Читать книгу Scriptor Praxis: Klassenarbeiten im Fach Mathematik gestalten - Matthias Römer - Страница 12
Rolle der Aufgaben
ОглавлениеKompetenzen (Fähigkeiten und Fertigkeiten) können nur erfasst werden, wenn sie beobachtbar bzw. wahrnehmbar sind. Es ist ebenso ein Bestreben in der Leistungserfassung, auch Kompetenzen zu messen, die man nicht direkt beobachten kann, z. B. ob ein Lernender verstanden hat, was ein Bruch ist oder ob er verschiedene Problemlösestrategien kennt. Mithilfe beobachtbarer Tätigkeiten sollen das Vorhandensein und die Stufe der vorhandenen Kompetenzen eingeschätzt, mithin die Performanz in den Blick genommen werden. Zu diesem Zweck nutzt man Aufgaben.
Aufgaben dienen in der Leistungserfassung als Indikatoren. Sie machen u. a. Dinge beobachtbar, die normalerweise nicht zu beobachten sind. Bei einer Aufgabe geht man dementsprechend implizit davon aus, dass ein Lernender, der die Aufgabe erfolgreich löst, dies nur dann kann, wenn er auch über ein bestimmtes Wissen, bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten verfügt. Eine Aufgabe oder ein Arbeitsauftrag in einer Leistungserfassung ist also nie Selbstzweck, sondern immer ein Indikator.
Natürlich kommt es vor, dass Aufgaben nicht nur als Indikator für eine sondern gleich für mehrere Kompetenzen, also Kompetenzbündel dienen. Hierbei stehen die einzelnen Kompetenzen häufig in einer interdependenten Beziehung zueinander, was es mitunter schwierig macht, Aussagen zu einzelnen Kompetenzen zu treffen.
Die fokussierende Erwartung an einzelne Aufgaben in der Leistungserfassung macht deren Konstruktion so schwierig. Während es in Lernsituationen nicht dramatisch ist, wenn ein Kompetenzbündel gefordert ist, ist die Fokussierung auf einzelne Kompetenzen in Leistungssituationen zum Teil essenziell.
Darüber hinaus sind Aufgaben manchmal auf verschiedene Arten zu lösen, d. h. die möglichen nutzbaren Kompetenzen können theoretisch sogar disjunkt sein. So lassen sich Multiple-Choice-Aufgaben mit mathematischen Kompetenzen richtig lösen, sie lassen sich aber auch zum Teil lösen, wenn man über die Kompetenz verfügt, anhand der sprachlichen Merkmale die Distraktoren zu isolieren.