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Klassenarbeiten
ОглавлениеKlassenarbeit, schriftliche Arbeit, Probe – je nach Region, Bundesland oder Tradition gibt es unterschiedliche Bezeichnungen dafür. Gemeint ist immer das Gleiche: die gängigste Art der schriftlichen Leistungserfassung im Mathematikunterricht. Eine Zusammenstellung von Aufgaben und Arbeitsaufträgen, deren Zweck es ist, zu überprüfen, welche Kompetenzen, welches Wissen der oder die Lernende in den letzten Wochen, Monaten, Jahren im Mathematikunterricht erworben hat.
Gute Klassenarbeiten schaffen es, den Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler zu erfassen und daraus zwei zentrale Handlungsoptionen des schulischen Alltags abzuleiten, die in Abbildung 3 dargestellt sind. Zum einen zu diagnostizieren und somit einen Leistungsstand festzustellen und dann im idealen Falle diesen Leistungsstand mitsamt Handlungsempfehlungen für den oder die Lernenden bzw. für die Erziehungsberechtigten zurück zu spiegeln. Diese Handlungsempfehlungen dienen damit der Selbstregulation des Lernenden, der Verbesserung des Lern- und Arbeitsprozesses als auch der Rückmeldung für den Lernenden selbst (Hattie/Timperley 2007).
Abbildung 3
Die zweite Handlungsoption, die aus einer Klassenarbeit hervorgeht ist die Leistungsbewertung, die einer Messung der vom Lernenden beherrschten Kompetenzen normalerweise in Form einer Note nachfolgt. Häufig steht diese zweite Option im Vordergrund.
Büchter/Leuders (2005, 166) fassen die Schwierigkeit, Kompetenzen durch die Bearbeitung von Aufgaben sichtbar zu machen, zusammen:
„Die mathematischen Kompetenzen eines Schülers oder einer Schülerin sind nie direkt beobachtbar. […] Im Einzelfall kann es sehr viele widrige Umstände geben, die einen Schüler in einer konkreten Situation, z. B. einer Klassenarbeit, davon abhalten, seine Kompetenzen auch zu zeigen. Die Performanz aber drückt sich in dem tatsächlich gezeigten und von außen beobachtbaren Verhalten des Schülers aus. Wenn wir von Leistung sprechen, so schätzen wir dieses beobachtbare Verhalten des Schülers auf eine bestimmte Weise ein […].“
Diese Unterscheidung zwischen der mathematischen Kompetenz und der in der Leistungserfassung gezeigten Performanz ist nicht nur rein akademisch. Die bei Chomsky (1971, 14 f.) in Bezug auf Sprache festgelegte Unterscheidung zwischen Kompetenz und Performanz prägt auch die oft zitierte und hinlänglich bekannte Weinert’sche Definition4, die von verfügbaren Fähigkeiten und Fertigkeiten spricht (Weinert 2001, 27 f.). In dem Sinne, wie Chomsky5 (bzw. seine Übersetzer) aber auch den Begriff der Sprachverwendung analog zum Begriff der Performanz nutzt, lässt sich erahnen, was dies im Transfer auf die Mathematik bedeuten könnte: Es reicht keinesfalls nur aus, die Kompetenzen zu besitzen (verfügbar zu haben) sondern der entscheidende Punkt ist, dass man in der Lage ist, Mathematik zu verwenden, vielmehr zu gebrauchen6. Zu diesem Gebrauch von Mathematik wird idealerweise in einer geeigneten Leistungserfassung aufgefordert.
Aufgrund der vielen Bedingungen ist die Konstruktion geeigneter Klassenarbeiten kein trivialer Vorgang. Fehler sind dabei nicht zu vermeiden. Lehrerinnen und Lehrer haben mittlerweile ein so vielfältiges Tätigkeitsfeld, dass es unmöglich ist, alle diese Tätigkeiten mit der gleichen Qualität erledigen zu können. Umso wichtiger erscheint es, sich das Phänomen Klassenarbeit genauer zu betrachten, um auf der Basis von Hinweisen und gute Beispiele die Erfassung der vorhandenen oder nicht vorhandenen Kompetenzen so zu gestalten, dass sie einem Anspruch an gute Leistungsfeststellung genügen.