Читать книгу Scriptor Praxis: Klassenarbeiten im Fach Mathematik gestalten - Matthias Römer - Страница 15

Die beschriebene Vielfalt der Bezeichnungen bildet sich interessanterweise nicht in der Struktur oder Zusammenstellung von Klassenarbeiten ab. Klassenarbeiten ähneln sich über die Bundesländer, Schulformen und Klassenstufen hinweg. Es scheint im deutschsprachigen Raum im Fach Mathematik ein stillschweigendes Einverständnis hinsichtlich der Gestalt einer Klassenarbeit zu geben. Schließen kann man dies u. a. auch aus den diversen Publikationen zu diesem Thema, die das Ziel haben, Kolleginnen und Kollegen Musterklassenarbeiten an die Hand zu geben, um ihnen damit die Arbeit zu erleichtern (z. B. Gehstein 2011 und Folgebände, Eder 2013 und Folgebände oder verschiedene Websites, auf denen Beispielklassenarbeiten zum Download angeboten werden). Analysiert man diese (Kopier-)Vorlagen, so findet man viele Übereinstimmungen hinsichtlich des Aufbaus und der Zusammenstellung einzelner Aufgabensets. Ob die dort vorgegebenen Muster jedoch immer geeignet sind, im Sinne einer ausgewogenen, sinnvollen und kompetenzorientierten Leistungserfassung, muss anhand von Qualitätskriterien diskutiert werden.

Der Aufbau und die Zusammenstellung dieser Klassenarbeiten bewegt sich zwischen einer gutgemeinten Tradition, die im Sinne eines common sense von zahlreichen Beteiligten im System geteilt wird und einer Generalisierung eigener Erfahrungen, die in der Art einer wissenschaftlichen Theorie eigenes Wissen in den Rang einer Handlungsnorm erhebt (vgl. Bourdieu 2001, 123 f.). Gespeist wird dieser common sense in Bezug auf Klassenarbeiten durch eine Tradition, die über Generationen von Mathematiklehrerinnen und -lehrern ihr Wissen über Mathematik-Klassenarbeiten jeweils weitergegeben haben (meistens auch die Klassenarbeiten selbst).