Читать книгу Der Dreißigjährige Krieg Band 1-3: Der Winterkönig / Der tolle Halberstädter / Der Hexenbrenner - Jörg Olbrich - Страница 25

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Prag, 04. Oktober 1618

»Frau Fabricius, ich lege Euch mein bescheidenes Reich zu Füßen!«

»Ich danke Euch, Herr Fabricius. Das ist sehr großzügig von Euch.«

Philipp öffnete die Tür zu seinem neuen Haus, das er sich mit Hilfe seiner Ersparnisse und der Fürsprache von Polyxena von Lobkowitz hatte kaufen können, nahm Magdalena auf den Arm und trug sie über die Schwelle. Nachdem er sie wieder auf dem Boden abgesetzt hatte, fiel sie ihm um den Hals und sie küssten sich innig. Immer wieder hatte Philipp sich diesen Moment in den letzten Wochen vorgestellt. Das Gefühl, Magdalenas Lippen auf seinen zu spüren, übertraf aber alles, was er jemals erlebt, oder zu träumen gewagt hatte. Für ihn war am heutigen Tag sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen. Magdalena war nun seine Frau. Sie würden für immer zusammen sein. Philipp schwor sich, alles zu tun, damit sein Weib diesen Schritt niemals in ihrem Leben bereute!

Für die beiden Frischvermählten schien in diesem Moment die Zeit stillzustehen. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher, bis Magdalena sich schließlich von Philipp löste.

»Führ mich nach oben«, sagte sie und sah ihn sehnsüchtig an.

Das wollte sich Philipp nicht zweimal sagen lassen. Er nahm seine Frau bei der Hand und schritt mit ihr eilig die Treppe hinauf. Noch immer konnte er es nicht fassen, dass er jetzt wirklich mit Magdalena verheiratet war und mit ihr gemeinsam sein Leben gestalten durfte.

Diepold von Lobkowitz hatte gegen den Willen von Graf von Thurn, der es Philipp nie verziehen hatte, dass er nach dem Fenstersturz nach Wien geflohen war, um den Kaiser von dem Aufstand zu unterrichten, durchgesetzt, dass die Trauung im Veitsdom hatte stattfinden können. Es waren nicht viele Gäste anwesend gewesen, aber das störte das junge Paar nicht. Im Anschluss an den Gottesdienst hatte es sich Polyxena nicht nehmen lassen, eine kleine Hochzeitsfeier auf ihrem Anwesen zu veranstalten.

Magdalena und Philipp hatten unzählige Glückwünsche über sich ergehen lassen müssen. Bier und Wein flossen in Strömen. Die Gäste waren über die Abwechslung froh, von denen es in den schwierigen Zeiten viel zu wenige gab, und feierten ausgelassen. Endlich hatte man aber dann doch ein Einsehen mit dem jungen Brautpaar gehabt und sie in ihre Hochzeitsnacht entlassen. Jetzt waren sie zum ersten Mal als Mann und Frau in dem Haus, welches ab heute ihnen beiden gehörte.

Als sie das Schlafzimmer erreichten, umarmte Magdalena ihren Mann erneut und ließ sich mit ihm auf das neue Bett fallen, das Philipp am Vortag vom Schreiner geliefert bekommen hatte.

»Zieh mich aus«, forderte Magdalena ihren Mann auf. »Ich habe sehr lange auf diese Nacht gewartet!«

»Ich auch. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.«

Wieder küssten sie sich und Philipp versuchte umständlich Magdalenas Hochzeitsgewand aufzubekommen, welches hinter ihrem Rücken verschnürt war. Erst als sie ihm half, gelang es, ihr das lästige Kleidungsstück auszuziehen. Philipp streichelte erregt über Magdalenas weiche Haut. Sie stöhnte auf, als er mit der Hand über ihre kleinen Brüste fuhr. Dann zog sie an seinem Hemd und streifte es ihm über den Kopf. Wenige Augenblicke später waren beide nackt und vergaßen die Welt um sich herum völlig. Die aufgestaute Sehnsucht der beiden nacheinander fand nun ein Ventil, durch das sie aus ihnen herausfließen konnte, und Philipp spürte eine Woge des Glücks in seinem Körper, als er langsam in sie eindrang.

Als Magdalena eine Stunde später in Philipps Armen eingeschlafen war, streichelte er liebevoll über ihre langen Haare. Er wagte es nicht sich zu bewegen, weil er sie nicht wecken wollte. Wieder durchströmten ihn Gefühle absoluten Glückes. Er war mit der schönsten Frau in ganz Böhmen verheiratet. Für den Moment konnte er die Sorgen wegen des bevorstehenden Krieges vergessen. Wenn es in der Stadt zu gefährlich werden würde, wollte er sie mit Magdalena verlassen. Antons Angebot aus Wien konnte er jetzt nicht mehr annehmen. Als Schreiber in einem Heer wäre er einer ständigen Gefahr ausgesetzt. Philipp wollte nicht, dass sein Weib und die Kinder, die hoffentlich bald kommen würden, sich um ihn sorgen mussten. Er war allerdings bereit dazu, sich mit seinem Weib irgendwo auf einem Hof niederzulassen.

***

In den nächsten drei Tagen verließen sie das Haus nur, um gemeinsam auf dem Markt ein paar Besorgungen zu machen. Die meiste Zeit verbrachten sie im Bett. Beiden kam es so vor, als hätten sie nach den schwierigen Monaten viel nachzuholen. Magdalena wich nicht von Philipps Seite, und der konnte nicht genug davon bekommen, mit seinen Händen jede Stelle ihres Körpers zu erkunden.

Am vierten Tag nach der Hochzeit wurde es für Philipp Zeit, seine Arbeit im Hause der von Lobkowitzes wiederaufzunehmen. Es fiel ihm schwer, Magdalena am Morgen alleine in ihrem Haus zurückzulassen. Auch wenn es nur für ein paar Stunden war, fand er es schrecklich, von ihr getrennt zu sein.

Polyxena begrüßte ihren Schreiber mit einem wissenden Lächeln. Philipp brauchte nicht viel zu erzählen. Die Gräfin wusste auch so, wie die beiden die letzten Tage verbracht hatten. Er bedankte sich noch einmal bei der Gräfin, die ihm versicherte, dass es ihr eine große Freude gewesen sei, die Feier für das glückliche Brautpaar auszurichten.

Von Diepold erfuhr Philipp, dass die böhmischen Stände Ferdinand jetzt endgültig als König absetzen wollten. Weder ihm selbst noch Graf von Solms war es gelungen, das Direktorium von Prag davon zu überzeugen, dass sie einen Krieg nur schwer würden gewinnen können.

Diepold berichtete auch, dass von Mansfeld mit seinen Mannen weiter vorrückte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er das erste Mal mit der kaiserlichen Armee aufeinandertraf.

»Werdet Ihr denn in der Stadt bleiben?«, fragte Philipp.

»Warum sollten wir weggehen?«, gab Polyxena zurück. »Der Streit mit König Ferdinand beschränkt sich längst nicht mehr auf die Religionsfreiheit. Das Direktorium weiß, dass es auf die katholischen Adeligen angewiesen ist. Außerdem sind weit weniger Menschen in Böhmen protestantisch, als Graf von Thurn es gerne sehen würde.«

»Es werden nicht alle Bürger der Stadt damit einverstanden sein, wenn das Direktorium einen Krieg gegen den Kaiser führt.«

»Das mag sein«, gab Polyxena zu. »Dennoch werden sie sich nicht gegen von Thurn und von Ruppau stellen. Warum sollten sie das auch tun? Die meisten von ihnen profitieren mittlerweile davon, dass viele Soldaten in der Stadt sind, weil sie so ihre Waren besser verkaufen können. Die Schlachten finden weit von Prag entfernt statt. Die Bürger fühlen sich hier sicher.«

»Das kann sich aber schnell ändern, wenn es nicht gelingt, die kaiserliche Armee zurückzuschlagen.«

»Ja, Philipp. Das Volk glaubt aber nicht daran, dass dies geschehen wird.«

»Glaubt Ihr es denn?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Polyxena. »Wie auch immer. Mein Gatte und ich bleiben in Prag. Wenn du mit Magdalena gehen willst, kann ich das verstehen. Ich würde euch nicht aufhalten.«

»Wir werden ebenfalls hierbleiben. Zumindest vorerst.«

»Gib auf dein Weib acht«, sagte Diepold. »Du musst das tun, was für deine Familie am besten ist.«

»Das werde ich«, antwortete Philipp. »Das werde ich ganz sicher!«

Der Dreißigjährige Krieg Band 1-3: Der Winterkönig / Der tolle Halberstädter / Der Hexenbrenner

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