganz blutroth gefüllet/etliche nicht gefüllet/etliche aber schneeweiß gefüllet/vnd deren auch ungefüllet mit gälen augen. Herwiderumb sein etliche roth vnd weiß durcheinander gesprengt/gefüllet vnd nicht gefüllet/etliche inwendig weiß/außwendig roth gefüllet/anzusehen wie ein rother Widerschein/etliche Stöcklein Rothweiß gefüllet.« Zweifellos sind alle diese Formen durch Auslese entsprechender Mutanten zustande gekommen. Damals war man, wie Gessner überliefert hat, vielfach der Meinung, das erwünschte Rot der Zungenblüten könne dadurch hervorgerufen werden, daß man Blut von geschlachteten Hühnern auf weißblühende Blumen des Garten-Gänseblümchens herabtropfen lasse. »Ich kann das nicht recht glauben«, fügte er jedoch kritisch hinzu (Fretz 1948). 1543 schreibt Fuchs, daß »Die zamen Maßlieblin oder Monatsblümlin« »fast in allen Gärten« angepflanzt würden. In den genannten Formen, zu denen schon damals als Kuriosität eine Prolifikation trat, bei der aus dem endständigen Köpfchen weitere kleinere Blütenköpfchen herauswuchsen, begegnen uns die Tausendschönchen, wie sie seit Ende des 16. Jhs. genannt wurden (Franke 1594: »Tausentschön«), dann über die Jahrhunderte hinweg als beliebte und bekannte Blumen überall in den Gärten.

Seit der 2. Hälfte des 17. Jhs. gesellten sich zu den bisherigen Formen mit vermehrten Zungenblüten solche, bei denen die Köpfchen ausschließlich Röhrenblüten aufweisen, welche entweder nur am Rande oder auch vollständig weiß, rosa oder rot gefärbt sind. Derartige Formen sind offenbar zuerst in Frankreich entstanden, wo sie erstmals 1663 im Jardin des Plantes in Paris und danach von Tournefort als B. hortensis rubra flore multiplici fistulosa verzeichnet werden. Nach Deutschland sind diese röhrenblütigen Tausendschönchen, in Frankreich »Pomponettes« genannt, erst im Laufe des 18. Jhs. gekommen. 1744 werden sie im Botanischen Garten in Frankfurt/Oder als Bellis hortensis flore pleno kermesino fistulosa und Bellis hortensis flore pleno purpureo erwähnt, und 1746 sind sie auch für Berlin belegt. Dort zog die Gärtnerei von Christian Ludwig Krause in der Fruchtstraße damals 8 verschiedene Formen der »Gartenmaßlieben« oder »Tausendschönigen« (so die deutschen Namen bei Gleditsch 1773). In den Gärten verwendete man die Tausendschönchen vor allem zu Einfassungen. »Eine mit diesen Blumen besetzte und dicht bewachsene Terrasse ist ein ganz eigener schöner Anblick«, schreibt 1818 Wredow in seinem Gartenfreund. Obwohl sie Carl Bolle Ende des 19. Jhs. bereits zu den altmodischen Blumen rechnete, sind die Tausendschönchen bis heute beliebte und häufige Gartenblumen geblieben. Zu den altbewährten Sorten kamen inzwischen zahlreiche Neuzüchtungen hinzu.

Im Mittelalter galt das Gänseblümchen als Marienblume und erscheint deshalb auf vielen Marienbildern. Auch die Volksnamen Maßliebchen (aus mittelniederländisch matelieve, »der Jungfrau Maria lieb«) und Marienblümchen gehen darauf zurück. Der Legende nach verletzte sich die Heilige Maria am Finger, als sie für das Jesuskind diese Blümchen pflückte, und durch das austretende Blut bekamen die weißen Blüten einen roten Rand. Nach einer flämischen Legende entstanden die Maßliebchen aus den Tränen der Maria. Das wildwachsende wie auch das im Garten kultivierte Gänseblümchen dienen bis heute auch als Heilpflanzen. Sie wurden schon in den Kräuterbüchern des 16. Jhs. als vielseitige Arzneimittel empfohlen, insbesondere aber zur Wundheilung. Der wissenschaftliche Name Bellis erscheint bereits bei Plinius als Name für eine Wiesenblume und wurde im 16. Jh. nicht nur für Gänseblümchen, sondern auch für Margeriten verwendet. Linnaeus schränkte ihn dann auf das Gänseblümchen ein. Er geht wahrscheinlich auf lat. bellus »allerliebst, niedlich« zurück.

»Kaiserkron und Päonien rot…«

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