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ОглавлениеCheiranthus cheiri L. Goldlack
Cheiranthus cheiri L. Goldlack, Dodonaeus 1583
Der in Felsfluren des östlichen Mittelmeergebietes und Westasiens heimische Goldlack wurde bereits in der Antike als Gartenpflanze kultiviert. Dioskurides nannte ihn »leukóion mélinon«, Plinius »Viola lutea«, und Columella spricht von einem Veilchen, »welches sich belaubend mit Gold schmückt«. Als wohlriechende Pflanze wurde der Goldlack damals und auch später noch zu den Veilchen gezählt bzw. in eine als »Leukoion« (»weißes Veilchen«) bezeichnete Pflanzengruppe gestellt, ebenso wie auch die Levkoje (Matthiola incana, siehe dort) und ähnliche duftende Kreuzblütler.
In die mittelalterlichen Gärten ist der Goldlack im 12./13. Jh. gelangt. Albertus Magnus erwähnt ihn als safrangelbes Veilchen (viola crocea), »welches das eigentliche Veilchen im Geruch nachahmt«. Um 1410 wurde er auf dem Gemälde »Paradiesgärtlein« als Gartenpflanze abgebildet, und 1495 verzeichnet ihn der Hortus Sanitatis als »Gel fyoln«. In der Mitte des 16. Jhs. war der Goldlack in Deutschland bereits weit verbreitet und wurde, wie Fuchs 1542 vermerkt, überall in Gärten und Pflanzungen angetroffen. Während er von Brunfels (1530) »Geel Violaten« genannt wird, bezeichnet Fuchs (1542, 1543) die Art als Viola lutea, »Geel Veiel« und fügt hinzu: »Die Apotheker nennen sie Cheiri oder Cheirim«. Letzteres geht auf den arabischen und persischen Namen khiri für diese Art zurück. Verschiedene spätere Autoren verwendeten Cheiri bzw. Keiri als Gattungsnamen, auf welcher Grundlage dann Linnaeus (1737, 1753) den wissenschaftlichen Namen Cheiranthus cheiri schuf. Matthiolus und ihm folgende Autoren, wie z.B. Konrad Gessner (1561) und Caspar Bauhin, hingegen griffen auf den von Dioskurides verwendeten griechischen Namen »Leukóion« zurück und nannten die Art (latinisiert) Leucoium aureum bzw. luteum.
Um die Mitte des 16. Jhs. kannte man lediglich gelb blühende, einfache Formen. Eine gefüllte Form trat zuerst 1570 bei dem flämischen Botaniker Matthias Lobelius in Erscheinung und breitete sich seitdem auch in Deutschland aus. 1613 werden im Hortus Eystettensis bereits 2 gefüllt- und 3 einfachblühende gelbe Formen abgebildet. Die besseren Sorten wurden in Kübeln und Töpfen gezogen und bedurften im nördlichen Deutschland der frostfreien Überwinterung. So führt der Berliner Botaniker und Gartendirektor Elsholtz in seinem Gartenbaubuch (1684) »das also genante Gülden Laken Leucoium luteum pleno flore majus C. B.« unter dem »Schirm=Gewächß von Blumwerck« auf und schreibt, »gegen den Winter verwahret sie im Pomerantzen=Hause«, während »Einfache gelbe Violen, Leucoium luteum vulgare C. B.«, unter den »Zaserich Winter=Gewächsen«, d.h. den winterharten Freilandstauden, rangieren.
Im 18. Jh. gesellten sich zu den ursprünglich gelbblühenden Formen auch solche mit bräunlichen Blüten. 1773 kannte Gleditsch »große und kleine, gefüllte und ungefüllte Stangenviolen« mit gelben und mit außen oder innen bräunlichen Blüten, unter ihnen auch Formen mit weiß- oder gelbpanaschierten Blättern, »die in allen Lustgärten häufig genug erzogen werden«. 1818 nennt Wredow in seinem Gartenfreund Formen mit einfachen und mit mehr oder weniger gefüllten Blüten, goldgelb, hellgelb und fast schwarzbraun, selten auch violett. Auf der Grundlage dieser alten Formen entwickelte die Züchtung im 19. und 20. Jh. zahlreiche einfach- und gefülltblühende Namensorten in gelben und braunen Farbtönen. Dabei unterschied man zwei Sortengruppen, den niedrigen und verästelten Buschlack und den hochwüchsigen unverzweigten Stangenlack. Letzterer spielte zeitweise eine große Rolle als Schnittblume. Heute hat seine Bedeutung als Schnittblume stark nachgelassen, wie er auch als Gartenpflanze und Pflanze der Fensterbretter längst nicht mehr so häufig ist wie früher.
Ehemals war der Goldlack nicht nur eine überaus beliebte Zierpflanze, wofür auch seine zahlreichen Volksnamen sprechen (hierzu Marzell), sondern auch eine Arzneipflanze. Seine getrockneten Blüten, die Samen und die Wurzeln wurden medizinisch verwendet, vor allem gegen Hautjucken, zur Beförderung von Menstruation und Geburt, zur Heilung von Geschwülsten und bei Erkrankungen der Milz. Auch bereitete man aus den Blüten ein Gesichtswasser für fleckenlose und schöne Haut. Die Pflanze enthält die giftigen Inhaltsstoffe Cheirotoxin und Cheirosin, welche herzwirksam sind und auch heute noch vereinzelt als Präparate bei Herzerkrankungen eingesetzt werden.