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ОглавлениеCanna L. Blumenrohr, Canna
Canna indica L. Indisches Blumenrohr, Clusius 1576
Die etwa 30 Arten umfassende Gattung Canna ist hauptsächlich im tropischen und subtropischen Amerika beheimatet, heute in den tropischen Gebieten aber weltweit verbreitet. Die bekannteste Art ist das Indische Blumenrohr (C. indica L.) aus Westindien, d.h. der Karibik, Mittelamerika, Peru und Chile. Von dorther kam die Art um die Mitte des 16. Jhs. nach Spanien und Portugal. In Italien ist sie seit 1553 nachweisbar, und von Italien aus gelangte sie alsbald auch nach Deutschland und in die Schweiz. In Deutschland trat die Pflanze zuerst 1561 in Nürnberg in Erscheinung. Für die Schweiz gibt sie Gessner aus dem Garten des Baseler Arztes Theodor Zwingger an. Er selbst hatte sie in seinem Garten in Zürich ebenfalls ausgesät, doch waren die Samen nicht aufgegangen (Fretz 1948). Für die neue Pflanze kam alsbald die Bezeichnung Indisches Rohr, Canna Indica, auf, wobei »indisch« hier die Bedeutung »westindisch« hat. Das lateinische Wort canna, »Rohr, Schilf« entstammt eigentlich dem Sumerischen. Es gelangte über die semitischen Sprachen (hebräisch kaneh) und das Griechische (kánna) schließlich in das Lateinische. Von anderen wurde die bislang unbekannte Art den Gladiolen zugeordnet. So wuchs sie um 1570 als Gladiolus Indicus im Garten des Arztes und Apothekers Christoph Leuschner in Meißen. 1570 erschien die Art erstmals in England. 1576 brachten sowohl Matthias Lobelius als auch Clusius erste Abbildungen. 1594 war die Pflanze als Canna Indica auch im Garten des Arztes Laurentius Scholz in Breslau vorhanden, fehlte zu dieser Zeit aber noch in den Lausitzer Gärten. Im fürstbischöflichen Garten zu Eichstätt gab es 1613 außer der üblichen Canna indica rubra eine Canna indica lutea rubris maculis punctata, offenbar die spätere Canna lutea Mill. Beide Sippen werden 1663 auch für Berlin und Brandenburg angegeben, während zwischen 1607 und 1630 außer diesen noch eine Canna indica minima in den herzoglich braunschweigischen Garten zu Hessem gekommen war. Nach und nach stieg die Zahl der Canna-Arten und -sorten in deutschen Gärten weiter an. 1684 nennt Elsholtz in seinem Gartenbaubuch im Kapitel »Schirm= Gewächß von Blumwerck« bereits 4 Sippen von »Blumen=rohr«, und 1736 wuchsen im Garten des Herrn von Ziethen in Trebnitz bei Seelow unter dem Tournefortschen Namen Cannacorus 7 Sippen, wobei es sich aus heutiger Sicht meist um Formen von C. indica handelte. In der 1. Auflage der Species Plantarum führt Linnaeus 1753 3 Canna-Arten auf: C. indica, C. angustifolia und C. glauca. C. angustifolia war erstmals 1699 von Morison (1620–1683) als Arundo indica florida angustifolia, C. glauca 1732 im Hortus Elthamensis als Cannacorus glaucophyllus, ampliore, flore iridis palustris facie beschrieben worden. 1773 bezeichnete Gleditsch Canna indica als »ein sehr dauerhaftes Gewächs in unseren Winterhäusern« und teilt ergänzend mit, daß man sie im Sommer an warmer Stelle im Freiland auspflanze. Er nennt von dieser Art 4 Formen, darunter eine mit gelbpanaschierten Blättern, und außerdem die Art C. angustifolia. Unter den 12 Sippen des Breiterschen Gartens in Leipzig gab es 1817 außer den bereits genannten auch die 1788 an den Ufern des Mississippi entdeckte und von Salisbury beschriebene C. flaccida aus dem südöstlichen Nordamerika und die von Ruiz und Pavon in den peruanischen Anden entdeckte C. iridiflora.
In den darauffolgenden Jahren kamen weitere Arten und Formen nach Europa, und 1864 kannte man 19 als eigene Arten angesprochene Canna-Sippen. 1849 brachte der polnische Garteninspektor Josef Warscewicz aus Costa Rica eine scharlachrot blühende Canna-Art mit, die 1851 von dem Berliner Botaniker Albert Dietrich nach ihm benannt wurde. Eine umfangreiche Canna-Sammlung, angelegt von dem Garteninspektor Carl David Bouché, besaß damals der Botanische Garten Berlin. Aber auch in Paris waren gegen Ende der fünfziger Jahre im städtischen Garten A la Muette ganze Gewächshäuser mit den verschiedenen Canna-Arten und -formen gefüllt. Der Gärtner Baillet pflanzte sie dann erstmals in großen Mengen (1861 mehr als 20.000 Exemplare) in den städtischen Grünanlagen von Paris an. Bereits in den vierziger Jahren hatte in Frankreich die Züchtung begonnen. Durch Kreuzung von C. indica mit C. glauca erhielt der französische Gärtner M. Anné 1848 die ersten, damals als C. x annaei bezeichneten Canna-Hybriden. 1863 entstanden aus C. iridiflora x C. warscewiczii die sogenannten C. x Ehemanni-Hybriden. Durch Einkreuzung von C. flaccida erzielte in Neapel der deutsche Gärtner Carl Sprenger gegen Ende des 19. Jhs. besonders großblütige, als Orchideenblütige bzw. Riesenblütige Canna bezeichnete Hybriden. In Deutschland war seit etwa 1880 die Stuttgarter Gartenbaufirma Wilhelm Pfitzer in der Canna-Züchtung führend. Bis 1906 waren über 1100 Sorten dieser jetzt als Canna-Indica-Hybriden (C. x generalis Bailey) bezeichneten Garten-Cannas entstanden. Obwohl seitdem die Züchtung ständig weitergegangen ist, hat sich die Zahl der im Handel befindlichen Sorten erheblich vermindert, da sich nur die besten Züchtungen durchsetzen konnten. Heute gibt es sowohl hohe als auch niedrigbleibende Sorten, und die Farbe der Blüten umfaßt die verschiedensten Abstufungen von Rot, Gelb und Rosa. Einige Sorten besitzen auch zweifarbige Blüten. In seinen verschiedenen Sorten wird das dekorative Blumenrohr jetzt vor allem als sommerliche Schmuckpflanze in öffentlichen Grünanlagen verwendet. Seine tropische Herkunft bedingt nach wie vor eine frostfreie Überwinterung der Rhizome. In tropischen Ländern ist das Blumenrohr vor allem eine Nutzpflanze. Seine Rhizome werden dort zur Gewinnung von Stärke, als Gewürz, Viehfutter und zur Farbstoffgewinnung verwendet. Hierauf deutet auch der Name C. edulis (»eßbar«) Ker-Gawler für eine heute meist zu C. indica gezogene Sippe. Die Samen werden in Afrika häufig zu Schmuckketten verarbeitet und einige Arten dort auch für kultische Zwecke und als Fetisch angepflanzt.